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BVG-Chefin Sigrid Evelyn Nikutta in ihrem Element.

© picture alliance / dpa

Berliner Verkehrsbetriebe: Die BVG macht erneut Gewinn

Die BVG weist erneut einen Gewinn aus. Die Chancen der Chefin Sigrid Evelyn Nikutta auf einen Wechsel zur Bahn steigen dadurch.

Vielleicht war es ihr letzter Auftritt als Chefin der BVG. Der Zeitpunkt für den Abgang könnte dann kaum besser gewählt sein: Rund 21,7 Millionen Euro Gewinn konnte die BVG im vergangenen Jahr verbuchen, verkündete Sigrid Evelyn Nikutta am Mittwoch. Weil zehn Millionen Euro in die Schuldentilgung fließen, schließt die Bilanz mit einen Überschuss in Höhe von 11,7 Millionen Euro ab. Ein Jahr zuvor lag er bei 17,2 Millionen Euro.

Nikutta, die nach wie vor als Vorstand der Gütersparte der Deutschen Bahn im Gespräch ist, verbessert dadurch ihre Wechselchancen, zumal Bahnchef Richard Lutz auf der Suche nach einer Frau für den vakanten Vorstandsposten ist. Die Gewinne, die das größte kommunale Verkehrsunternehmen Deutschlands seit drei Jahren ausweist, sind aber nicht nur hausgemacht. Zu verdanken hat die BVG die ausgewiesenen Überschüsse vor allem den Zuwendungen aus der Landeskasse. Im vergangenen Jahr waren es immerhin rund 443 Millionen Euro.

Im internationalen Vergleich kann die BVG nicht mithalten

Für Christian Böttger, Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin mit dem Spezialgebiet Verkehrswesen, ist das Ergebnis deshalb auch „nicht besonders beeindruckend.“ Im Kennzahlenvergleich mit anderen nationalen wie internationalen Verkehrsunternehmen schneide die BVG in der Regel schlecht ab. Nach wie vor gebe es eine aufgeblähte und kostenintensive Verwaltung.

Mit dem Überschuss gelang es dem Unternehmen aber, seinen Schuldenstand um fast zehn Millionen Euro auf jetzt 689 Millionen Euro zu senken. Langfristig soll er abgebaut werden. Der Schuldenberg war entstanden, weil der Senat früher die BVG finanziell knapp gehalten und die Verluste nicht ausgeglichen hat. Nikutta, die das Unternehmen seit 2010 führt, hatte dies in Zusammenarbeit mit den jeweils amtierenden Finanzsenatoren, die zugleich Chef des Aufsichtsrats der BVG waren, geändert. Inzwischen leitet Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) das Gremium.

Steigende Fahrgastzahlen

Ein leistungsfähiger und attraktiver Nahverkehr ist einer der Schlüssel für eine lebenswerte Stadt“, sagte Pop. Damit es so bleibt oder noch besser wird, muss weiter Geld fließen. Bis 2030 will die BVG für insgesamt 3,1 Milliarden Euro neue U- und Straßenbahnen kaufen. Dafür hat sie eine eigene Finanzierungsgesellschaft gegründet, die mit Zuschüssen des Senats gefüttert wird. Das Geld für neue Busse muss die BVG dagegen aus ihrem Etat aufbringen.

Geld bringen aber auch die Fahrgäste. Und deren Zahl steigt. Im vergangenen Jahr zählte die BVG 1,0454 Milliarden Fahrten und überschritt damit zum zweiten Mal die Milliardengrenze. Mit einem Wachstum um 3,5 Prozent lag das Unternehmen damit über dem bundesdeutschen Durchschnitt von 1,8 Prozent. Mit 457.000 Abokunden verbuchte die BVG einen weiteren Rekord. Die Einnahmen aus dem Fahrscheinverkauf stiegen dadurch auf 705 Millionen Euro. Die Tarife sollen nach dem Willen des Senats vorläufig unverändert bleiben.

Nikutta ist trotz Erfolgen nicht unumstritten

Aber auch bei den Ausgaben legte das Unternehmen zu: Die Investitionen stiegen von 402 Millionen Euro auf 406,7 Millionen Euro und die Personalkosten um 29,3 Millionen Euro auf 497 Millionen Euro. Die rund 14.400 Mitarbeiter profitieren dabei von einem erfolgreichen Geschäftsabschluss, weil ihre Löhne und Gehälter dann laut Tarifvertrag – ohne mühsame Verhandlungsrunden – steigen. Nikutta erhielt insgesamt 490.400 Euro.

Steigern könnte sie sich bei einem Wechsel auf einen noch besser dotierten Vorstandsjob bei der Bahn. Wie ihre Chancen stehen, ist unklar. Sie hat Freunde und Gegner. Sogar im eigenen Unternehmen ist sie umstritten. Ihr Vertag war im vergangenen Jahr erst nach einer Zitterpartie um weitere fünf Jahre verlängert worden. Auch weil sie lange gezögert hatte, neue Fahrzeuge anzuschaffen. Stattdessen hatte sie darauf gesetzt, vermeintlich kostensparend, alte Bahnen am Laufen zu halten. Die Strategie ging nicht auf.

Umstritten ist auch ihr Führungsstil. Sie hat langjährige Mitarbeiter aus dem Spitzenteam aus dem Unternehmen oder auf andere Posten gedrängt und Vertraute aus dem eigenen Umfeld befördert. Die Arbeitnehmer im Aufsichtsrat haben deshalb der Vertragsverlängerung nicht zugestimmt.

Immerhin: Sollte Nikutta bei der BVG bleiben, könnte sie höchstwahrscheinlich auch nächstes Jahr wieder einen Bilanzgewinn vermelden. Der Güterbereich der Bahn dagegen macht nach wie vor Verluste.

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