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Spielort statt Tatort. Schon 2016 nahmen die Neuen Kammerspiele Kleinmachnow an der Reihe „Berlinale goes Kiez“ teil, damals mit Axel Prahl als Kinopate.

© Thilo Rückeis

Berlinale goes Kiez: Waschbär von oben

Bereits zum zweiten Mal gastiert die Berlinale heute in den Neuen Kammerspielen Kleinmachnow.

Wenn es Bären regnet, sind die Filmfestspiele fast vorbei, jedenfalls in Berlin. In Kleinmachnow dagegen, direkt an Zehlendorf grenzend, war es diesmal umgekehrt: Der Bärenregen ging schon Wochen vor dem Festival nieder. Und es war ja auch nur einer, nicht silbern, nicht golden, vielmehr ein naturbelassener Waschbär, der während einer Veranstaltung in den „Neuen Kammerspielen“ durch die Decke brach, alle in helle Aufregung versetzte, sich aber rasch trollte. Doch keine Sorge: Das kann an diesem Sonntag, wenn das Festival in der Reihe „Berlinale goes Kiez“ auch nach Kleinmachnow kommt, nicht passieren. Der Fall des Bären ereignete sich im Nebensaal eines Anbaus, die Decke des Hauptsaals mit seinen 350 Plätzen dagegen sieht sehr stabil aus, nicht mal ein Grizzly würde dort durchbrechen.

Es ist nach 2016 der zweite Ausflug der Berlinale in die Karl-Marx-Straße 18, mit gleich drei Filmen: Um 15.30 Uhr läuft der japanische Film „Blue Wind Blows“ (Generation KPlus), für den es noch Karten gibt. Um 18.30 Uhr folgt der Wettbewerbsfilm „Black 47“, um 21.30 Uhr „Rückenwind von vorn“ (Perspektive Deutsches Kino), beide sind ausverkauft. Alle Vorstellungen sind mit rotem Teppich und allem Drum und Dran, beispielsweise einem Dolmetscher, damit sich etwa der japanische Regisseur Tetsuya Tomina und seine jungen Darsteller auch verständlich machen können.

Dass die Neuen Kammerspiele wieder dabei sind, habe man bereits im Dezember erfahren, sagt Valeska Hanel, mit Geschäftsführerin Carolin Huder im Vorstand der als Kulturgenossenschaft organisierten Kammerspiele und dort fürs Kinoprogramm zuständig. Es habe keine Bewerbung gegeben, die Berlinale sei auf sie zugekommen. Die „Berlinale goes Kiez“-Reihe werde vom Medienboard Berlin- Brandenburg gefördert, auch Brandenburger Kinos sollten also aufgenommen werden, im Vorjahr etwa das Thalia in Potsdam, doch viele Berlin-nahe Kinos gebe es nun mal nicht , erklärt sich Valeska Hanel die erneute Teilnahme der Kammerspiele an der Reihe. „Aber wenn wir keine Strahlkraft hätten, wären wir bestimmt nicht ausgewählt worden.“

Die haben die in den dreißiger Jahren als Kino eröffneten Kammerspiele zweifellos. Auch aus Zehlendorf, Wannsee, Steglitz kommen Besucher, für die Filme und die anderen Kulturveranstaltungen, Theater, Lesungen, Konzerte. Seit 2012 gibt es die Kulturgenossenschaft, von der Gemeinde mit 110 000 Euro pro Jahr unterstützt und mit rund 200 Mitgliedern, die Anteile über je 250 Euro erwerben können. Das Gebäude gehört Karl-Heinz Bornemann, Enkel des Gründers, die Genossenschaft hat es gepachtet. Die digitale Vorführtechnik ist auf der Höhe der Zeit, die Stühle sind per Patenschaft überarbeitet worden, und auch für die gendermäßig korrekte Beschriftung der Toiletten hat man sich Originelles einfallen lassen: Mit Kreide werden die Namen der männlichen und weiblichen Hauptdarsteller des jeweiligen Films notiert. Beim Berlinale-Tag 2016 gab’s eine Ausnahme: „Bär“ und „Bärin“.

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