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Die Bundestagsabgeordnete Beatrix von Storch, stellvertretende Bundessprecherin der AfD, sitzt bei einem Interview in einem Besprechungsraum im Bundestag. 

© dpa

Update

Berliner AfD stellt Bundestagsliste auf: Beatrix von Storch mit knapper Mehrheit zur Spitzenkandidatin gewählt

Von Storch lag nur eine Stimme über dem notwendigen Quorum. AfD-Fraktionschef Georg Pazderski wurde auf Platz vier der Liste gewählt.

Die Berliner AfD hat auf ihrem Parteitag am Samstag Beatrix von Storch zu ihrer Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl gewählt. Von Storch setzte sich äußerst knapp mit 110 von 219 Stimmen gegen den Reinickendorfer Ordnungsstadtrat Sebastian Maack durch.

Nach der Verkündigung des Ergebnisses ging ein Raunen durch die Reihen der Delegierten: Von Storch lag nur eine Stimme über dem notwendigen Quorum von 109 Stimmen.

Seit 10 Uhr morgens hatten sich rund 220 AfD-Delegierte in einem großen Zelt in Biesdorf zusammengefunden, das Gelände mit Stacheldraht abgeschirmt, Sicherheitsleute von „German Security“ am Eingang. Vor den Toren Protest, doch viele Gegendemonstranten hatten den Weg raus in den Osten der Stadt nicht angetreten.

Die neue Landeschefin Kristin Brinker hatte zuvor erklärt, die Bundestagsliste solle nur acht Plätze haben – vier Abgeordnete waren 2017 eingezogen, damals erreichte die AfD zwölf Prozent. Im Kampf um Platz eins hielt Beatrix von Storch eine donnernde Rede: „So lange wir noch auf zwei Beinen stehen, noch Luft zum Atmen haben, so lange unser Herz noch schlägt, kämpfen wir für Deutschland“, brüllte sie in den Saal.

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Als Hauptgegner machte sie die Grünen aus, warb für eine Überwindung der Flügelkämpfe in der AfD: Sie bedankte sich in ihrer Rede bei Landeschefin Brinker, der sie kürzlich in der Wahl zur Vorsitzenden unterlegen war, diese „habe die Hand zur Versöhnung gereicht“.

Ausgerechnet von Storchs Ergebnis zeigte aber, dass es mit der scheinbaren Einheit der Partei nicht weit her ist. Ihr Kontrahent Maack erhielt 71 Stimmen, viele versagten beiden ihre Stimme. Der umtriebige Maack hatte kürzlich eine Organisation namens „Kompetenz-Netz“ gegründet – als Gegenpol zur Fraktion im Abgeordnetenhaus. Maack, ehemals Vertreter des teils rechtsextremen Flügels, gilt als scharfer Gegner von Fraktionschef Georg Pazderski.

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Dessen Flucht aus dem Abgeordnetenhaus, wo nun Brinker den Ton angeben will, gelang am Samstag wohl: Pazderski wird auf Platz vier kandidieren, musste sich aber gegen drei Mitbewerber wehren. Letztlich setzte sich der 69-jährige Ex-Offizier mit 113 Stimmen durch, erhielt viel Applaus.

Ein Machtpol ist Pazderski, der vor kurzem noch gemeinsam mit von Storch Landesvorsitzender werden wollte, in der Berliner AfD aber nicht mehr. Die Partei muss mindestens ihr Ergebnis von 2017 wiederholen, damit er in den Bundestag einzieht.

Vor ihm nominierte die Berliner AfD den innenpolitischen Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Gottfried Curio. Er wurde ohne Gegenkandidat mit 194 von 219 Stimmen gewählt. Curio sprach unter anderem davon, einen „Great Reset“ zu verhindern: eine unter Verschwörungsideologen verbreitete Theorie, die besagt, dass eine „globale Finanzelite“ eine neue Weltwirtschaftsordnung durch die Corona-Pandemie plane.

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Auf Platz drei wurde der Bundestagabgeordnete Götz Frömming mit 161 von 215 Stimmen gewählt. Ein spontaner Gegenkandidat, der sich selbst zur Wahl vorgeschlagen hatte und mit einer Gasmaske auf seinem Platz saß, kam auf 16 Stimmen.

Landeschefin Brinker ging im Vorhinein davon aus, dass die Wahlen der Kandidaten am Samstag abgeschlossen werden. Die Veranstaltung war bis Redaktionsschluss noch nicht beendet. Am Sonntag sollen dann die Delegierten für die kommenden Bundesparteitage gewählt werden. Der Zeitplan auf dem Parteitag war deshalb, anders als in früheren Jahren, sehr eng getaktet.

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