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Berlin-Wedding: Noch ein Taschenlampenkonzert - in Rehberge

Das Taschenlampenkonzert der Band Rumpelstil hat Kultstatus. Schon 200 Konzerte haben sie in der Bundesrepublik gespielt. Heute gibt es eine Zusatzshow in Rehberge.

Manchmal passiert es sogar am helllichten Vormittag, wenn Brumme mit seiner Band zur besten Brunchzeit um 11 Uhr ein Konzert gibt, sogar dann bringen die Besucher ihre Taschenlampen mit. „Das ist schwer zu erklären“, sagt er. Aber eigentlich genügt ein Blick auf sein Smartphone, das er jetzt hervorholt. Natürlich hat er Fotos dabei, von den Auftritten auf der Waldbühne, bei denen zur Dämmerung 20 000 Besucher ihre Taschenlampen aufleuchten lassen. „Aber da sieht man doch gar keine Gesichter“, sagt Sängerin Blanche. Diese glücklichen Gesichter seien doch das Besondere.

Etwa hundert Konzerte machen Jörn Brumme aus Mitte und Blanche Elliz aus Kreuzberg mit ihrer Band „Rumpelstil“ im Jahr. Weihnachtskonzerte, Musical-Märchen, das „Konzert der Lieblingsbücher“. Aber worauf immer alles zustrebe, sei das Taschenlampenkonzert in der Waldbühne, sagt Blanche. Zum zehnten Mal blitzten dort Mitte September die Lichter der Tausende von Fans auf. Doch weil das Konzert seit vier Jahren immer restlos ausverkauft ist, gab es diesmal Tränen bei denen, die hofften, vor den Toren noch Karten zu ergattern. Deshalb gibt es heute ein Zusatzkonzert im Freiluftkino Rehberge – mit rund 3000 Plätzen deutlich kleiner. „Kuscheliger“, findet Blanche. Sie blickt nach oben in die hohen Nadelbäume. Blanche und Brumme sind vor dem Konzert ins Freiluftkino gekommen, um sich die von Grün umgebene Bühne anzusehen. Noch scheint die Sonne auf die Zuschauerränge, aber am Samstagabend soll es hier von kleinen Lichtern wimmeln.

In einer Liga mit Grönemeyer

Bundesweit haben Blanche und Brumme mit den Bandkollegen Peter Schenderlein und Max Vonthien schon mehr als 200 Taschenlampenkonzerte gegeben. Das Zusatzkonzert wird das letzte des Jahres sein. „Es ist ein Kult“, sagt Blanche. Beim Taschenlampenkonzert trifft dieses Wort den Kern. Wer beim Konzert in der Waldbühne dabei war, kauft oft im Anschluss gleich die Karten fürs nächste Jahr. Damit spielen die Taschenlampenkonzerte in einer Liga mit den Philharmonikern, Herbert Grönemeyer, Rammstein. Apropos Rammstein – die habe sie auch schon mitsamt Familien im Publikum gesehen, sagt Blanche.

Die Band „Rumpelstil“: Jörn Brumme und Blanche Elliz.
Die Band „Rumpelstil“: Jörn Brumme und Blanche Elliz.

© Fabiana Zander Repetto

Dieses Jahr haben sie auf der Waldbühne etwas Neues ausprobiert: den Lichtertanz. Bei instrumentaler Musik hat Blanche die Taschenlampen der Zuschauer dirigiert. „Es entstand ein Ballett aus 20 000 Taschenlampen“, sagt sie. „Die ganze Waldbühne ging in Bewegung. Es war umwerfend.“ Jeder findet andere Worte für den Anblick. Besonders häufig hört Brumme, dass das Taschenlampenkonzert aussehe „wie ein gelandetes Ufo“.

"Ich habe erwachsene Männer laut singen sehen“

Beim Einlass strömen die Menschen sofort in die untersten Ränge, um den Musikern möglichst nah zu sein, und in die obersten Ränge, um das ganze Spektakel betrachten zu können. Es ginge den Leuten dabei nicht bloß um das Lichtermeer, sagt Brumme. „Man kann dann die Mischung der Generationen beobachten. Wie die Kinder toben und wie die Erwachsenen toben.“ Ein Bekannter sei auch mal gekommen, weil er sich angucken wollte, was Blanche da so macht, wenn sie vor 20 000 Leuten steht. „Der hat gesagt: Ich glaub’s nicht. Ich habe erwachsene Männer laut singen sehen“, sagt Blanche.

„Max in Mexiko“, „Tansania“, „Das Taschenlampenlied“, – die beliebtesten Rumpelstil-Lieder haben Einflüsse aus vielen Musikrichtungen. Die Familienband passe in keine Schublade, das ist Brumme sehr wichtig. „Wir spielen nicht ausschließlich für bärtige Jazzliebhaber oder reiche Teenies oder einsame 50-Jährige“, sagt er. 1999 gab es das erste Taschenlampenkonzert in der Freilichtbühne Weißensee. „Mit Unwetterwarnung und 900 Gästen“, sagt Brumme, der mit seiner Band damals noch in wechselnder Besetzung mit befreundeten Musikern aufspielte. Hunderte hatten tatsächlich Taschenlampen mitgebracht. 2001 stieß Blanche dazu und mit ihr kamen eine feste Bandkonstellation, die regelmäßigen Taschenlampenkonzerte – und schließlich die Anfrage, ob sie es nicht mal auf der Waldbühne probieren wollten. Sie wollten. Es funktionierte.

Beim Konzert entstehe dieses spezielle Miteinander. Und wenn dann die Lichter dazukommen, „ist man ein Punkt im Lichtermeer. Ein Baum im Wald“, sagt Brumme. Magisch.

Das Zusatzkonzert findet am heutigen Sonnabend im Freiluftkino Rehberge statt. Windhuker Straße, Ecke Petersallee in Wedding. Beginn 18 Uhr. Karten kosten zwischen 5 und 25 Euro.

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