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Einfach süß. Eisbärchen mit Herta-Ball.

© AFP, John Macdougall

Update

Berliner Eisbärenbaby: Liebesbeweise für Klein-Hertha

Jetzt hat das Eisbärenmädchen einen Namen. Zur Taufe gab's kalten Fisch und einen Fußball. Hertha soll Botschafterin für ihre bedrohten Artgenossen sein.

Es ist nicht Greta, nicht ZsaZsa – und der tatsächliche Name hat bei der Riege der Bewerber um die Patenschaft nicht wirklich überrascht: Die kleine Eisbärin im Tierpark Berlin heißt Hertha. „Uns hat das Bewerbungsvideo überzeugt, mit so viel Emotion und Herzblut“, sagte Tierpark-Direktor Andreas Knieriem. Der Name sollte „kurz und griffig sein und einen Bezug zu ihrer Heimatstadt haben“.

Eine Taufzeremonie gab es am Dienstag naturgemäß nicht, aber tiergerechtes Spielzeug – einen blauen Eisbärfußball. Und eingefrorene Fischleckerli, die regten zum Rumknabbern an, auch sehr attraktiv fürs versammelte Publikum.

Es war ein gelungener Auftritt am Eisbärengehege, viele Besucher, Journalisten und Fotografen waren gekommen – und Ingo Schiller, Geschäftsführer bei Hertha BSC. Er durfte am Morgen hinter die Eisbärenkulissen gucken. „Meine Frau hatte die Idee, dass wir uns bewerben können“, sagte Schiller. Er trug die Idee ins Team, die Begeisterung war schnell da – und das Bewerbungsvideo binnen 24 Stunden gedreht. „Wir gehören zu Berlin wie die Spree und der Tierpark“, sagt Schiller. Jetzt gehörten „zwei Institutionen der Stadt zusammen“.

Beide hoffen auf Synergieeffekte: mehr Besucher, mehr Aufmerksamkeit. Tierpark-Vertreter werden zum Hertha-Spiel ins Olympiastadion eingeladen und für einen Besuch bei der putzmunteren Kleinen werben. Schiller überreichte Knieriem ein Hertha-T-Shirt, Knieriem Schiller eine Patenurkunde – und in der ganzen Stadt sind Liebling-Hertha-Plakate geklebt.

Vielleicht wird die Kleine Berlin aber schon in zwei Jahren verlassen, wegen des europäischen Zuchtprogramms, vielleicht aber auch im ausgebauten Gehege bleiben. Ohne das Phänomen Knut und Thomas Dörflein hätte es jedenfalls nie so eine Aufmerksamkeit für ein Eisbärenbaby gegeben.

Doch die Aufmerksamkeit ist genau richtig, betonen Tierpark- und Hertha-Chef, denn Hertha sei eine Botschafterin für ihre durch die Erderwärmung bedrohten Artgenossen. Laut einer UN-Studie wird die Arktis schon in zehn Jahren im Sommer eisfrei sein. „Damit wäre die Lebensgrundlage der Eisbären weg“, sagt Kurator Sicks. Im Wasser schwimmend verhungern Eisbären, ihre Beutetiere sind viel schneller. Und wenn sich die trächtigen Weibchen im Sommer keine Fettreserven für die Milch anfressen könnten, sei ihr Überleben und das der Jungtiere fast unmöglich.

Hertha-Geschäftsführer Schiller sagte, der Club wolle verstärkt neue, grüne Technologien nutzen, E- und Hybrid-Autos sowie Flugausgleichszahlungen für den Ausstoß von Treibhausgasen prüfen.

Nicht alle mögen den Namen "Hertha"

Aber frustriert der Name Hertha nicht die Union-Fans der Stadt? „Die Wiedervereinigung liegt jetzt 30 Jahre zurück“, sagte Schiller. An der Alten Försterei in Köpenick beim FC Union hieß es: „Wir finden die kleine Hertha ganz putzig und wünschen ihr, dass sie groß und stark wird.“

Michael Grunst (Linke), Bezirksbürgermeister in Lichtenberg, wo der Tierpark liegt, sagte über die Namensgebung: „Als ich das gehört habe, habe ich gedacht, die Zahnbürste fällt mir ins Wasser.“ Hinzu komme, dass er Fan des 1. FC Union sei. Er habe dem Tierpark sogar einen anderen Namensvorschlag gemacht – auch wegen des geografischen Bezugs im Osten Berlins: nämlich den des Eishockey-Nachwuchses „Eisbären Juniors“. Kultursenator Klaus Lederer (Linke) sieht das entspannter: „Als Eisbärin, mit Ursprungsherkunft Nord-Pol, sollte der kleinen Hertha ein Ost-Senator und ein West-Verein ziemlich egal sein. Wichtig sind Gesundheit und Kraft für die Kleine.“

Antje Kapek, Fraktionschefin der Grünen meinte: „Ist ja eine wirklich schöne Geste von Hertha – aber Greta hätte ich auch ein starkes Zeichen gefunden.“ Ganz klar, gemeint ist die 16-jährige Klimaaktivistin Greta Thunberg aus Schweden. Der Name Greta war unter den mehr als 5000 Vorschlägen durchaus beliebt. Doch ganz so politisch wollte es der Tierpark nicht haben. Carola Bluhm, Vorsitzende der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, sagte: „Greta ablehnen und Hertha auswählen, ist enorm piefig und wenig weltoffen."

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