zum Hauptinhalt
Am Dienstag fand der "1. Tag des Berliner Wassers" statt. Die Mineralwasser-Lobby kritisierte die Aktion.

© Lino Mirgeler/dpa

Berliner Wirtschaft am Mittwoch: Schall und Rauch im Wasserglas

Am Dienstag fand der "1. Tag des Berliner Wassers" statt, der nicht nur Anhänger fand. Außerdem: Richtfest am "Quartier Bundesallee" und Arbeitsmarktzahlen.

Wer hätte geahnt, dass aus dem „1. Tag des Berliner Wassers“ am Dienstag ein kleines Politikum werden könnte? Es gab ein kleines „Brunnenfest“ samt „mobiler Wasserbar“ am Kreuzberger Mariannenplatz, dazu freundliche Glückwünsche der Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne), die, wohl auch in ihrer Funktion als Aufsichtsratsvorsitzende der Berliner Wasserbetriebe, zu Protokoll gab: „Natürlich trinke ich Berliner Wasser frisch aus der Leitung, am liebsten frisch gekühlt und aufgesprudelt aus den Trinkwasserspendern in der Senatsverwaltung.“

Unabhängig davon, dass nicht alle Mitarbeiterinnen in Behörden so sorglos Leitungswasser genießen können – in einigen Dienstgebäuden geben die Leitungen zu viel Blei ab –, provozierte diese Aktion Widerstand der Mineralwasserabfüller.

Deren Cheflobbyist Ullrich Schweitzer, Leiter des „Dialog Natürliches Mineralwasser“, kritisierte die Aktion in Kreuzberg so wie ähnliche Projekte rund um die „Wasserwende“: Sie würden angeblich mit Millionen aus dem Bundesumweltministerium gefördert, um das Naturprodukt Mineralwasser als „überflüssiges Produkt“ verächtlich zu machen. Rund 12.500 Arbeitsplätze, überwiegend in gewachsenen, ländlichen Regionen in kleinen und mittleren mittelständischen Familienunternehmen würden gefährdet.

„Die Menschen in Deutschland sollten selbst entscheiden, was sie trinken wollen“, forderte Schweitzer. Es ist das alte Dilemma: Wer das Verhalten einiger Menschen verändern will, trifft andere Menschen so, dass es wehtut. So tötet Leitungswassertrinken Jobs, genau wie das Nichtrauchen.

Spannend werden die Quartalszahlen von Rocket Internet

Die Krisen in der Mineralwasser- und Tabakindustrie dürften sich noch nicht auf die örtliche Arbeitsmarktstatistik niederschlagen, die die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch vorlegen will. Nicht auszuschließen ist aber, dass die Sorgen wegen des Brexits und des Handelsstreits zwischen den USA und China einen neuen Niedrigstand der Arbeitslosenquoten in Berlin und Brandenburg vereiteln.

Spannend sind vor dem Hintergrund des Strukturwandels in der Berliner Wirtschaft auch die Zahlen zum ersten Quartal bei Berlins bekanntester Start-up-Holding Rocket Internet: Ist es wirklich so, wie es oft heißt, dass Digitalunternehmen am Ende viel mehr Jobs schaffen können als in anderen – traditionellen – Industriezweigen verloren gehen?

Die Berliner Volksbank baut eine neue Zentrale

Der digitale Wandel belastet derzeit ganz akut auch die Bankenbranche. Insofern ist es ein positives Signal, dass die Berliner Volksbank mit dem Immobilienentwickler SSN Group eine neue Zentrale baut – und mit fast 15.000 Quadratmetern Bürofläche auch keine kleine.

Berlins Regierender Michael Müller (SPD) wird am Mittwoch zum Richtfest am „Quartier Bundesallee“ in Wilmersdorf erwartet. Ob dort Leitungs- oder Flaschenwasser gereicht wird, ließ sich nicht vorab klären. Marlboro-Zigaretten „Made in Neukölln“ aber sicher nicht.

Zur Startseite