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Polizei im Einsatz (Symbolbild).

© Kitty Kleist-Heinrich

Berliner Polizeianwärter bietet Diebesgut an: Die Polizei, dein Freund - und Hehler

Ein Berliner Polizeianwärter will vor seiner Schule Diebesware aus dem Kofferraum verkaufen. Doch die vermeintlichen Interessenten sind Kollegen von der Kripo. Der Azubi soll nun entlassen werden.

Die Berliner Polizei hat wohl einen Auszubildenden weniger. Einem 20-Jährigen wurde jetzt vom Präsidium das „Verbot der Führung der Dienstgeschäfte“ mitgeteilt sowie die „Anhörung zur beabsichtigten Entlassung“. Die Vorwürfe wiegen schwer: Gegen Muhammed I. wird wegen Hehlerei ermittelt. Der Polizei-Azubi fiel Fahndern der Kripo und der Staatsanwaltschaft bei den Ermittlungen zu einem Büroeinbruch am 16. Januar 2017 in der Französischen Straße auf. Dabei wurden zwölf 360-Grad-Kameras zum Stückpreis von je 2.100 Euro sowie weitere hochwertige Elektronik entwendet. Teile der Beute wurden kurz darauf auf einer bekannten Internet-Auktionsplattform zum Verkauf angeboten.

Diese Spur führte die Ermittler zu einem 34-jährigen Händler. In seiner Wohnung in Gropiusstadt beschlagnahmten die Beamten bei einer richterlich angeordneten Durchsuchung Ende Januar elf der Kameras und zahlreiche weitere gestohlene Gegenstände aus Einbrüchen in Wohnungen, Büros und Hotels. Weitere Ermittlungen führten dann zum Polizeimeisteranwärter I..

Schon in der Vergangenheit Ermittlungen wegen Einbruchs

Details der Ermittlungen gehen aus einem Rundschreiben im Kollegenkreis des Polizeischülers hervor: So habe der Beschuldigte die Kamera in der Kantine der Polizeischule angepriesen. Angeblich hat I. in der Kantine sogar Zettel ausgehängt, „auf denen er noch mehr Ware angeboten hat“. Schon in der Vergangenheit sei gegen ihn wegen Einbruchs ermittelt worden. Festgenommen wurde der 20-Jährige dann bei einem von der Kripo organisierten „Scheinankauf“. Nach Tagesspiegel-Informationen soll der Polizeischüler direkt vor seiner Schule verdeckten Ermittlern aus dem Kofferraum seines Wagens die Kamera angeboten haben.

Um Seriosität zu demonstrieren, soll der 20-Jährige seinen Dienstausweis gezeigt haben. Daraufhin zückten auch die Kripo-Kollegen ihre Dienstausweise und nahmen I. fest. Das Rundschreiben endet mit den Formulierungen „Armes Deutschland“ und „Wer stellt so was ein?“ 

Empörung über hergestellten Zusammenhang zum Migrationshintergrund

Die Polizeiführung ist empört über die in der Mail von Kollegen hergestellte Verbindung zwischen dem Migrationshintergrund des Verdächtigen und seinen Taten. „Das sind Vorurteile“, sagt ein Sprecher. Der Anteil der Migranten unter den Polizei-Azubis wächst immer weiter. Bei den Schutzpolizisten im mittleren Dienst betrug er in der letzten Einstellungsrunde im Herbst 2016 mehr als 36 Prozent, im gehobenen Dienst waren es 28 Prozent. Das ist bundesweiter Rekord.

Dass nun ein türkischstämmiger Polizeischüler entlassen werden soll, sei „kein Grund, die Einstellung von Migranten in den Polizeidienst anzuzweifeln“, sagt Polizeisprecher Thomas Neuendorf. Im zuletzt abgeschlossenen Ausbildungsgang betrug die Abbrecherqute gut sieben Prozent. Von 842 Polizeischülern gingen demnach 40 auf eigenen Wunsch, 16 bestanden die Prüfung nicht und sechs wurden wegen charakterlicher oder gesundheitlicher Schwächen entlassen. Eine Statistik, wie viele Abbrecher einen Migrationshintergrund haben, gibt es nicht. Mehrfach hat Polizeipräsident Klaus Kandt gesagt, dass man sich intensiv um Bewerber mit Migrationshintergrund bemühe.

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