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Berlin-Wannsee: Alle Mann vom Deck der neuen BVG-Fähre!

Sie ist die größte der BVG-Fähren: die neue "MS Wannsee". An der frischen Luft sitzen, Enten füttern, Sonne genießen, die Havel riechen? Ausflugsromantiker müssen jetzt tapfer sein: Es gibt keine Außenplätze mehr.

Draußen am verschneiten Anleger am Kladower Hafen gibt es heißen Kaffee, zwei Euro der Becher. Der Wind pfeift eisig, der Kaffee dampft – da, endlich! Das Boot der BVG schippert ums Eck, der Bootsmann springt hinaus und vertäut das Schiff: die „MS Wannsee“, die neue BVG-Fähre.

Seit einer Woche fährt sie nun hin und her, streng nach Fahrplan, einmal stündlich. 20 Minuten dauert die Fahrt von Kladow nach Wannsee. Morgens gehen Berufspendler an Bord, die in Wannsee in die S-Bahn steigen; mittags sieht man Schulklassen, Rentner, manchmal auch nur den Fährmann. Drinnen ist es warm, die „MS Wannsee“ wurde im Juni 2013 gebaut. Die Heizung ist also neu.

Leinen los! Die Hydraulik-Rampe fährt langsam ein. Vorbei die Zeit, als die BVG-Seemänner hier die Holzbrücken mit Muskelkraft aufs Schiff wuchten mussten.

Im Inneren klammern sich die Fahrgäste an gelbe Haltestangen, die so vertraut aussehen, als habe man sie eben erst im BVG-Bus abgeschraubt. Nur: Wo ist eigentlich die Treppe zum Oberdeck? Vorn: Fehlanzeige. Hinten: Eine Tür führt zu sauberen Toiletten, aber keine mehr nach draußen an die frische Luft.

Ausflugsromantiker müssen nun tapfer sein. „ „Es gibt auf dem neuen Schiff kein Sonnendeck. Das ist eine BVG-Fähre und kein Ausflugsdampfer“, sagt Unternehmenssprecherin Petra Reetz. Im Prinzip sei diese Fähre eine Art schwimmender BVG-Bus: „Sie muss Menschen von A nach B bringen.“ Schnell und zuverlässig. Es gibt nun viel mehr Platz für Radler, auch für Kinderwagen. „Außerdem dauert die Fahrt nur 20 Minuten.“

Nun ist die BVG berlinisch genug, um zu wissen, wie populär diese Linie „F 10“ ist, sonst würde sie ja nicht das größte Boot einsetzen: Und die Plätze an Deck – oben, vorn, hinten, Hauptsache: draußen – waren die Attraktion dieser Fährlinie, die für viele mehr ist als nur ein schnödes Verkehrsmittel zwischen zwei Haltestellen. An der frischen Luft konnte man in die Sonne blinzeln, die Havel riechen, Seglern zuwinken, Enten füttern, das Wasser der Gicht schmecken. Und das alles zum Preis eines AB-Tickets der BVG. Ach, wir Nostalgiker.

Die Fenster auf der neuen Fähre lassen sich nicht öffnen. Hinter den Glas läuft die Klimaanlage, „wie in einem normalen BVG-Bus auch“. Und wenn es mal ganz besonders heiß wird, kann der Kapitän ja die große Eingangstür öffnen. Der Charme der alten BVG-Kähne ist verschwunden, sie dösen nun im Hafenbecken vor sich hin. Ihr Nachfolger, die „MS Wannsee“, ist jetzt also ein normales Verkehrstransportmittel zwischen zwei Orten. Hier riecht es nicht mehr nach Seeluft, hier riecht es nur nach Linoleumboden.

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