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Rapper Romano hat einst „Komm nach Köpenick“ gesungen. Zur Fête de la Musique folgen hoffentlich viele seiner Aufforderung.

© Dominik Wilzok/promo

Berliner Musikhochburg Treptow-Köpenick: Aufgalopp an der Dahme

Ein Ritt nach Noten durch Treptow-Köpenick, das im Mittelpunkt der „Fête de la Musique“ steht. Beim Konzert zum Start tritt dort unter anderem Rapper Romano auf.

Es ist erst einmal niederschmetternd, wie Alf Ator von der Rockband Knorkator auf die Musikhochburg Treptow-Köpenick blickt: „Das war immer ein Kaff, war immer Provinz.“ Da denken viele erst mal an Frank Schöbel und Dagmar Frederic. Die Legenden des DDR-Schlagers treten oft in Köpenick auf, am Müggelturm oder in Müggelheim, dessen musikalisches Flaggschiff das Ausflugslokal „Helgoland“ ist. „Viele Popstars aus dem Osten sind ja hier angesiedelt“, sagt Ator, der seine Karriere erst nach dem Mauerfall startete, „Puhdys, Silly, Karat, Lift, etc.“

Deren Kinder haben längst ihre eigenen Bands gegründet – und wieder aufgelöst. Durchgehalten hat Bell, Book & Candle, gegründet unter anderem von Andy Birr und Hendrik Röder, Söhne der Puhdys-Veteranen Dieter Birr und Peter Meyer. Bell, Book & Candle landeten 1997 mit „Rescue me“ einen internationalen Top-Hit und touren seitdem recht erfolgreich durch Europa. Über die Fête de la Musique sind sie längst hinausgewachsen. Auch Knorkator tritt eher bei großen Rock-Festivals auf, die Köpenicker Anfangsjahre liegen lange zurück.

In einer Kinderband der DDR-Stars hat auch Romano seine ersten Meriten erworben. Seit ein paar Jahren hat der Rapper mit den langen Zöpfen den Absprung aus Köpenick geschafft, ohne sich von seiner Heimat zu distanzieren – im Gegenteil. Romano lässt sich gerne als Haupt-Act für den Neujahrsempfang im Rathaus buchen und begrüßt alle Gäste, die ihm zulächeln, mit Handschlag.

Schließlich hat er dem Song „Komm nach Köpenick“ seinen Durchbruch zu verdanken. Romano spielt mit dem leicht prolligen Image des Bezirks, zwischen „scharfen Bräuten“, getunten Autos, „Magenbitter“ und Solarium. Einen weiteren Hit bastelte er aus den Erinnerungen an seinen Brotjob im Copyshop, natürlich auch in Köpenick.

Eine Talentschmiede fehlt dem Bezirk

Konzerte international erfolgreicher Künstler gibt es in der Arena in Treptow, in der Kindl-Bühne Wuhlheide und dem neu etablierten Musikmekka Funkhaus Nalepastraße. Diese drei Bühnen ragen gewissermaßen aus Treptow-Köpenick in die Gesamtberliner Musikszene hinein.

Wobei die Wuhlheide auch für Shows gut ist, die eher im Osten Relevanz haben, etwa die „Rotz'n’ Roll-Radioshow“ des Multitalents Kai Lüftner. Lüftner war schon Bauarbeiter, hat Pizza ausgefahren, studiert und als Sozialpädagoge gearbeitet, bevor er sein Talent entdeckte, Musik für Kinder zu machen.

Was fehlt im Bezirk, ist eine Talentschmiede, die Nachwuchsbands fördert und mit den Scouts der Musiklabels zusammenbringt. Bis 2012 gab es den legendären Club „ABC Rocks“, der in der DDR offiziell „Artur-Becker-Club“ hieß, benannt nach einem kommunistischen Freiheitskämpfer, aber schon damals „ABC“ abgekürzt wurde. Die Band City hatte 1972 ihr erstes Konzert in dem Club. Noch in den 90er und nuller Jahren spielten hier alle Bands, die mehr vorhatten als in Köpenick zu versauern. Doch auch ihr lautstarker Protest konnte gegen den Sparzwang im Bezirk nichts ausrichten. Der Club musste schließen.

Im Café Köpenick kostet das Bier nur einen Euro

Immerhin gibt es das „Café Köpenick“ in der Seelenbinderstraße, ein punkiger Laden, wo das Bier einen Euro kostet und Bands unterhalb der Kommerzschwelle auftreten. Zum Beispiel „Batsy“, dort spielt Romanos Bruder Christian den Bass. Ein Geheimtipp aus Köpenick ist auch die Band „Vögel die Erde essen“, „experimentell, kraut-rockig, funky“, findet Romano. Köpenicker von Geburt und aus Überzeugung ist der Liedermacher Toni Mahoni, der mit 16 eine Punkband gründete und neben der Musik noch bloggt und Bücher schreibt.

Was noch? Jazzgrößen treten regelmäßig im Köpenicker Ratskeller auf, im August ist wieder das Jazz-Festival im Innenhof des Rathauses. Nicht weit entfernt hat sich die „Freiheit Fünfzehn“ als Konzertlocation an der Spree etabliert, dort läuft am Donnerstagabend auch das Auftaktprogramm der Fête de la Musique. Meist treten dort Coverbands auf, die für 15 Euro Eintritt Westernhagen oder Lindenberg kopieren, „das funktioniert sehr gut“, sagt Geschäftsführer Jens Karnowski. „Sobald jemand Erfolg hat, ist er für uns zu teuer.“

Tickets zu gewinnen für Musik-Dampferfahrt

Bevor die Fête de la Musique am Freitag, dem 21. Juni, ganz offiziell in der ganzen Stadt steigt, gibt es eine musikalische Eröffnungsspritztour von Mitte nach Köpenick. Am Donnerstag um 16 Uhr startet der Dampfer „Babelsberg“ von der Anlegestelle „Berliner Dom“ auf der Museumsinsel, nahe der Friedrichsbrücke, und schippert gemütlich Richtung „Freiheit Fünfzehn“, einer Konzertlocation direkt an der Müggelspree.

An Bord sind die Band Treptow, die Köpenicker Musikerin Leona Heine – und Tagesspiegel-Leser, denn wir verlosen fünfmal zwei Tickets für die musikalische Tour. Registrieren Sie sich einfach mit dem Stichwort „Fête de la Musique“ bis Mittwoch, den 19. Juni, um 11 Uhr unter www.tagesspiegel.de/ gewinnen. Die Gewinner werden benachrichtigt

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