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Florian Schmidt (Grüne), Baustadtrat vom Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg.

© Kitty Kleist-Heinrich

Berliner Baustadtrat Florian Schmidt: „Auch Architekt*innen sollten einen moralischen Kompass haben“

Über Zorn der Architekten, Spekulationen über Kungelei und Hass im Netz. Ein Gespräch mit Bezirksstadtrat Florian Schmidt.

Der Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Florian Schmidt (Grüne), eckt mit einem Tweet zur Rolle von Architekten an. Schmidt schrieb: „Ich merke mir übrigens welche Architekt*innen für spekulative Eigentümer arbeiten, also solche, die mit Baugenehmigungen nur spekulieren statt zu bauen. Auch Architekt*innen sollten einen moralischen Kompass haben.“ Andreas Becher warf Schmidt daraufhin im Tagesspiegel vor, eine „ganze Berufsgruppe in Sippenhaft zu nehmen“. Zudem gab es einen offenen Protestbrief der Architektenkammer Berlin und des Bundes Deutscher Architekten.

Herr Schmidt, die Architekten sind angefasst und werfen Ihnen postwendend Kungelei vor. Halten Sie sich nicht an die Regeln?

Mir ist unklar, was die meinen. Im Bezirk bewegen wir uns selbstverständlich im Rahmen der Landeshaushaltsordnung. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie Aufträge vergeben werden dürfen. Einige Aufgaben schreiben wir aus. Und wenn wir mal eine Direktvergabe durchführen, dann müssen wir das begründen. Daher kann ich mich nur wundern, dass die Architekten mich auf diese Weise aufbauen als jemanden, der ich nicht bin.

Sie wirken überrascht...

Mich hat die Heftigkeit der Reaktionen irritiert. Ich musste 20 Leute auf Twitter blockieren. Einige Politiker haben die Gelegenheit genutzt, um das abzuladen, was sie immer schon wollten. Aber die Schärfe, mit der polemisiert wurde, war überraschend. Das ist schade, weil ich eine Debatte anstoßen wollte.

Architekt Becher findet den Vorwurf anmaßend. Das verwundert Sie?

Interessant finde ich dessen Begründung, wonach jeder Architekt sowieso einen moralischen Kompass habe, nur weil er im Bund Deutscher Architekten organisiert ist. Damit sagt er im Grunde außerdem, dass es gar keine Architekten geben kann, die für Spekulanten arbeiten. Immer seien nur die Umstände daran schuld, dass genehmigte Bauten nicht ausgeführt werden. Das hat mich dann doch erschrocken. Er scheint nicht mal zu sehen, dass mit Baugenehmigungen in Berlin gezielt spekuliert wird.

Also bereuen Sie nichts?

Zugegeben, der Tweet war scharf. Aber ich bleibe dabei, dass die Frage nach der Rolle von Architekten bei den Baulandspekulationen wichtig ist. Ob das moralisch okay ist und ob sie wissen können, wozu bestimmte Bauherren genehmigte Bauplanungen einsetzen. Dies gilt besonders für Architekten, die seit Längerem für einen Bauherrn arbeiten. Insbesondere große Büros müssen sich fragen lassen, ob sie für jeden Bauherrn gleich gerne arbeiten.

Die Unmoralischen kommen auf die Liste?

Dass Leute in diesem Kontext von Schwarzen Listen sprechen, von DDR oder Diktatur, ist grob hysterisierend. Da sind andere Interessen im Spiel, es sind dieselben, die mich als Sozialisten hinstellen wollen, nur weil wir das Vorkaufsrecht ausüben.

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