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Nicht nur die S-Bahn macht es Ortsfremden schwer sich zurechtzufinden.

© dpa

Berliner Nahverkehr: Wo geht's denn hier zum Alex?

Ständig wird man in Berlin nach dem Weg gefragt, geht es um die richtige U- oder S-Bahn wird es richtig kompliziert. Statt Zielort sollten an den Bahnsteigen Richtungen angegeben werden.

Egal was die Berliner im Hauptberuf machen, als Journalist oder Lehrerin, als Sachbearbeiterin oder Pförtner, als Schauspieler oder Polizistin – die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sie im Nebenberuf Touristenauskunftsgeber sind. Das trifft ganz bestimmt dann zu, wenn sie sich eher mit öffentlichen Verkehrsmitteln als mit dem eigenen Auto durch die Stadt bewegen. Wie oft kommt die Frage nach dem Alexanderplatz, dem Brandenburger Tor, der Warschauer Straße, dem Zoologischen Garten oder anderen Hot Spots, zu denen die preisbewussten Easy-Jetsetter am liebsten mit S- oder U-Bahn streben.

Das wäre alles kein Problem, wenn die Strecken vernünftig ausgezeichnet werden. Fragt ein hoffnungsfroher, junger Clubgänger unten im Bahnhof Friedrichstraße, wie es denn zur Warschauer Straße geht, wird man ihn hochschicken und als Richtungsvorgabe Ahrensfelde oder …, ja, da fängt’s oft schon an zu haken. Will er zum Zoo, geht es ebenfalls hoch. „Nehmen sie die Bahn nach Wannsee oder Spandau.“ Da es sich in der Regel um Fremdsprachler handelt, wird sich das kaum jemand merken können. Mancher West-Berliner soll ja nach dem Mauerfall erst mal Richtung Potsdam gefahren sein, wenn es eigentlich in den Osten gehen sollte. Weil Potsdam ganz früher ja mal Teil des Ostens war...

"Westbound" und "Eastbound"

Egal. Lange her. Ungleich viel einfacher wäre es, wenn auf den großen Kreuzungen auf den Bahnsteigen die grobe Richtung der Züge angezeigt würde, so wie in London oder Toronto. Dort heißt es „Westbound“, also „Westen“. In Berlin passte das für alle Züge, die zum Savignyplatz fahren, ins Olympiastadion oder zur Waldbühne. Und „Eastbound“ wie Osten für alle Bahnen, mit denen die feierfreudige Jugend zur Jannowitzbrücke fährt, zum Ostkreuz oder auch zum Treptower Park. „Take the Eastern Train“, das geht kurz und knackig und versetzt die ehrenamtlichen Wegweiser in die erfreuliche Lage, noch mehr Auskünfte zu geben. Gleichzeitig haben die Suchenden größere Chancen, den richtigen Zug zu erwischen, weil sie sich keine für sie wahrscheinlich kompliziert klingenden Zieldestinationen merken müssen.

Gleiches gilt übrigens für den unteren Teil. Wer in der Friedrichstraße oben nach dem „Brandenburger Tor“ fragt, könnte unkompliziert in den „Southbound“-Zug geschickt werden, wohingegen die Airbnbler, die es nach einem touristischen Lunch gelüstet, mit dem Hinweis „Northbound“ sicher in der Oranienburger Straße landen würden. Ach ja, und wenn die Schilderdesigner schon mal gerade in Aktion sind: Sehr nützlich wäre es auch, wenn bei der Ringbahn jeweils die Richtung aussagegekräftig ausgeschildert werden könnte – oder weiß jemand ohne lange zu überlegen, wie herum es mit der S 41 oder S 42 geht?

Das würde auch für Berliner Gelegenheitsnutzer die Aussichten deutlich erhöhen, im richtigen Zug zu landen. Derzeit ist es ja so, dass auf den elektronischen Anzeigen stolz „Ring“ steht, die Zwischenstationen aber erst unmittelbar vor Einfahren des Zuges eingeblendet werden. Entweder man richtet sich auch hier nach den Himmelsrichtungen oder malt die wichtigsten Zwischenhalte auf blecherne Schilder, mit denen orientierungslose Passagiere begrüßt werden.

Das wird nicht nur die Rollkoffer und ihre Besitzer früher ans Ziel bringen, sondern auch die eigentlich vorbildlichen Mitberliner, die gerade den Umstieg vom Auto auf die Öffis üben.

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