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Obwohl er gern in die Türkei wechseln wollte, bleibt Bilal Cubukcu beim Regionalligisten Babelsberg.

© Jan Kuppert

Berliner Fußballer bleibt beim SV Babelsberg: Unruhen in der Türkei wirken sich auf den Sport aus

Eigentlich wollte Fußballer Bilal Cubukcu in die Türkei wechseln. Doch angesichts der politischen Spannungen bleibt er nun doch beim SV Babelsberg.

Bilal Cubukcu liebt die Türkei. Der 29-Jährige ist in Berlin geboren, aber seine Nationalität ist türkisch, ein Teil seiner Familie lebt auch in der Türkei. Einige Etappen seiner Karriere hat der Fußball-Profi in der Türkei verbracht, auch in der kommenden Saison wollte er dort spielen. Doch jetzt hat er sich entschieden, wegen der aktuellen Lage nicht in die Türkei zu wechseln und stattdessen – wie die vergangenen zwei Jahre – beim SV Babelsberg 03 zu spielen.

Die kleine Personalie beim Potsdamer Fußball-Regionalligisten steht symptomatisch für einen Trend im Sport – weg von der politisch immer unsicher werdenende Türkei. Kurz nach dem gescheiterten Putschversuch und dem beginnenden Umbau des Staates im Sinne des Machthabers Erdogan hatte der überraschende Wechsel von Nationalstürmer Mario Gomez für Aufregung gesorgt. Gomez hatte seinen Abgang bei Besiktas Istanbul, den er gerade zur Meisterschaft geschossen hatte, explizit mit der unsicheren Lage in der Türkei begründet. Bisher hat Gomez keinen neuen Verein gefunden, er soll vor allem in Deutschland auf der Suche sein. Für den Potsdamer Cubukcus steht seine nähere Zukunft zumindest fest - er bleibt bei Babelsberg, auch wenn die Mannschaft inzwischen einen anderen Spieler zum Kapitän erkoren hat.

Sehnsucht nach der Türkei nach zwei Jahren in Deutschland

Nicht nur Cubukcus familiären Wurzeln sind türkisch, auch seine sportlichen: Sein erster Fußballverein war Anadoluspor, ein türkischer Klub in Berlin-Kreuzberg, später ging er zur Fußballschule von Hertha BSC, wo er mit Anfang 20 als eines der größten Talente galt. Dieses blieb in der Heimat nicht verborgen: Cubukcu spielte von der U 17 bis zur U 21 in den Nationalmannschaften der Türkei. Im Laufe seiner Karriere wurde die Türkei wiederholt zum sportlichen Gastland – in der ersten bis zur dritten Liga kickte Cubukcu vor türkischen Fans. Nach zuletzt zwei Jahren in Babelsberg hatte der inzwischen 29-Jährige noch einmal Sehnsucht – nach höherklassigem Fußball, gern in der türkischen Heimat.

Dort gab es Angebote aus der dritten und zweiten Liga für den Fußball-Feinmechaniker aus Kreuzberg. Doch die Verhandlungen wurden schwierig. Zunächst scheiterte ein Wechsel zu einem Drittligisten an einem Transferverbot, mit dem der Verein sanktioniert ist. Dann kam der Putschversuch türkischer Militärs. Die politische Unruhe danach hat auch Folgen für den Fußball. Neben Mario Gomez kehrt auch der Argentinier Sosa nach der Sommerpause nicht zum Erstligisten Besiktas Instanbul zurück. „Der Grund ist, dass meine Frau Angst davor hat, in Istanbul zu leben, und dass ich mich um meine Töchter sorge“, begründet Sosa.

Auswirkungen der politischen Unruhen auf die türkischen Clubs

Auch Cubukcu hat zwei Töchter. „Meine Frau wollte von Anfang an, dass ich bleibe“, sagt er. Der Familienvater wäre allein in die Türkei gegangen, Frau und Kinder in Berlin geblieben. „Allein das hat mir die Entscheidung nie leicht gemacht“, sagt Cubukcu. Nach dem Putschversuch habe er gemerkt, dass selbst Sportvereine Probleme bekommen – auch wirtschaftliche. Während in den großen Klubs der Süperlig Millionen-Gagen verdient werden, haben kleine Klubs sowieso Schwierigkeiten, Gehälter zu zahlen. Cubukcu selbst hat es bereits erlebt. Auch sein Babelsberger Vereinskollege Erdal Akdari hat es leidvoll erfahren, als er ein Jahr in der Türkei spielte – ohne einen Euro zu sehen. „Nach dem Putsch haben die kleinen Klubs noch mehr Sorgen“, erzählt Cubukcu. Und für ausländische Spieler sei es angesichts der aufgeheizten Stimmung derzeit schwierig, nicht anzuecken. „Ich bin zwar Türke. Aber du wirst anders behandelt, wenn du auch in der Türkei lebst“, sagt er. „Es gibt gravierende Probleme in den unteren Ligen“, heißt es auch von der Spielerberater-Agentur, die Cubukcu betreut. Bilal Cubukcu will nicht in Unsicherheit leben. In Berlin und Babelsberg zu bleiben, „war vielleicht von Anfang an besser so“, sagt er heute.

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