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Stefanie Frädrich ist Hochzeitsplanerin in Berlin. Die Pandemie ist momentan dabei ihr Business zu zerstören.

© promo

Berliner Hochzeitsplanerin über katastrophales Corona-Jahr: „Die meisten Paare verlegen ihre Feier gleich auf 2022“

Die Hochzeitsplanerin Stefanie Frädrich ging bisher kreativ mit der Krise um. Doch die neuen Beschränkungen bedeuten für sie ein neues Minusgeschäft.

„Katastrophe!“. Stefanie Frädrich, selbstständige Hochzeitsplanerin, beschreibt den Stand der neuesten Corona-Beschränkungen in Berlin für ihre Branche mit diesem einen Wort. Viele der geplanten Frühjahrshochzeiten wurden in den Herbst, also auch schon in den Oktober verschoben. Doch zuletzt dürften nur noch 25 Menschen in geschlossenen Räumen zusammenkommen – dann wegen der stark zunehmenden Corona-Zahlen nur noch zehn.

Und da das natürlich auch für die Hochzeitsfeiern gilt, sei die Planerin „in einer genauso schlimmen Lage wie damals im März als der Lockdown kam“, sagt sie. Manche Kunden stünden regelrecht unter Schock, weil sie nun gar nicht wüssten, wie sie mit den neuen Bedingungen und ihrer geplanten Hochzeitsfeier umgehen sollen. Schließlich seien die Räume oder Gastwirtschaften schon fest gebucht und die Gäste eingeladen.

Frädrich sagt bei deutschen Hochzeiten kämen im Schnitt 100 bis 150 Gäste. Nach den langsamen Lockerungen hätten immerhin etliche Hochzeiten im Sommer, vor allem im Juli, „bei schönstem Wetter und alle draußen“ gefeiert werden können. „Da hatten wir auch noch Glück mit dem Wetter“, beschreibt Frädrich.

Auch die Beschränkungen, also 1,5 Meter Abstand – auch bei der Trauung – das Tragen von Masken und Desinfektionsmittel überall auf den Tischen sei irgendwie zu handhaben gewesen. „Wenigstens konnte man wieder heiraten, auch mit vielen Gästen.“ Doch von jetzt auf gleich seien die neuen Beschränkungen beschlossen worden.

Nun musste Stefanie Frädrich ein weiteres Mal alles über den Haufen werfen: Zuerst hatte sie extra das Konzept für die zunächst veranlasste Corona-Beschränkung für maximal 25 Leute gemacht. "Wir haben das in zwei Schichten geplant: Immer je 25 Gäste", beschreibt die Hochzeitsplanerin.

Heiraten in Schichten war eine Zwischenoption

Doch kaum stand der Ablauf, kam die nächste Auflage: Nur noch maximal zehn Personen aus zwei Haushalten. "Das Brautpaar war fix und fertig", erzählt Frädrich. So wollten sie nicht feiern. Also hätten sie verschoben - auf den nächsten Sommer.

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Die nächste Hochzeit, die Frädrich betreut hätte, wäre im November gewesen. "Das Paar hat gar nicht erst auf kommendes Jahr, sondern gleich auf 2022 die Feier verlegt", schildert sie.

Die Unsicherheit wie es 2021 weiter geht, sei groß

Das gehe den meisten ihrer Kunden so: Die Unsicherheit darüber, was 2021 ist, sei einfach zu groß. "Und was soll man den Leuten sagen? Man weiß ja selbst nicht, wie es weiter geht."

Natürlich würden immer noch Paare heiraten, aber dann standesamtlich und in einem ganz kleinen Kreis, wie vorgegeben. "Aber dafür brauchen sie dann keine Hochzeitsplanerin, die ein größeres Fest konzipiert."

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Wie es finanziell weitergeht, wisse Stefanie Frädrich nicht. Sie habe Glück, dass ihr Mann einen Job hat und Geld verdient, um beide zu finanzieren. Frädrich akquiriere zwar weiter, aber es sei extrem schwierig. "Aber was soll ich machen? Ich gebe nicht auf!", sagt sie.

Sie muss jetzt außerdem wieder die aufbauende psychologische Arbeit leisten und auch mal starke Schulter für die Paare sein, für die – teilweise ein zweites Mal – eine Welt zusammenbricht, weil sie nicht so feiern können, wie sie sich das erträumt hatten.

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