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Update

Berliner Umzug: Karneval beginnt mit gedämpfter Lautstärke

Unter dem Motto „Berlin ist keck... und wir sind jeck“ haben die Karnevalisten ihren Umzug begonnen – leicht verstimmt. Denn aus Lärmschutzgründen wurden ihre Musikanlagen verplombt.

Die Berliner Jecken haben sich in der Hauptstadt zu einem Karnevalsumzug versammelt. Am Sonntagmittag gab Prinz Willi I. zusammen mit seiner Prinzessin Michaela I. den Startschuss. „Wir wollen Frohsinn verbreiten“, versprach das Paar.

Mit 77 Festwagen setzte sich der Tross bei sonnigem Wetter am Olivaer Platz in Bewegung. Zu dem Umzug, an dem unter dem Motto „Berlin ist keck... und wir sind jeck“ auch fünf Vereine aus dem Rheinland teilnehmen, werden tausende Besucher erwartet.

Dieses Jahr muss das närrische Treiben allerdings leiser ausfallen. Der Senat hat den Veranstaltern des Faschingsumzugs zur Auflage gemacht, aus Lärmschutzgründen die Grenze von 70 Dezibel nicht zu überschreiten. Grundlage ist das 2010 in Kraft getretene Landes-Immissionsschutzgesetz. Danach dürfen nur Veranstaltungen von historischer, kultureller oder sportlicher Bedeutung die Lärmgrenze mit Genehmigung überschreiten. „Wir empfinden es als Frechheit, den Umzug als störende Veranstaltung einzustufen“, sagt Carsten Kaukerat vom Organisationskomitee. 70 Dezibel seien gerade mal so laut wie ein Staubsauger. Entsprechend sei die Musik von den Wagen auf eine Distanz von mehr als fünf Metern nicht mehr gut zu hören, sagt Kaukerat.

Der Zug nimmt seinen Weg über den Kurfürstendamm und die Tauentzienstraße hin zum Wittenbergplatz, um dann über Bayreuther Straße und Hardenbergstraße den Ernst-Reuter-Platz anzusteuern. Viele Straßenabschnitte sind gesperrt; betroffen sind auch die Busse der BVG.

Der Fernsehsender RBB überträgt das Spektakel live. „Viele Karnevalsvereine werden mit Spruchbändern oder Handzetteln gegen die Haltung des Senats protestieren“, sagt Kaukerat. Er glaubt, dass die Sympathien der Zuschauer auf Seiten der Karnevalisten sind – trotz des verminderten Schunkelanreizes durch die ungewohnt leisen Karnevalsschlager.

Auf Anweisung des Senats werden alle Musikanlagen auf den Wagen vor Umzugsbeginn eingepegelt und verplombt, außerdem gibt es zusätzliche Messpunkte auf der Strecke. Die mehrere tausend Euro teure Maßnahme müssen die Jecken selbst zahlen. „Und das, obwohl wir anders als Städte wie Köln oder Mainz keinerlei finanzielle Unterstützung erhalten und der ganze Umzug mehr als 50.000 Euro kostet“, kritisiert Kaukerat. Weil die Summe kaum mehr zu stemmen sei, laufen im Zug Gardemädchen mit Spendendosen mit. Weniger Kamelle als in den Vorjahren wird es aber trotz knapper Kasse nicht geben: 55 Tonnen stehen zum Werfen bereit.

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