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Der Herr der Gänsebraten. Frank Zander beeindruckt nicht nur mit Können, sondern auch mit sozialem Engagement für die Armen der Stadt.

© Britta Pedersen/dpa

Berliner Ikone: Frank Zander feiert 75. Geburtstag

"Wie schön, det ick Berliner bin": Frank Zander, der Comedy-Sänger, Hitlieferant und Gänsestifter, wird heute 75.

Wer 75 wird, hat in der Regel einen Haufen falsch gemacht in seinem Leben. Frank Zander wird am heutigen Sonnabend 75 – aber bei ihm sieht es irgendwie nicht danach aus. Wer bei Google "Frank Z..." eingibt, der findet ihn auf Augenhöhe mit Frank Zappa und sonst niemandem, er ist mit seinem seit Jahrzehnten unveränderten Brachialhumor unverändert erfolgreich. Mit seiner Frau Evy teilt er sich eine Ehe, die so alt ist wie die Scheidung der Beatles, und auch sein soziales Gewissen läuft rund, man muss ja dazu kaum noch "Gänsebraten" sagen.

Er federt auch immer noch so elastisch über die Bühnenbretter wie einst, mag sein, das liegt an der neuen Hüfte, die er auch schon in einem Song erwähnt hat. 2014 war mal was mit einem abgebrochenen Auftritt, Virusinfektion, Hörsturz, so in der Richtung. Aber sonst? Starke Leistung für einen, der dem Bierbrauer Schultheiss einen so tief empfundenen Refrain geschenkt hat: "Det looft so in mir rin, wie schön, det ick Berliner bin".

Sein Erfolgsgeheimnis: Zoten, aber dezent

Sieht man davon ab, dass Frank Zander es nie in die Aufmerksamkeitszone des Feuilletons geschafft hat, kann er eigentlich mit jedem – vom Germanistikprofessor bis zum Rockerpräsidenten. Sein Erfolgsgeheimnis: Zoten, aber dezent, Saufen, aber gepflegt, Mackertum, aber selbstironisch, und das alles untermalt von einer global verständlichen Mucke irgendwo zwischen Elferrat und Schweinerock. Gebündelt hat er das alles in seinem vermutlich bekanntesten Hit "Hier kommt Kurt", Autor: Frank Kurt Zander, der seinen ursprünglichen zweiten Vornamen "Adolf" für 600 Euro ändern ließ.

Ein Berliner halt, Wohnorte Charlottenburg und, na gut, Ibiza, wegen der Sonne. Grafiker hat er gelernt, aber der entscheidende Wink des Schicksals kam 1970, als er eine Mandelentzündung verschleppte und davon diese Kratzestimme bekam, die ihn später von Hit zu Hit tragen sollte. Der erste war 1973 der "Nick-Nack-Man", der nächste brachte ihn 1974 ins Fernsehen: "Ich trink auf dein Wohl, Marie", Stoßseufzer eines Kneipenhockers, der sich die Ex hässlich säuft. Der "Ur-Ur-Enkel von Frankenstein" gab der Horror-Welle den verdienten Todesstoß, und dann kam "Oh Susi", das tragische Liebeslied mit den Zensur-Piepsern – es war halt eine andere Zeit.

Damals gab es die Worte "Comedy" und "Comedian" im deutschen TV-Alltag noch nicht. Zander ist kein Comedian, aber irgendwie doch. Er sei der erfolgreichste "Comedy-Sänger" in Deutschland, das ergab eine Statistik 2011. Comedy-Sänger – eine Schublade, die ihm sicher zu klein ist. Er war eben alles, Schlagersänger und Deutschpopper, Moderator, Schauspieler. Ja, auch Schauspieler, wenngleich sein Sohn Marcus in der Pressemitteilung zum 75. eventuell ein wenig zu sehr aufs Blech haut mit dem Satz: "Eine Traumquote von knapp 13 Millionen Zuschauern erzielte Zander dann 2014 in der Rolle des Zuhälters im 'Tatort Münster'" – es handelte sich um einen Gastauftritt als Leiche.

Die Liste seiner Auftritte enthält Geistesverwandte wie Helga Feddersen, mit der zusammen er von 1977 bis 1980 die "Plattenküche" moderierte. Hugo Egon Balder quäkte die Stimme des Goldhamsters Fritz, mit dem er als "Fred Sonnenschein" dem Erfolg der Schlümpfe nacheiferte, wie er überhaupt große Erfolge als Zweitverwerter goldener Hits feierte: "Ja, wenn wir alle Englein wären" spielte mit dem "Ententanz", "Da da da, ich weiß Bescheid, du weißt Bescheid" nahm den "Trio"-Hit aufs Korn, "Jeanny" schlachte Falcos Hit aus. Später zerhackte er mit dem "Rabenschwarz"-Projekt deutsche Schlager à la Rammstein, ohne es damit wie später Heino in kultige Höhen zu bringen. Und er parodierte sich einmal auch selbst, als er 2007 seinen Kurt-Kracher neu textete, einem weltberühmten Eisbären auf den knuddligen Leib.

Und der Fußball? Eher Zufall. Sie saßen mal alle um 1990 herum in Ibiza am Strand, sangen Rod Stewarts "Sailing", und der Rest ist Geschichte: "Nur nach Hause", das er 1993 im Olympiastadion zum Pokal-Halbfinale in einer Hertha-Fassung vortrug, wurde von den Fans ohne Umschweife adoptiert und ist Hymne bis heute. So was lässt sich nicht planen, und deshalb scheiterte später auch der Versuch, mit Nina Hagen eine All-Berliner Stadionhymne zu komponieren. "Ost oder West", sagte er später, "da kannste nur auf einer Hochzeit tanzen". Nina machte es dann allein für Union, und er fand es "ein bisschen ostig".

Niemals ins Dschungelcamp

Ach, er zeichnet auch noch Fische und fertigt Grafiken, nur zum Spaß. Eins, sagt sein Sohn, werde er aber nie tun: in einem Dschungelcamp oder Big-Brother- Haus auftreten. Schade eigentlich: Das Ding würde einer wie er locker nach Hause schaukeln.

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