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Ein Mann der leichten Muse. Bully Buhlan war in den späten Vierzigern und Fünfzigern ein Star.

© imago/United Archives

Berliner Sänger und Schauspieler: Wer pflegt das Grab von Bully Buhlan?

Lange hat ein Ehepaar das Grab des Sängers Bully Buhlan auf dem Waldfriedhof in Berlin-Dahlem gepflegt. Jetzt verlässt es Berlin und hofft auf Nachfolger.

Das Grab von Bully Buhlan? Nein, die Gruppe junger Besucher, die am frühen Sonntagvormittag über den Waldfriedhof Dahlem schlendert, weiß auch nicht, wo das liegt. Und ihren erstaunten Blicken darf man wohl entnehmen, dass sie nicht wissen, wer dieser Bully Buhlan denn war.

Aber der Mann im Blumenladen am Eingang, zugleich zuständig für die Friedhofsgärtnerei, wie er erzählt, kennt natürlich die letzte Ruhestätte des besonders in den späten vierziger und fünfziger Jahren populären, 1982 gestorbenen Sängers, Komponisten und Schauspielers Hans-Joachim Buhlan, den alle nur Bully nannten, und seiner Ehefrau. Und er führt gerne dorthin, erst auf dem Hauptweg, dann rechts, und nach einigem Abbiegen steht man vor dem Grab: Ein schlichter Stein mit den Namen und Lebensdaten, davor jetzt verdorrte Hortensien, ein frisches Grabgebinde, einige niedrige Heckenpflanzen rahmen die Grabstätte ein. Alles recht ordentlich.

So sah es hier nicht immer aus, der Gärtner erinnert sich noch, dass das Grab zugewuchert war, weiß von einem Ehepaar, dass es nun schon einige Jahre pflegt, die wildwuchernden Hecken beschnitten hat. Er erzählt auch von anderen Besuchern am Grab, einem Mann aus der ehemaligen DDR – ein treuer Fan, der habe sogar einige Hits von Buhlan gesungen.

Das Grab von Bully Buhlan und seiner Frau auf dem Waldfriedhof Dahlem.
Das Grab von Bully Buhlan und seiner Frau auf dem Waldfriedhof Dahlem.

© Andreas Conrad

Mit der Grabpflege durch das selbstlose Ehepaar, Fans auch sie, ist es bald vorbei. Sie werden Berlin verlassen, wie ihr in Münster lebender Sohn Thomas Kerkloh dem Tagesspiegel mitteilte, sie hoffen nun, jemanden zu finden, der ihre Aufgabe übernimmt (Zuschriften bitte an: tkerkloh@googlemail.com). Sie selbst hatten die Grabstätte vor einigen Jahren zufällig entdeckt, fanden es „in einem bedauernswerten Zustand“ vor, bewaffneten sich beim nächsten Besuch mit Gartenschere, Schäufelchen und Gießkanne, brachten das Grab wieder in Form. Seitdem habe sich eine „Grabpatenschaft für den scheinbar in Vergessenheit geratenen berühmten Berliner Künstler“ entwickelt, wie der Sohn schildert. Wenn er zu Hause anrief, sei „unser Bully, wie ihn meine Mutter augenzwinkernd gerne nennt“, immer öfter Teil der Erzählungen gewesen.

„40.0000 Mark für Heimkehrer“, so war am 20. April 1948 der erste redaktionelle Beitrag im Tagesspiegel überschrieben, in dem Bully auftaucht. Es ging um ein Benefizkonzert im Corso-Theater, der ehemaligen Lichtburg in Gesundbrunnen, der Künstler wird mit genau einem Satz bedacht: „Bully Buhlan, der mit einem Hund auf der Bühne erschien, sang von schönen Frauenbeinen.“ Das war eindeutig zu wenig, denn da hatte die steile Karriere des Sängers längst begonnen.

Als 1947 die Amiga gegründet wurde, gehörte er zu ihren ersten Interpreten, wenngleich er der durch die Ost-Behörden kontrollierten Plattenfirma bald wieder den Rücken kehrte. Aber ausgerechnet bei der Amiga hatte er 1947 gemeinsam mit Peter Rebhuhn den alten, durch Glenn Miller berühmt gewordenen Song „Chattanooga Choo Choo“ interpretiert, in freilich sehr abgewandelter Form: „Verzeih’n Sie, mein Herr, fährt dieser Zug nach Kötzschenbroda?“ Woraus dann dank Udo Lindenberg der „Sonderzug nach Pankow“ wurde.

Auch Bully Buhlan hatte „noch einen Koffer in Berlin“, besang den Kurfürstendamm wie die Krumme Lanke, fragte auch schon mal „Ham’ se nich’ ’ne Braut für mich“ – ein Interpret der leichten Muse, der am 7. November 1982, kurz vor einem Comeback-Versuch, nach einem Herzinfarkt starb.

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