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Die Gewalttaten an Berliner Schulen haben erheblich zugenommen. Das gilt auch für jüngere Schüler.

© Oliver Berg/dpa

Berliner Schulen: Deutlich mehr Gewalttaten an Schulen

Täglich gibt es zwei bis drei Übergriffe auf Lehrer - Zahl der Betroffenen steigt auf 630.

An der einen Schule wird die Rektorin die Treppe hinuntergeschubst, an der anderen ein Lehrer mit Fäusten attackiert: Pro Schultag werden im Schnitt zwei bis drei Gewaltübergriffe gegen Berliner Lehrer verübt – Tendenz steigend. Dies belegt die neue Gewaltstatistik der Senatsverwaltung für Bildung. Demnach wurden im vergangenen Schuljahr 3225 Gewalttaten von Schulen gemeldet. Dies sind 750 mehr als im Vorjahr, wie Sprecherin Beate Stoffers auf Anfrage mitteilte. Als Erklärung wurde – wie immer - eine erhöhte Sensibilität der Schulen und eine daher gestiegene Meldebereitschaft angegeben. Allerdings ist der Anstieg dieses Jahr so drastisch, dass Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) eine berlinweite Auswertung des Meldeverfahrens, aber auch des Umgangs mit Gewaltvorkommnissen angeordnet hat. Erste Ergebnisse sollen 2017 vorliegen.

Schulen melden Übergriffe immer früher

Auffällig ist, dass die Schulen auch Vorfälle melden, die gar nicht meldepflichtig sind. Dazu gehören Beleidigungen, Drogenmissbrauch wie Kiffen und Mobbing. Diese Delikte machten dieses und letztes Jahr rund 85 Prozent der Gewaltmeldungen aus. Die übrigen 15 Prozent, also etwa 480 Vorfälle, betreffen Delikte wie Bedrohungen und Körperverletzungen, Vandalismus und Amokdrohung. Dies sind etwa 100 mehr als im Vorjahr. Der SPD-Bildungspolitiker Joschka Langenbrinck hatte mehrfach gefordert, dass auch leichte Gewaltvorfälle wieder meldepflichtig werden müssten, wie es früher war. Dies wurde aber in der jetzt abgelaufenen Legislaturperiode nicht mehr entschieden. Laut Stoffers könnte diese Frage aber wieder virulent werden, wenn 2017 das Meldeverfahren ausgewertet worden ist.

Die Polizei informiert immer wieder an Schulen

Gegen Schulgewalt gibt es ein großes Bündel an Projekten und Hilfen. Dazu gehören allein knapp 200 Kooperationen zwischen Schulen und Polizeistellen. Weiterhin ist die Polizei bei Anti-Gewalt-Veranstaltungen (AVG) "regelmäßig in Berliner Schulen präsent", teilte Stoffers mit. Allein 2015/2016 habe es 1325 derartiger AGVs gegeben. An 250 Schulen unterstützt zudem das Landesprogramm "Jugendsozialarbeit an Berliner Schulen" die Lehrer im Umgang mit problematischen oder gewaltbereiten Schülern. Manche Schulen nutzen auch das Bonusprogramm des Landes, um sich Sozialarbeiter "einzukaufen". All dies reicht aber offenbar nicht aus.

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