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Bei den Geräten am Monbijoupark ist vor allem abends viel los. Für Frederik sind zwei, drei Stunden Sport am Tag völlig normal.

© Michele Galassi

Fitness im Park: Wo Berliner umsonst und draußen trainieren

Öffentliche Fitnessplätze sind vor allem bei jungen Männern beliebt. Ein Besuch bei Frischluftsportlern.

Dienstag kurz nach 18 Uhr. Die Sonne scheint und auf dem Trainingsplatz am Böcklerpark in Kreuzberg ist nahezu jedes Gerät besetzt. Absolviert werden Klimmzüge und Liegestütze, am Rand wärmt sich ein junger Mann mit Kniebeugen auf, am Barren pendelt einer seinen Oberkörper vor und zurück. Die meisten hier haben ihre T-Shirts ausgezogen – und ja, man sieht es: Die Männer, die herkommen, sind gut trainiert. David nennt sie auch „die Schränke“.

David – Nachnamen spielen auf diesem Platz keine Rolle – ist 22 Jahre alt, gelernter Koch und Skater. Und das mit den „Schränken“ meint er keinesfalls abfällig. Wenn er nicht auf seinem Skateboard steht oder im Park joggt, geht nämlich auch er gerne zu solchen Sportplätzen wie dem am Böcklerpark. Die Körper der anderen sind für ihn ein Ansporn: „So sieht man schließlich, was man alles erreichen kann“, sagt er.

Monbijoupark in Mitte

Einer der Hotspots ist der Fitnessplatz am Monbijoupark in Mitte. Hier ist fast immer was los – oft auch mittags. Die Stoßzeit ist zwischen 18 und 22 Uhr und auch im Monbijoupark werden die Anlagen besonders intensiv von jungen Männern genutzt.

Einer von ihnen ist Frederik. Er ist Mitte 30, Softwareentwickler und kommt nahezu jeden Abend hierher. „Für mich ist das wie Zähneputzen“, sagt er. Beim Training im Monbijoupark mag er vor allem die Atmosphäre: Die Strandbar, die Museumsinsel, beim Blick nach links das Panorama des Fernsehturms. „Das ist einfach schön“, sagt er. „Außerdem sind die Leute hier sehr offen.“ Er selbst trainiert zwar in der Regel mit Freunden, tauscht sich aber auch gerne mit anderen auf dem Platz aus.

Frederik ist so einer, den David als „Schrank“ bezeichnen würde. Das heißt: sehr gut trainiert und bei gutem Wetter auch gerne mal oben ohne. Dabei geht es dem 35-Jährigen überhaupt nicht darum, so viele Muskeln wie möglich aufzubauen oder sie allen zu präsentieren. Für ihn ist das Training vor allem ein Ausgleich zum täglichen Stress auf der Arbeit. „Diese zwei, drei Stunden Sport am Abend brauche ich, um runterzukommen“, sagt er. Und beim Calisthenics, der Mischung aus Geräteturnen und Krafttraining, die er betreibt, ginge es vor allem um eine hohe Frequenz und darum neue Skills zu erlernen. Er trainiert nicht nur Bizeps und Trizeps, sondern den gesamten Körper.

Lichtenberg hat die meisten Anlagen

Wie viele öffentliche Fitnessplätze es in den Bezirken gibt, hängt auch von der Definition ab. Denn „theoretisch lässt sich natürlich in jeder Grünanlage die Fitness trainieren“, sagt Bernd Kanert vom Neuköllner Grünflächenamt. Die meisten ausgewiesenen Trainingsangebote scheint es in Lichtenberg zu geben. Dort sind es laut Bezirksamt elf Anlagen, drei weitere würden noch 2018 fertiggestellt. In Mitte gibt es bislang zehn, in Friedrichshain-Kreuzberg drei und in Neukölln lediglich zwei: Einen kleinen in der Bürgerstraße gegenüber der Zürich-Grundschule sowie einen großen Motorikpark südlich des Rings im Park am Buschkrug. „Dieser wird auch regelmäßig von Sportvereinen und dem Berliner Sportbund genutzt“, sagt Kanert – oder von Müttern mit ihren Kindern. So wie an diesem Donnerstag um 16 Uhr.

Die Plätze sind für jeden da

Wieder scheint die Sonne. Anders als im Monbijoupark ist es im Motorikpark jedoch nahezu leer – abgesehen von einer jungen Mutter mit Kind und ihrer Freundin. So richtig trainieren tun die beiden Frauen nicht, sie probieren eher aus. Der dreijährige Sohn schaut interessiert zu.

Im Gegensatz zu Kreuzberg und Mitte sind die Geräte hier auch nicht aus Stahl, sondern aus Holz. „Die sehen ein bisschen aus wie mittelalterliche Foltergeräte“, witzelt eine der Frauen. Dann stellt sie sich in einen thronartigen Stuhl ohne Sitzfläche, legt die Unterarme auf die Lehnen und hebt ihre Beine in die Waagerechte – rauf und runter, zwanzig Mal. „Gar nicht so schlecht“, findet sie.

Die Plätze sind für jeden da . „Genau das ist das Schöne an dieser Art von Training“, findet David, der Skater aus Kreuzberg. Das Benutzen der Geräte kostet nichts, die Plätze sind immer offen und muffige Studioluft ist kein Thema.

Frische Luft, dass ist auch für Frederik das entscheidende Argument. Dem Winter schaut er deshalb wenig euphorisch entgegen. Er kennt zwar viele, die auch bei Minusgraden trainieren, bewaffnet mit Handschuhen und Mütze, aber das ist nichts für ihn. „In dieser Hinsicht bin ich ein Weichei“, sagt Frederik. Sobald es kalt wird, heißt es für ihn also doch ab ins Fitnessstudio – bis im Frühling die Sonne wieder rauskommt.

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