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Berlin Deko - Behrendt in der Hauptstraße 18 in Schöneberg führt Dekorations- und Festartikel für alle Gelegenheiten.

© Doris Spiekermann-Klaas

Berliner Karneval: Star Wars oder Eisprinzessin: Welches Karnevalskostüm darf's denn sein?

Karneval ist hier vor allem etwas für Kinder – ein Besuch bei Deko Behrendt, einer festen Größe in Berlin.

Es ist ziemlich eng. Überall glitzern Kostüme, Masken und Hüte von den Wänden. Und je weiter man reingeht in den winzig wirkenden Laden an der Hauptstraße in Schöneberg, desto mehr merkt man: Der ist gar nicht so klein. Wie in einer Höhle, verbergen sich ungeahnte Tiefen hinter der Altbaufassade von Deko Behrendt. Gut 30 Kunden quetschen sich am Mittwochvormittag durch die engen Gänge, um das perfekte Kostüm für die Narrenzeit zu finden. Was auffällt: Die meisten Kunden haben mindestens ein aufgeregtes Kind an der Hand. Gut, es sind Ferien, aber Geschäftsführer Jörg Reisemann hat auch eine andere Erklärung dafür: Während es in Köln durchaus normal ist, alle Altersklassen von Enkel bis Rentner, in einem Kostümhandel anzutreffen, sei Karneval in Berlin eben vor allem etwas für Kinder. „Das merken wir hier natürlich auch in den Verkäufen.“ Die Kassenschlager sind momentan: „Star Wars“ für die Jungs, „Eiskönigin“ für die Mädchen. Hollywood gibt die Kostümtrends vor.

Was Karneval angeht, hat der Berliner seine eigene Mentalität

Reisemann steht hinter einem der Tresen und pumpt Helium in bunte Luftballons. Er selbst ist kein Karnevalist, „aus dem Alter bin ich raus“, sagt er und lacht, „Früher war das natürlich auch bei mir anders.“ Seit einigen Jahren leitet der 52-Jährige den Karnevalsladen. Mit dem Rheinland vergleichen, könne man den Berliner Karneval natürlich nicht, sagt er. „Bei denen ist das ja schon eine Massenhysterie.“ Der Berliner hätte da seine eigene Mentalität. „Der setzt sich keine Pappnase auf und brüllt Helau“, sagt Reisemann. „Hier ist das halt alles ein bisschen nüchterner.“ Einer seiner Kunden findet da deutlichere Worte: „Die Berliner haben Karneval einfach nicht verstanden“, sagt er schmunzelnd, „oder haben Sie schon mal im Rheinland jemanden gesehen, der sich in der U-Bahn umzieht?“ Er muss es wissen: schließlich kommt er aus Bonn.

Der Berliner Straßenkarneval ist schon vorüber

Nur mit dem Karnevalsgeschäft könnte Reisemann den Laden – der als Firma seit 1914 besteht, in Ladenform an dieser Stelle schon seit 1952 – nicht das ganze Jahr über die Runden kommen. Zu anderen Jahreszeiten stellt er deshalb auf Halloween oder Mottopartys um – zuweilen bilden sich lange Schlangen vor dem Laden. Für Berliner, die sich trotzdem für den hiesigen Karneval begeistern, gibt es dennoch einige Möglichkeiten. Von der heutigen Weiberfastnacht bis Aschermittwoch gibt es in zahlreichen Kneipen Karnevalsfeiern im rheinischen Stil, so beispielsweise im Gaffel Haus in der Dorotheenstraße 65 in Mitte und in der Ständigen Vertretung am Schiffbauerdamm 6 in Mitte. Der große Umzug ist leider schon vorbei, was manchen Rheinländer verwundern mag. Die Kunden von Reisemann müssen sich also mit Privatkarneval begnügen.

Lesen Sie mehr im Tagesspiegel: Die Polizei und der Regen haben bei der Kölner Weiberfastnacht die Stimmung im Zaum gehalten Bürgermeisterin Henriette Reker stand Wache gegen Wildpinkler – getrunken wurde trotzdem genug.

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