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Die Marzahner Mühle. Hier wird noch Korn gemahlen.

© Kitty Kleist-Heinrich

Berliner Mühlentag am Pfingstmontag: Die richtige Mehl-Adresse

Pfingstmontag ist nicht nur Feier-, sondern auch Mühlentag. Berlins Müller laden zum Mahlen ein – wenn Wind und Technik es erlauben.

Berliner Mühlentag? Na ja. „Fährst du deine alte Mühle endlich auf den Schrott?“, fragen wir dann – und lassen erst langsam die Erkenntnis einsickern, dass es ausnahmsweise um diese Dinger mit den Flügeln im Wind geht, die ungefähr so aktuell sind wie Ziehbrunnen und Holzwebstühle. Gäbe es nicht die Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung und ihren seit 1994 am Pfingstmontag etablierten Deutschen Mühlentag, wer weiß ...

Einst gab es in Berlin und drumherum 150 Windmühlen

Aber so einfach sollte man es sich dann doch nicht machen. Wo Windmühlen stehen, da sind sie eine Attraktion, das ist nun mal so. Als sie noch technisch notwendig waren, um Korn in Mehl zu verwandeln, gegen 1850, da standen im Berliner Raum noch mehr als 150. Der Rest ist Industriegeschichte, und der aktuelle Berliner Stand lässt sich knapp zusammenfassen: Die Stadt besitzt vier Windmühlen am ursprünglichen Standort, dazu drei umgesetzte – und sogar einen Neubau.

Für Statistiker mag zudem interessant sein, dass es sich dabei um fünf Holländer- und drei Bockwindmühlen handelt. Echt gemahlen, mit klappernden Flügeln und knirschendem Mühlstein, wird nur noch in Britz und in der neu gebauten Marzahner Mühle. Außerdem gibt es im Stadtgebiet noch rund 20 Straßen mit Mühlen im Namen; Prenzlauer Berg hat zwar vier schwarze Mühlenflügel im Wappen, aber keine Windmühle mehr.

Wer will Diplom-Windmüller werden?

Die Britzer Mühle also ist gewissermaßen Berlins Leitmühle, weil nur noch dort ein altes Mahlwerk in traditioneller Funktion zu besichtigen ist. Es hat zwei Mahlgänge, Sichter, Doppelwalzenstuhl, Elevatoren, Sackaufzug und fünf Böden, ist also eine komplizierte Sache – kein Wunder, dass dort auch eine Ausbildung zum Diplom-Windmüller angeboten wird. Die Berufsaussichten allerdings gelten als mäßig bis miserabel.

Am urspünglichen Standort befinden sich außerdem die Buckower Jungfernmühle und die Adlermühle am Mariendorfer Damm, beide heute ein Restaurant, und die Zehlendorfer Mühle in der Schlettstädter Straße, die heute ein kurioses Wohnhaus ist. Alle drei nehmen deshalb zwangsläufig am Mühlentag nicht mehr teil.

Die Mühlen des Technikmuseums können besichtigt werden

Eine große Rolle beim Mühlentag spielen hingegen die beiden Mühlen, die sich das Deutsche Technikmuseum gesichert hat: die ehemalige Bohnsdorfer Bockwindmühle und die Holländermühle Foline. Beide können am Montag besichtigt werden, es gibt außerdem eine sachkundige Führung. Eine bewegte Vergangenheit hat die auch am Mühlentag teilnehmende Gatower Mühle, die um 1820 in der Prignitz in Betrieb genommen worden war. Später sollte sie nach Wriezen im Oderbruch gebracht werden, landete aber 2004 am Gutshof Gatow, wo sie schließlich 2008 aufgebaut wurde. Gemahlen wird hier aber nicht mehr.

Anders ist das in der neuen Marzahner Mühle, die im Jahr 1993 als Museum und Bildungsstätte gebaut wurde und ebenfalls Diplome für Windmüller verleiht. Dort gibt es sogar eine handbetriebene Kindermühle. Sie zeigt gewissermaßen, wie die moderne Technik einer Windmühle heute aussähe, wenn das Konzept selbst noch Zukunft hätte. Eine Ausstellung über die Geschichte der historischen Marzahner Mühlen ist zudem im 200 Meter entfernten Bezirksmuseum zu sehen.

Informationen zum Mühlentag gibt es unter: www.muehlen-dgm-ev.de

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