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Polizei im Einsatz (Symbolbild).

© dpa

Berliner U-Bahn: Faustschlag nach Protest gegen Musik

Erneut ist ein Fahrgast in einer Berliner U-Bahn brutal angegriffen worden. Der 26-Jährige hatte sich über die laute Musik Mitfahrender beschwert.

Es war 4.30 Uhr in der Nacht zum Sonnabend, die U-Bahn fuhr Richtung Hermannplatz, durch einen Waggon dröhnte Musik. Zu laut für einen 26-Jährigen und seine Begleiterin. Neben der Box hockten vier Jugendliche und junge Männer, zwischen 17 und 22 Jahre alt, und drehten nicht leiser, als der 26-Jährige um mehr Ruhe bat. Stattdessen pöbelten sie.

Am U-Bahnhof Heinrich-Heine-Straße stiegen der 26-Jährige und seine Begleiterin aus, einer aus der Gruppe folgte ihnen. Dann spürte der 26-Jährige eine Faust im Gesicht und Pfefferspray in den Augen. Der Täter hetzte zurück in die U-Bahn, das Ganze dauerte nur Sekunden.

So schilderte der 26-Jährige der Polizei den Ablauf. In einer ersten Aussage bezeichnete er den Täter, der ihn schlug, als „südländisch aussehend“.

Sind Bahnen und Busse eine Gefahrenzone?

Ein fast alltäglicher Fall? Vermutlich. Aber bedeutet dies, dass der öffentliche Nahverkehr eine enorme Gefahrenzone ist? Erstmal eine Frage der persönlichen Wahrnehmung. Zahlen gibt es für 2016 bislang nicht, die Polizeistatistik wird noch ausgearbeitet. 2015 registrierten Landespolizei (zuständig für die U-Bahn) und Bundespolizei (S-Bahn) insgesamt 5098 „Delikte mit Gewaltcharakter“. Das waren 500 weniger als noch ein Jahr zuvor.

Ein langjähriger Polizist, der in Kreuzberg und Neukölln eingesetzt ist, beklagt freilich, dass es zu wenig Personal für Streifen im U- und S-Bahnbereich gebe. „Wenn wir mehr Präsenz zeigen würden, wäre das hilfreich.“ Aufgrund des jüngsten Vorfalls im U-Bahnhof Schönleinstraße, als junge Männer versuchten, einen Obdachloser anzuzünden, gebe es jetzt täglich zumindest für ein paar Stunden mehrere Polizisten im Bereich dieses Bahnhofs. Zudem gab es dort Beschwerden von Anwohnern wegen Drogenhandels. Auch am U-Bahnhof Möckernbrücke gab es vor kurzem einen Schwerpunkteinsatz. Eine nahegelegene Schule hatte sich über Drogengeschäfte beschwert.

"Andere Zeugen ansprechen oder die Notbremse ziehen"

Die Polizei rät Reisenden, die Zeugen von Gewalt oder Belästigungen werden, sich nicht zu gefährden. „Niemand sollte den Helden spielen“, sagte einer Sprecherin der Polizei. Stattdessen könne man gezielt Personen um Hilfe bitten, die ebenfalls Zeugen des Vorfalls sind. Oder man könne die Notbremse ziehen.

Allerdings gibt es auch Fälle von erschreckender Passivität. Polizeiintern gibt es ein BVG-Überwachungsvideo, auf dem zu sehen ist, wie ein Mann in der U 6 einem anderen so lange eine volle Bierflasche auf den Kopf schlug, bis die Flasche zerbrach. Danach schlug den Täter den Kopf des besinnungslosen Mannes noch mehrfach auf sein Knie. Der Täter verließ danach seelenruhig die U-Bahn. Mehrere Reisende hatten alles beobachtet. Niemand griff ein. Nicht mal die Notbremse zog jemand. Nach dem Täter wird noch gefahndet.

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