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Die Berliner Verwaltung. Verantwortung tintenfischmäßig vernebeln.

© picture alliance/dpa

Berliner Verwaltung: Formloses Anschreiben reicht

Unser Autor fühlt der Berliner Verwaltung mal wieder den Puls. Die liest gern Briefe auf Papier.

Irgendeiner muss doch schuld sein an dem ganzen Desaster! Echt mal. Ja, so denken wir gern und suchen jemanden, den wir teeren und federn können, weil er es wirklich verbockt hat. Und da muss es doch in Berlin, der failed city, was Verwaltung angeht, Unzählige geben, nicht wahr? 

Aber wer so denkt, der verkennt ganz elementar, dass Bürokratie ja nicht nur ein Instrument der Macht und der Abschottung ist, sondern tief in ihrem Inneren darauf zielt, Verantwortung so tintenfischmäßig zu vernebeln, dass hinterher mit absoluter Sicherheit keiner geteert und gefedert werden kann, weil alle nur ihre Pflicht getan haben.

Eine ganz leichte Einübung in dieses Thema hat der Kollege Julius Betschka gerade in unserem „Checkpoint“ vorgestellt: „Gerade nach den Kontaktdaten der Leiterin einer kleineren Berliner Behörde gefragt. Ein Mitarbeiter gab mir dann die Anschrift. Ich solle mal einen Brief schreiben, formloses Anschreiben reicht, sie antworte i. d. R. schnell.

Ähm, ja. Selbst die Berliner Verwaltung kennt die sog. E-Mail, aber höhere Mitarbeiter melden sich nur, wenn man sie in einem Brieflein auf Papier lieb darum bittet? Ganz klar: Datenschutz. Bei den Passprüfgeräten für Asylanträge, die nur in Berlin nicht laufen, war es wohl die Schwerbehindertenvertretung, die die Bedienbarkeit bemängelte. Auch wichtig! Und so fließt die Zeit dahin. Mit Berlin als ewigem Schlusslicht.

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