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Frisch aus Linz: Hannah Haider, 22, ist gelernte Grundschullehrerin. Ihr gleichaltriger Freund Christopher Breitfuß, ein Grafiker, würde auch mit nach Berlin kommen.

© Susanne Vieth-Entus

Berliner Schulen suchen Lehrer: Jeder zehnte Bewerber kam aus Österreich

Am "Berlin-Tag" lud die Stadt Lehrer aus ganz Deutschland, Österreich und den Niederlanden ein- Über 300 Interessenten kamen ins Ludwig-Erhard-Haus.

Es war niemand Geringeres als der Landesschulratspräsident von Oberösterreich, Fritz Enzenhofer, der im Österreichischen Fernsehen über die Berliner Anwerbung von Lehrern aus Österreich sprach und Hannah Haider auf den Gedanken brachte, ihr Glück in Berlin zu versuchen: "Denn wir haben zu viele Lehrer", berichtete die 22-jährige Linzerin, als sie sich am Sonnabend beim Berlin-Tag über mögliche Einsatzorte informierte.

So wie Hannah Haider ergeht es zurzeit vielen ihrer Landsleute: Da es in einigen Regionen Österreichs einen Lehrerüberhang gibt und Lehrer zudem wesentlich weniger verdienen als in Deutschland, spielen einige mit dem Gedanken, ihrer Heimat - zumindest zeitweise - den Rücken zu kehren.

Auch die Senatorin kam zum Berlin-Tag

Etwa jeder zehnte Berlin-Tag-Besucher sei aus Österreich gekommen, berichtete anschließend die Sprecherin der Bildungsverwaltung, Beate Stoffers, die Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) zum Berlin-Tag im Ludwig-Erhard-Haus begleitet hatte. Wie berichtet sucht Berlin in deutschsprachigen Auslandsregionen mit Anzeigen nach Grundschullehrern und bietet ihnen 4450 Euro pro Monat. Auch einige Niederländer waren unter den Interessenten, vor allem aber wieder Pädagogen aus Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen, wo vor allem Studienräte im Überhang sind. Gesucht werden aber nicht nur Grundschullehrer, sondern auch Berufsschullehrer sowie Fachlehrer oder Quereinsteiger für Mangelfächer wie Physik und Mathematik.

Zum fünften Mal wurde ins Ludwig-Erhard-Haus geladen

"Es war der beste Berlin-Tag, den wir je hatten“, lautete die Bilanz des neuen Abteilungsleiters Christian Blume, als sich das IHK-Gebäude in der Fasanenstraße am Nachmittag langsam leerte: Vorher hatten sich rund 300 Bewerber und Interessenten über die rund zu besetzenden Stellen an Berlins Schulen informiert. Etwa 50 Schulleiter stellten ihre Schulen persönlich vor, darunter vor allem Grundschulen und Berufsschulen. Etliche Schulleiter hatten anschließend Bewerbungspapiere in der Tasche. Zum fünften Mal war der Berlin-Tag durch die Bildungsverwaltung, IHK, Gesobau, BerlinPartner und Deutsche Bahn organisiert worden.

Guter Dinge: Corinna Kirchner, Leiterin der Leopold-Ullstein-Schule, einem Oberstufenzentrum für Wirtschaft in Wilmersdorf, traf beim Berlin-Tag auf interessierte Bewerber. Sie braucht acht neue Lehrer.
Guter Dinge: Corinna Kirchner, Leiterin der Leopold-Ullstein-Schule, einem Oberstufenzentrum für Wirtschaft in Wilmersdorf, traf beim Berlin-Tag auf interessierte Bewerber. Sie braucht acht neue Lehrer.

© Susanne Vieth-Entus

Eine Wilmersdorfer Berufsschule sucht acht Lehrer

Zu denen, die nicht umsonst gekommen waren, gehörte auch Corinna Kirchner, Leiterin der Leopold-Ullstein-Schule- Für ihr Oberstufenzentrum für Wirtschaft in Wilmersdorf benötigt sie zum Sommer noch acht neue Lehrer, darunter Kaufleute für Medien, IT und Industrie, aber auch Deutsch-, Mathematik- und Englischlehrer. Auch Dietrich Kruse, Leiter der Georg-Schlesinger-Schule in Reinikendorf, war auf potentielle Interessenten getroffen, darunter auch Quereinsteiger für Mangelfächer wie Chemie und Physik, die er in seinem Oberstufenzentrum für Maschinen- und Fertigungstechnik benötigt.

Auch aus Marzahn-Hellersdorf kamen Schulleiter

Besonders dramatisch ist der Grundschullehrermangel in Marzahn-Hellersdorf. Auch von dort waren Schulleiter gekommen: Sie haben es aufgrund der Randlage und der sozialen Probleme am schwersten, Personal zu gewinnen. Insgesamt braucht Berlin mindestens 1400 neue Lehrer zum Sommer. Weitere 900 wurden schon im Februar eingestellt. Noch ist unklar, ob es klappt, alle Stellen zu besetzen. Ohne Quereinsteiger wird es auf keinen Fall gehen.

Falls es mit einer Grundschule klappt, wird die Linzerin Hannah Haider übrigens nicht allein kommen: Ihr Freund wird auch dabei sein, denn beide finden, "dass Berlin eine tolle Stadt ist".

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