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Die Alten Münze zwischen Spree und Molkenmarkt liegt in einer Gegend, die für die meisten Künstler unerschwinglich geworden ist.

© Dirk Sattler

Berliner Kulturzentrum soll grundsaniert werden: Mieter klagen gegen Pläne für die Alte Münze

Die Mieter der Alten Münze klagen gegen das Beteiligungsverfahren. Kultursenator Lederer bleibt gelassen.

Wenn mitten in der Stadt ein ganzer Gebäudekomplex zur Disposition steht, hilft das vielgerühmte Partizipieren der Stadtgesellschaft manchmal auch nicht weiter.

Bei der Alten Münze am Molkenmarkt, einem Areal mit circa 15.000 Quadratmeter Nutzfläche in städtischem Besitz, muss sich jetzt das Verwaltungsgericht in die Materie einarbeiten. Ein Mieter-Konsortium aus dem so genannten Direktorenhaus der Münze hat Klage gegen das Beteiligungsverfahren eingereicht, das im Juni abgeschlossen worden war.

Gleichzeitig fand am Montag eine Anhörung zum Ergebnis des Verfahrens im Abgeordnetenhaus statt. Kultursenator Klaus Lederer (Linke) sprach von einem transparenten Verfahren und forderte die Kritiker auf, etwaige „Anlässe für Manipulationsvorwürfe konkret auf den Tisch zu legen“. Mit einer Klage sei niemandem geholfen.

In seiner Klage-Begründung erklärt der „Meisterrat“, ein Zusammenschluss von Kunsthandwerkern, das Verfahren sei einseitig zugunsten der freien Kulturszene gesteuert worden. Von den 40 für ein Workshopverfahren ausgewählten Vertretern verschiedener Interessengruppen seien 31 der Musik- und Freien Kunstszene zuzurechnen. Konzepte der Kreativwirtschaft – die kommerzieller arbeiten – seien übergangen und eine „nicht-neutrale Agentur“ mit dem Beteiligungsverfahren beauftragt worden.

Proberaum für Bands und Musikclub

Kulturpolitiker von Linken und Grünen wiesen die Vorwürfe, die von der FDP gestützt wurden, zurück. „Konstitutiv für ein Beteiligungsverfahren ist der produktive Streit“, sagte Daniel Wesener von den Grünen. Die Ergebnisse seien eine „gute Ausgangslage für den weiteren Prozess“.

In dem Ergebnispapier vom Juni fehlt jedoch ein Verweis auf die Kreativwirtschaft, hier wird nur von einem „Kunst- und Kulturstandort“ gesprochen, der zu sichern sei, als „Knotenpunkt und Plattform der freien Kunst- und Kulturszene“. Das Abgeordnetenhaus hatte in seinem Beschluss zur Alten Münze aus dem Jahr 2018 noch einen „Kultur- und Kreativstandort“ in Aussicht gestellt.

Neu hinzugekommen, offenbar auf Wunsch der Kulturpolitiker, ist eine Schwerpunktsetzung Musik. Besonders die großen Kellerräume eigneten sich als Proberäume für Bands und einen Club, die ehemalige Münzprägehalle als Konzertlocation, sagte Cordelia Polinna von der Agentur Urban Catalyst. Diese Präferenz kommt den „Spreewerkstätten“ entgegen, die seit 2014 nach eigener Aussage rund 80 Prozent der Flächen als Zwischennutzer bespielen.

Sanierungsbedarf – Eröffnung für 2026 geplant

Nach Einschätzung des Senats müssen die Gebäude der Alten Münze, die in unterschiedlichen Epochen entstanden sind, dringend saniert werden, um weiteren Wertverlust zu vermeiden. Wenn eine Entscheidung zur künftigen Nutzung durch Senat und Abgeordentenhaus getroffen sei – voraussichtlich Anfang 2020 – sollten zügig ein Bedarfsprogramm und weitere Planungen erstellt werden, sagte Lederer.

Angepeiltes Eröffnungsjahr einer grundsanierten Münze ist 2026. Das Parlament hat für die Bauarbeiten 35 Millionen Euro freigegeben.

Pascal Johanssen vom Meisterrat erwähnte die Klage bei der Anhörung nicht, kritisierte aber eine frühzeitige Festlegung Lederers auf die Alte Münze als „Ankerhaus der freien Szene“. Das Ergebnis des Beteiligungsverfahrens sei „zu dünn – aus unserer Sicht sollte dort die Zukunft Berlins gezeigt werden.“ Was das sein könnte, ließ er offen.

Wibke Behrens als Sprecherin der freien Szene zeichnete die Vision eines öffentlichen Kunstortes von hoher Qualität, eine Oase für Experimente und internationalen Austausch ohne kommerziellen Verwertungsdruck. Wichtig sei es jetzt nach vorne zu blicken, an einer guten Organisationsstruktur zu arbeiten, „so komplex und unausgewogen der Beteiligungsprozess auch gewesen sein mag“.

Senator Lederer hatte zuvor betont, das bisherige Konzept sei „nutzerneutral“. Es gebe keine Entscheidung, wer wo einziehen darf. Auch nicht zu Raummieten. Während die Künstler drei bis fünf Euro pro Quadratmeter als zumutbar empfinden, seien für einen wirtschaftlichen Betrieb – Zuschüsse soll es nicht geben – sechs bis 7,50 Euro nötig.

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