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Eine Kontrolle in der Berliner S-Bahn.

© imago/Jürgen Ritter

Update

Berlinerin teilt Video bei Instagram: Kontrolleure brechen Fahrgast den Finger - BVG hat offenbar Kontakt zum Opfer

In einer Straßenbahn eskaliert in Friedrichshain im Januar eine Fahrscheinkontrolle. Die Verkehrsbetriebe sind offenbar im Austausch mit der Frau.

Der Heimweg mit der Straßenbahnlinie M10 endet für die 31-jährige Juju Kim am 18. Januar mit einem Aufenthalt im Krankenhaus. Als die Yogalehrerin gegen 17.30 Uhr in Friedrichshain in eine Tram in Richtung Prenzlauer Berg steigt, versucht sie, ihr digitales Vierfahrtenticket in der BVG-App zu aktivieren, sagt sie dem Tagesspiegel.

Als sie die App auf ihrem Smartphone öffnet, stürzt das Programm mehrmals ab, bis sie die Fahrkarte schließlich digital entwerten kann. Kurz darauf betreten zwei Fahrkartenkontrolleure der BVG die Bahn, Kim zeigt ihr gültiges Ticket, doch einer der Männer teilt Kim mit, es sei "zu spät".

Tatsächlich gilt bei BVG und S-Bahn die sogenannte Zwei-Minuten-Regel, die verhindern soll, dass Fahrgäste ihre digitalen Tickets erst beim Erblicken von Kontrolleuren kaufen. Um die Regel durchzusetzen, wird auf den Online-Tickets in der App ein kleiner Countdown eingeblendet, der zwei Minuten herunter zählt.

In der Vergangenheit sorgte die Regel immer wieder für Streitereien zwischen Passagieren und Kontrolleuren, in einigen Fällen stellte die S-Bahn angebliche Schwarzfahr-Vorwürfe, die sich aus der Zwei-Minuten-Regel ergaben, aus Kulanzgründen wieder ein. Auch im Fall der 31-jährigen Kim eskaliert die Situation innerhalb weniger Minuten. Von Anfang an seien die Kontrolleure "extrem aggressiv" aufgetreten, sagt die Yogalehrerin.

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Am Frankfurter Tor wird Kim zum Verlassen der Bahn aufgefordert, an der Haltestelle sollen beide Kontrolleure sie an den Armen gepackt haben. "Ich weiß nicht mehr genau was sie gesagt haben, aber sie haben mich angeschrien und herumgeschubst", sagt Kim. Als sie sich losreißen will, verdreht einer der Männer Kims Finger, die Knochen brechen. Die Szene ist in einem Video festgehalten, das andere Fahrgäste aufnehmen.

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Die Yogalehrerin schreit und weint, doch die Kontrolleure lassen nicht von ihr ab. Schließlich trifft die Polizei ein, die Beamten rufen einen Rettungswagen. Mit einem Spiralbruch landet Kim im Krankenhaus, in zwei Wochen wird sie erneut operiert. Auf Anfrage des Tagesspiegels bestätigt die Pressestelle der Polizei den Einsatz am 18. Januar. Sowohl gegen Kim als auch gegen einen 24-jährigen Kontrolleur wird wegen Körperverletzung ermittelt.

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Der 24-jährige habe sich über Schmerzen im Bein beklagt, weitere Informationen zu dem Fall seien wegen laufender Ermittlungen derzeit nicht möglich, heißt es von der Polizei. Auch der BVG ist der Vorfall bekannt. Die Verkehrsbetriebe wollen sich mit der Frau austauschen. „Es gibt einen Kontakt mit der Frau“, sagte ein BVG-Sprecher am Freitag. Zu Inhalten werde sich die BVG aber nicht äußern, sondern die Ermittlungen der Polizei abwarten.

Grundsätzlich würden Beschwerden sehr ernst genommen, es gebe dafür einen festen Ablauf. „Wir prüfen jeden Einzelfall.“ Jährlich gebe es sieben Millionen Kontrollen. Bei Instagram versicherte die BVG: „Wir sind uns der im Video dargestellten Situation bewusst.“ Es würde alles versucht, den Fall schnell zu klären und zu lösen.

Auf Anfrage des Tagesspiegels teilte die Pressestelle der Verkehrsgesellschaft mit, bei Kenntnis von schwerwiegenden Fällen werde unabhängig von polizeilichen Ermittlungen das eigene Personal angehört, Zeugenaussagen geprüft und mögliche Videoaufnahmen gesichtet.

Immer wieder werden Vorwürfe gegen brutale Fahrscheinkontrollen von Sicherheitsdienstleistern der BVG und S-Bahn bekannt. Auf Instagram existiert in Anlehnung an den BVG-Werbeslogan "Weil wir dich lieben" der Account "Weil wir uns fürchten", der rassistische und aggressive Attacken auf Fahrgäste durch Kontrolleure öffentlich macht. (mit dpa)

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