zum Hauptinhalt
Unter @PolizeiBerlin_E berichtet die Berliner Polizei live von aktuellen Einsätzen, am Freitag zum Teil im Sekundentakt.

© dpa

Berliner Polizei twittert aus ihrem Alltag: Biertrinker entführen Baby in Wedding, doch dann ist nur Leergut im Kinderwagen

3.500 Mal am Tag klingelt es beim Notruf der Polizei. Einen Tag lang darf die Öffentlichkeit per Twitter lauschen.

Da entführen Biertrinker anscheinend ein Baby in Wedding, doch dann liegt nur Leergut im Kinderwagen. Nichtig, die ganze Aufregung! Da muss eine Frau nach häuslicher Gewalt Sachen aus ihrer Kreuzberger Wohnung holen und braucht Unterstützung. Wichtig!

Im alten Flughafen Tempelhof sitzt das Notrufteam der Berliner Polizei und nimmt Tag und Nacht solche Anrufe entgegen, es ist die größte Einsatzzentrale dieser Art in Deutschland. Im Alltag sind dort 15 Menschen tagsüber an der Leitung, in der Nacht einige weniger.

Für den Fall, dass ein Sturm über die Stadt zieht, stehen 60 Plätze bereit. Der ganze Wahnsinn einer Großstadt drängt sich da ans Ohr. Traurig, skurril, manchmal auch nur langweilig. Ein Dauerfeuer völlig verschiedener Situationen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Weil man sich davon kaum eine Vorstellung machen kann, ließ die Polizei am Freitag die Öffentlichkeit mitlauschen am Notrufhörer. Eine bundesweite Aktion, die am 1.10. gut zur Notrufnummer passte. Zwischen 11 und 21 Uhr twittert das Berliner Social-Media-Team eine Kurzfassung der eingehenden Anrufe und schilderte kurz die Reaktion.

An einem gewöhnlichen Freitag klingelt es ungefähr 3500 Mal am Tag in Tempelhof, aufs Jahr gerechnet sind das mehr als 1,2 Millionen Anrufe im Jahr.

Im Takt von Sekunden und Minuten wandern an diesem Nachmittag die Tweets über den Bildschirm. Ein kurzer Scan der Meldungen fördert schnell Kategorien zutage. Da waren allein 27 Verkehrsunfälle in einer Stunde, entlaufene Haustiere, Schlägereien, Diebstähle und hilflos herumliegende Menschen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Aus der Ferne deutet erschreckend viel auf die Folgen der Volkskrankheit Alkoholismus hin. „Eine Dame mit Kinderwagen torkelt offenbar beschwipst oder berauscht durch #Prenzlauerberg immer wieder in den Verkehr. Wir fahren schnell hin.“ So steht es im Tweet von 14.15 Uhr.

Nur eine Minute später meldet die Polizei zwei vor einem Geschäft in Mitte liegende Betrunkene, die sich zuvor mit zwei anderen geschlagen haben sollen. Einer von ihnen ist Rollstuhlfahrer. In den Tweets häufen sich Situationen, an denen man beschämt vorübergeht, die Kinder wegzieht und überlegt: Wie soll ich das nur erklären? „Ein kleiner Mann ohne Zähne“ verkaufe gemeinsam mit einer großen Frau Drogen, heißt es später.

Knapp die Hälfte der Anrufe führt auch zu Einsätzen, in Berlin sind das täglich etwa 1700. Von hundert Anrufen seien 15 bis 20 vermeidbar, erklärt Monique Pilgrimm vom Social Media Team der Berliner Polizei.

Bis einschließlich September waren es 138.000 unnötige Anrufe, im ganzen vergangenen Jahr 182.000 Spaßanrufer, Alkoholisierte oder kranke Menschen, die ohne Unterlass den Notruf wählten. Andere erzählen von entflogenen Kanarienvögeln und wollen eigentlich nur reden, sind während der Pandemie vereinsamt.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Ein Missbrauch der Nummer ist strafbar und kann Ermittlungen nach sich ziehen. Das Ziel der Aktion sei aber nicht, die Berliner vom Anruf abzuhalten, sagt Pilgrimm. Ein realistisches Bild von der Polizeiarbeit zu vermitteln, darauf komme es an. Via Twitter könnten die Leser:innen ein Stück weit dabei sein, wenn Funkwagen durch die Stadt fahren – fast wie beim Polizeifunk.

Man will um Verständnis werben und Interesse wecken: Im gehobenen und mittleren Dienst seien eigentlich immer Stellen offen, heißt es in der Pressestelle. Zweimal im Jahr läuft die Bewerbungsfrist. Auch das Social Media-Team, derzeit besteht es aus vier Leuten, sucht dringend Verstärkung.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false