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Historischer Moment. Helmut Kohl, Walter Momper und andere Politiker lassen am 22. Dezember 1989 vor dem Brandenburger Tor in Berlin Friedenstauben aufsteigen.

© picture alliance / dpa

Berliner zum Tod des Altkanzlers: "Berlin war ihm ein Herzensanliegen"

Er war der Hauptstadt über Jahrzehnte eng verbunden - erste Reaktionen aus der Landespolitik auf den Tod Helmut Kohls.

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Der Regierende Bürgermeister und SPD-Landeschef Michael Müller reagierte mit "großer Betroffenheit und Trauer" auf den Tod Helmut Kohls. Die Berliner würden nie den Anteil vergessen, den der Alt-Kanzler an der friedlichen Wiedervereinigung und damit letztlich auch an der Einheit Berlins hatte.

Aus diesem Grund, so Müller, sei ihm die Ehrenbürgerwürde Berlins, "Gemeinsam mit weiteren Architekten der deutschen Einheit wie Ronald Reagan und Michail Gorbatschow verliehen worden. Kohl habe sich um Deutschland und seine Hauptstadt verdient gemacht. Müller würdigte auch, dass sich der verstorbene in der Debatte um den Sitz von Regierung und Parlament klar zum Umzug nach Berlin bekannt habe.

Die Landesvorsitzende der Berliner CDU, Monika Grütters, reagierte "mit großer Bestürzung und tiefer Trauer" auf den Tod Kohls. Die Welt trauere um einen großen Staatsmann und Deutschland um seinen Kanzler der Einheit. Mit dem Tod Helmut Kohls verliere "unser Land den Vater der Wiedervereinigung und Europa einen seiner wichtigsten Baumeister", sagte Grütters.

Große politische Lebensleistung

In seinem langen politischen Leben habe er sich stets leidenschaftlich für ein Leben in Frieden und Freiheit eingesetzt. Die große politische Lebensleistung des ehemaligen Kanzlers und CDU-Parteivorsitzenden habe Deutschland nachhaltig positiv geprägt und werde in die Geschichtsbücher eingehen. Gerade auch für die Berliner, so Grütters, sei der Tod Helmut Kohls ein schwerer Schlag. "Sein Einsatz für die Wiedervereinigung galt auch immer unserer Stadt, die ihm ein Herzensanliegen war und die ihn zu ihren Ehrenbürgern zählt". Die Hauptstadt verneige sich in Dankbarkeit und Trauer vor einer Weltpersönlichkeit.

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Der Berliner CDU-Fraktionschef Florian Graf sagte, dass er "persönlich sehr traurig sei", auch weil die Politik Helmut Kohls ihn vor vielen Jahren dazu bewegt habe, sich in der CDU für Berlin zu engagieren. "Als deutscher Politiker hat er – im Gegensatz zu vielen anderen – nie die deutsche Teilung akzeptiert." Als großer Freund und Ehrenbürger Berlins habe er gesehen, was die Teilung der Stadt und die Teilung Deutschlands für die Menschen bedeutet habe.

„Wir Berliner haben Helmut Kohl sehr viel zu verdanken“, erklärte der Präsident des Abgeordnetenhauses, Ralf Wieland (SPD). Als Kanzler der Einheit sei er in die europäische Geschichte eingegangen. Und als Kanzler habe er dafür gesorgt, dass auch Berlin in Freiheit seine geeinte Zukunft gestalten konnte. „Unser Bild von Helmut Kohl ist konservativer als es seine geistige und politische Haltung war“, so Wieland.

Er sei durchaus ein Modernisierer gewesen und habe den Sozialstaat nie infrage gestellt. „Die parlamentarische Demokratie war ihm heilig, das Parteiensystem auch“. So habe er aus der CDU eine moderne Volkspartei mit Verankerung in der gesellschaftlichen Mitte gemacht.

„Wir Berliner haben Helmut Kohl sehr viel zu verdanken"

"Ich erinnere mich gut, wie er mit großer Entschiedenheit und Begeisterung die Entwicklungsplanung für Bundesregierung und Parlament begleitet hat. Das von starken eigenen Meinungen geprägte Engagement  ging einher mit großer Kollegialität und Offenheit unseren Berliner Vorstellungen gegenüber. Er wollte selbst bestimmen, ließ sich aber auch überzeugen. Es war eine anstrengende, aber fruchtbare Zusammenarbeit", so

Volker Hassemer, früherer Stadtentwicklungssenator.

Der AfD-Fraktionsvorsitzende Georg Pazderski nannte Kohl einen "großen deutschen Staatsmann", dessen Lebenswerk die deutsche Einheit sei. Dafür gebühre ihm Dank und Anerkennung.

Jochen Feilcke, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, begleitete Kohl als Bundestagsabgeordneter auf viele Reisen, unter anderem 1995 bei Yitzhak Rabin in Israel. "Es war wunderbar, wie er uns immer in den Mittelpunkt stellte, um dem jeweiligen Gastgeber zu zeigen, wie wichtig das deutsche Parlament ist", sagte Felicke. "Im Flugzeug erzählte er dann immer Anekdoten".

"Er wird für mich immer der Kanzler der Einheit bleiben", so Bernhard von der Planitz, früherer Protokollchef der Bundesregierung. Die Geschichte werde zeigen, ob ihm zu Lebzeiten hinreichend gedankt dafür wurde. Im Ausland habe er oft erlebt, wie viel Anerkennung ihm als großem Europäer entgegen gebracht wurde.

Auch der berliner Sterne-Koch Hans-Peter Wodarz erinnert sich gerne an den Altkanzler: "Wenn er in mein Restaurant kam, dann war das Restaurant voll. Er war ein Gernesser mit einer Vorliebe für rustikale Gerichte. Auch Ente mochte er. Mein schönstes Erlebnis mit ihm war bei der kulinarischen Wiedervereinigung  beim Kanzlerfest 1990, die ich organisiert hatte. Die jeweils zehn besten Köche Ost und West kochten Nudeln, und irgendwann stand er mit Lothar de Maizière im Arm in der Küche."

Zum Tod von Helmut Kohl erklärt Sibylle Meister, MdA, Landesvorsitzende der FDP Berlin: "Sein Einsatz für Frieden und Freiheit verbindet ihn mit allen Freien Demokraten. Im Engagement für die deutsche Einheit und die Europäische Union wussten sich die Freien Demokraten mit dem Christdemokraten stets einig. Die Erinnerungen an die Wiedervereinigung und die Verständigung zwischen den Europäischen Völkern werden sich immer mit dem Wirken Helmut Kohls verbinden."

Die Landesvorsitzende der Berliner Linkspartei, Katina Schubert, äußerte sich auch mit einem kritischen Ton: „Ich bin in Gedanken bei seiner Familie, die den Tod Helmut Kohls betrauert. Er hat sich große Verdienste um die europäische Einigung gemacht, aber die Folgen der Vereinigung Deutschlands aus unserer Sicht teilweise falsch eingeschätzt. Die blühenden Landschaften hat es nicht gegeben, das war der große Irrtum Helmut Kohls.“

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