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Bürgerfest zum Tag der Deutschen Einheit 2018

© Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa

Berliner Superjahr 2020: Jubel, Trubel, Heiterkeit bis an die Grenzen

Humboldt Forum, Kriegsende, Deutsche Einheit, Friedrich Engels, Unions Meisterschaft, BER – unser Autor blickt skeptisch auf den vollen Berliner Terminplan.

Bekanntlich sind Prognosen schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen. Was aber Berlin im Jahr 2020 angeht, so ist schon jetzt klar: Das wird ein anstrengendes Jahr, das vor allem die Feierkapazitäten der Hauptstadt mit Jubel, Trubel und Heiterkeit bis an die Grenzen beanspruchen wird – die soeben verkündete Verschiebung der Eröffnung des Humboldt-Forums von 2019 in den September 2020 war so eine Art Schlussstein im Termin-Puzzle.

Aber es geht nicht nur um Eröffnungen – im Gegenteil. Im Mai wird der Mantel der Geschichte durch die Stadt wehen, dass es nur so eine Art hat, denn es ist der 75. Jahrestag der Kapitulation zu feiern, die das Ende Nazi-Deutschlands und des Zweiten Weltkriegs in Europa bedeutete. Berlin hat sich zu diesem Anlass eigens einen gesetzlichen Einmal-Feiertag am 8. Mai genehmigt.

Genaueres über die Planung ist noch nicht bekannt, aber man wird wohl eine große Kundgebung mit Bundespräsident und Kanzler/-in an zentraler Stelle erwarten dürfen, flankiert von den Spitzendenkern der Zeithistorikerzunft und reichlich internationalen Gästen. Spekulationen sind erlaubt: Kommt Putin? Macron? Was wird Trump auf die Einladung twittern? Wen schicken die Briten?

Viele der Eingeladenen müssen vermutlich im Herbst noch mehrmals antreten, sofern das Humboldt-Forum seine Klimatisierungsprobleme tatsächlich bis September überwunden hat. Zum Oktober ist es dann auch nicht mehr weit, denn am 3. Oktober werden, unverschiebbar, 30 Jahre deutscher Einheit gefeiert. Zum Glück für das ausgelastete Berlin ist Potsdam der Austragungsort der Feierlichkeiten. Aber ob man dort Platz für eine halbe Million Gäste hat? 

1920 war Berlin die drittgrößte Stadt der Welt

Ein Großereignis in der Nachbarschaft ist das also auf jeden Fall. Aber Berlin hat 2020 ein anderes, fast so großes ganz für sich: den 100. Jahrestag der Gründung Groß-Berlins, des Zusammenschlusses einer Reihe selbstständiger Städte, die klingende Namen wie Charlottenburg oder Neukölln trugen.

„Mit einem Schlag war Berlins Stadtgebiet mehr als zehnmal größer“, teilt uns „Visit Berlin“ mit, „und die Stadt nach Los Angeles die weltweit zweitgrößte und nach London und New York gemessen an der Einwohnerzahl die drittgrößte Stadt der Welt.“ Veranstaltungen? Auch hier noch nicht bekannt.

So. Das waren jetzt erst mal die großen Sachen. Aber auch die Rubrik „Klein, aber fein“ enthält ein paar Glitzersteine, an denen die Stadt nicht vorbeikommen wird. So wäre Richard von Weizsäcker, jener Regierende Bürgermeister, an dessen gigantischer Aura all seine Nachfolger verzweifeln mussten, am 15. April 2020 100 Jahre alt geworden.

Was ist eigentlich mit dem BER?

Es ist anzunehmen, dass das mit größerer Empathie und Zuneigung gefeiert wird als der 200. Geburtstag von Friedrich Engels am 28. November. Der hatte mit Berlin zwar persönlich nicht viel zu tun, aber die Ernennung Ost-Berlins zur „Hauptstadt der DDR“ ging doch indirekt auf einige Anregungen von ihm und dem Kollegen Karl Marx zurück – das wird im Jubiläumsjahr nicht ohne Spuren bleiben.

Das war nur das sicher Absehbare im Berlin-Jahr 2020. Anderes ist möglich: Nachwuchs bei den Pandas könnte die Stadt in ungeplante Verzückung versetzen. Und da im Fußball ja alles passieren kann, bitten wir die Union darum, die Meisterschaft im kommenden Jahr noch einmal großzügig der Hertha zu überlassen, weil sonst Köpenick total durchdreht und die Stadt unregierbar macht.

Unwahrscheinlich? Unwahrscheinlich. Wobei ... Moment, ein mögliches Großereignis wäre hier fast unerwähnt geblieben, es hat mit diesem Bauprojekt unten in Schönefeld zu tun, das unter dem Kürzel BER weltberühmt wurde. Es gibt vage Andeutungen über einen Eröffnungstermin im, ausgerechnet, Oktober 2020, auf den aber keiner der Eingeweihten auch nur ein Tagesgehalt wetten würde.

Im Lichte der Dauerfeiern betrachtet: Wäre der Hinweis auf all die großen Jubiläen nicht eine schlaue Tarnung, die Eröffnung noch eine Weile zu verschieben?

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