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Wie soll in Zukunft mit der East-Side-Gallery umgegangen werden?

© Kay Nietfeld/dpa

Berliner Eventmeile und Denkmal: Wie geht es weiter mit der East-Side-Gallery?

Politiker, Bürger und Investoren diskutieren über die Zukunft der Berliner East-Side-Gallery. Dabei kristallisieren sich drei Streitpunkte heraus.

Voll ist es fast immer an der East-Side-Gallery: Entlang der Mauer zwischen Oberbaumbrücke und Ostbahnhof scharen sich Touristen, machen Selfies oder bekritzeln die Mauerbilder oder machen Fotos von der bunten Gedenkausstellung zu machen. Berliner trifft man hingegen immer seltener hier, sie meiden die Eventmeile zusehends.

Die Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg hat deshalb am Freitag Anwohner zu einer Diskussionsrunde über die Zukunft der East-Side-Gallery eingeladen. Dort sollten Politik, Verwaltung, Denkmalschützer, Bürgerinitiativen und Künstler damit beginnen, ein Konzept für die Gallery zu erarbeiten.

Soll hier ein Luxushotel entstehen?

Drei wesentliche Baustellen gibt es dabei: Auf der Brache zwischen Mauer und Spreeufer soll ab 2018 ein neunstöckiges Hochhaus gebaut werden. Dazu sagte Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne): „Es ist eine Unmöglichkeit, dass ein Investor darüber hinweggeht, dass sich Stadt, Land und Zivilgesellschaft eine andere Nutzung wünschen, und stattdessen ein Hotel und Luxuswohnungen baut.“

Der Investor war zu der Veranstaltung nicht gekommen. Um die Bebauung zu verhindern, müssten Millionenbeträge aufgebracht und vor allem mehr Druck gemacht werden, so Schmidt. Die Höhe der Entschädigungskosten habe der Senat noch nicht ermittelt.

Im Koalitionsvertrag schrieb die rot-rot-grüne Regierung, man wolle mit dem Investor über Ausgleichsgrundstücke verhandeln. Davon ist heute keine Rede mehr.

Soll die westliche Mauerseite weiß gestrichen?

Die zweite Baustelle ist die Gestaltung der westlichen Mauerseite. Denkmalschützer fordern, die mit Graffiti besprühten Flächen wieder weiß zu streichen. Die Farbe hatte während des DDR-Regimes den Zweck, dass Grenzsoldaten flüchtende Personen an der Mauer besser erkennen und an der Flucht hindern konnten. Das Weißeln solle den „Doppelcharakter zwischen den Mauerbildern und dem Todesstreifen darstellen“, erklärte Jörg Haspel, der für die Denkmalpflege zuständige Landeskonservator, in seinem Vortrag.

Alexander Arnold von der Gemeinschaft der Verfolgten des DDR-Regimes lehnt die Idee ab: „Das Weiß-Streichen ist für mich sehr unbefriedigend“, denn damit würde die „NVA-Doktrin“ dargestellt. Er wünsche sich eine Fortsetzung der temporären Ausstellung des Künstlers Stefan Roloff, die Zeitzeugenportraits darstellt.

Wie soll der Teilung Berlins gedacht werden?

Hinzu kommen drittens die unterschiedlichen Auffassungen des Gedenkens. Die 120 Künstler, die die Mauer nach der Wende bemalten, wollten mit ihrer Kunst die Freude und Euphorie der Maueröffnung darstellen. Denkmalschützer fordern darüber hinaus ein würdiges Gedenken an die Teilung und die Mauertoten.

Um beides zu ermöglichen, soll die East-Side-Gallery an die Stiftung Berliner Mauer übergeben werden, den Gedenkort Bernauer Straße verantwortet. Darüber hinaus fordern Bezirks-Grünen eine Anmeldung der East-Side-Gallery für das Unesco-Weltkulturerbe.

Einen konkreten Plan gibt es immerhin schon jetzt: Der südliche Gehweg an der Mühlenstraße soll auf sechs Meter verbreitert werden. Das geht aus einer BVV-Anfrage hervor. Baubeginn könne Juni 2018 sein. Das freut zumindest die Foto-begeisterten Touristen.

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