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Beine in die Höh'. Turnstunden am Wannsee, durchaus üblich in den 30er Jahren.

© bpk/Kunstbibliothek/SMB

Berlinbuch: Turnstunden am Wannsee

Armut und Luxus, Arbeit und Freizeit: Wie Flüsse und Seen Berlin und seine Bewohner prägten. Ein nostalgisches Fotobuch

Der Dichter Friedrich Rückert hatte Mitleid mit der Spree. 1843 schrieb er in einem Gedicht: „Sie kommt beim Oberbaum herein, rein wie ein Schwan, um wie ein Schwein beim Unterbaum herauszukommen.“ Aller Unrat landete im Fluss. Auch Wuhle, Bäke oder Panke dürften nicht sauber gewesen sein. Mit historischen Fotografien der Bildagentur der Stiftung Preußischer Kulturbesitz huldigt das Buch mit dem etwas irreführenden Titel „Über tausend Brücken“ [hrsg. von Boris von Brauchitsch, Edition Braus, Berlin, 144 S., 140 Abb., 24,95 Euro] Berliner Wasserwegen und Seen.

Brot, Wurst und Schlappen: allet vorhanden. Händler Karl Tresp in seinem schwimmenden Laden auf der Spree.
Brot, Wurst und Schlappen: allet vorhanden. Händler Karl Tresp in seinem schwimmenden Laden auf der Spree.

© bpk/Staatsbibliothek

Noch immer befindet sich Europas größtes Binnenseebad in Wannsee, noch immer tummeln sich dort sommers Tausende, auch wenn dort keine Turnstunden mehr abgehalten werden wie in den dreißiger Jahren üblich. Und selten sitzen heute aufgebrezelte Damen am Havelufer, um sich von einem Maler porträtieren zu lassen. Vor allem wurde gearbeitet am Teltow- oder Landwehrkanal, in den Rummelsburger Kraftwerken oder im Westhafen. Doch auch Schornsteine, Backsteinfabriken und voll beladenden Dampfer wie etwa der Eisbrecher „Emma“ waren schließlich fotogen.

Glattes Vergnügen. Heute unvorstellbar: Eissegeln auf dem Müggelsee.
Glattes Vergnügen. Heute unvorstellbar: Eissegeln auf dem Müggelsee.

© bpk/Kunstbibliothek,SMB

Nach 1945 war es vorbei mit den schönen Ansichten am Wasser. Rechts und links der Spree präsentierte sich eine Trümmerlandschaft. Ein Foto zeigt etwa zwei Jungen in Mitte, die auf Balken sitzen und ihre Angelschnüre ins Wasser tauchen. Auf der glatten Fläche spiegeln sich zerbombte Ruinen. Auffällig auch: Es gab so viel Winter! Eissegler auf dem Müggelsee, eine Hochzeitsgesellschaft im Schnee, Schlittenkinder auf dem Tegeler See. Versonnen blättert man durch die Stadtgeschichte, staunt und denkt sich: „Mensch, Berlin, wie haste dir verändert.“

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