zum Hauptinhalt
Der neue ZLB-Standort soll auf dem Gelände der Kreuzberger AGB entstehen.

© imago/Schöning

Berliner Zentral- und Landesbibliothek: Die ZLB kommt an den Blücherplatz

Der neue Standort neben der Amerika-Gedenkbibliothek in Kreuzberg steht nun fest. Kultursenator Lederer rechnet aber nicht mit einem Baubeginn vor 2025.

Von Sabine Beikler

Jahrelang hat Klaus Wowereit an einem Neubau für die Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) auf dem Tempelhofer Feld festgehalten. Dann scheiterte 2014 das Projekt nach dem Volksentscheid, der eine Bebauung des Feldes verbietet. Im selben Jahr trat auch der SPD-Politiker Wowereit als Regierender Bürgermeister zurück. Und dann passierte lange nichts.

Doch jetzt hat das Gezerre um den Standort erst einmal ein Ende. Die ZLB erhält einen Neubau neben der Amerika-Gedenkbibliothek (AGB) am Blücherplatz in Kreuzberg. Der bisherige Vorschlag, die ZLB am Marx-Engels-Forum in Mitte zu bauen, ist damit zwar vom Tisch. Aber der Baubeginn dauert noch viele Jahre. Kultursenator Klaus Lederer (Linke) rechnet damit nicht vor 2025.

Die Entscheidung des Senats für den Blücherplatz fiel am Dienstag ohne Bürgerbeteiligung, die bei solch großen Bauvorhaben von Rot-Rot-Grün eigentlich vorgesehen ist. Lederer sagte, ab 21. August bis Anfang November würden „Partizipationsprozesse“ laufen, die von der ZLB initiiert werden. Die ZLB kündigte an, dass die Veranstaltungen unter dem Arbeitstitel „Stadtgesellschaft macht Bibliothek in der Stadt“ laufen werden.

Gegen den Standort Marx-Engels-Forum

Finanzielle Mittel sind im Haushalt noch nicht eingestellt, sieht man von 1000 Euro ab, die für 2021 als „Platzhalter“ in der Finanzplanung stehen. Für die Beteiligungsveranstaltungen stehen im Haushalt für dieses Jahr 300.000 Euro zur Verfügung. Der Kultursenator sagte, Wirtschaftlichkeitsberechnungen im Jahr 2017 seien von 360 Millionen Euro ausgegangen, sowohl für das Marx-Engels-Forum als auch für den Kreuzberger Standort.

Schon vor vier Jahren hatte die zurzeit im unbezahlten Urlaub weilende Senatsbaudirektorin Regula Lüscher Baukosten von 350 Millionen Euro statt der damals veranschlagten 270 Millionen Euro prognostiziert.

Gegen den Standort Marx-Engels-Forum sprachen laut Lederer mehrere Gründe. Das Forum hätte nur komplett bebaut werden können auf Kosten der Grünfläche. Auf diese aber hätten die Bürger bei den Stadtgesprächen zur Bebauung von Mitte großen Wert gelegt. Außerdem hätte ein Neubau die Sichtachse zwischen Humboldt-Forum und Alexanderplatz zerschnitten.

Ein Neubau am Forum hätte zudem „in die Tiefe“ gehen müssen. Das wiederum würde gerade an dem Ort, der das Gründungsgebiet der Stadt sei, so Lederer, zu nicht vorhersehbaren Schwierigkeiten führen. So könnte der Bau zum Beispiel durch den Fund von Bodendenkmälern wieder unterbrochen oder gar gestoppt werden.

Gute Verkehrsanbindung in Kreuzberg

Für den Standort in Kreuzberg würde zum einen die gute Verkehrsanbindung sprechen. Außerdem sei der Standort bei den Nutzern sehr gut angenommen und akzeptiert. Auch der Bezirk würde laut Kultursenator den Neubau am Blücherplatz für die Stadtentwicklung positiv bewerten. In Kreuzberg könne das gesamte Areal „inklusive Parkplatz und Park“ bebaut werden. Die AGB solle möglichst in das neue Gebäudeensemble integriert werden. Zunächst aber müsse ein Bedarfsprogramm erarbeitet werden. Danach muss der Flächennutzungsplan geändert werden, gefolgt von einem „Rahmenterminplan“.

Die ZLB begrüßte die Senatsentscheidung „mit großer Freude“, auch sie befürwortet den Standort Kreuzberg. Der Stiftungsvorstand Volker Heller hatte mehrfach eine rasche Entscheidung des Senats gefordert, da die ZLB in den bestehenden Räumen an ihre Grenzen stößt. Ursprünglich war die AGB für täglich 500 Besucher geplant. Im Schnitt zählte die AGB im Vorjahr an einem Sonnabend aber 4300 Besucher und ist in Berlin die meistbesuchte Kultureinrichtung. Von den 3,6 Millionen Gästen pro Jahr besuchen 20 Prozent die Berliner Stadtbibliothek in Mitte und 80 Prozent die AGB in Kreuzberg.

Über die künftige Nutzfläche oder architektonische Wünsche gab es von Seiten des Kultursenators am Dienstag keine Angaben. Er ist sich aber sicher, dass die Bedeutung der Bibliotheken in der heutigen Zeit noch wachsen werde. Bibliotheken seien „Erlebnisorte, Townhalls, kulturelle Orte und Orte der digitalen Medienkompetenz“, sagte Lederer. „Wir wollen mit Schaffung der ZLB die Teilhabe von allen Bürgern am öffentlichen Leben ermöglichen.“

Die ZLB solle ein Ort sein, an dem städtisches Leben aufeinandertreffe, „an dem politische Auseinandersetzungen möglich sind in einem Agora-Charakter“. Das sind hehre Pläne. Die ZLB hofft nun vom Senat „eine genauso große Entschlossenheit bei der Finanzierung und Realisierung“ dieses wichtigen Kultur- und Bildungsprojektes.

Zur Startseite