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Berlin vor dem 1. Mai: Die Angst vor fliegenden Steinen in den Glaspalästen

CDU rügt neuen Demo-Start am Leipziger Platz. Am Mauerpark muss das Bier in Becher

Auf geteiltes Echo ist die überraschende Entscheidung der Polizei gestoßen, die „Revolutionäre 1.Mai-Demo“ am Leipziger Platz starten zu lassen. Bislang hatte es geheißen, dass die Autonomen unter dem neuen Bündnis „Act“ nicht an den Hochhäusern des Leipziger und Potsdamer Platz loslaufen dürfen – wegen der Gefahr von Krawallen inmitten der Glasfassaden. Massive Kritik kam von der CDU. „Dieser fatale Fehler könnte uns viel Geld kosten“, sagte der innenpolitische Sprecher Frank Henkel. „Es ist bedauerlich, dass sich die linksautonome Szene durchgesetzt hat.“ In den vergangenen Jahren war den linken Maidemonstranten der Marsch durch Einkaufsgebiete wie die Friedrichstraße oder den Potsdamer Platz verboten worden – wegen der Glasbruch-Gefahr.

Wie Kenner der linken Szene gestern sagten, sei dieser „Erfolg“ den Bemühungen der Kreuzberger PDS-Bürgermeisterin zu verdanken. Der Einsatzleiter der Polizei, Jürgen Schubert, bestätigte, dass sich Cornelia Reinauer massiv dafür eingesetzt habe, dass die Demonstranten nicht durch das Bezirksfest laufen dürfen. Dieser Wunsch von „Act“ war auch aus Polizeisicht absolut unakzeptabel: 10 000 Demonstranten inmitten von 10 000 Feiernden. So sei der Kompromiss entstanden – Leipziger Platz gegen Verzicht auf Demo durchs Fest – wie Schubert sagte. Michael Kronewetter vom Veranstalter „Act“ bestätigte am Abend diesen Kompromiss und den Verzicht, das Verwaltungsgericht anzurufen. Seit Wochen mobilisieren die Autonomen für den Potsdamer Platz, 16 Uhr. Nun haben sie mit dem Leipziger Platz den gewünschten Start fast genau bekommen. Dies ist die Kompromiss-Route: Leipziger Straße, Wilhelm- , Koch-, Oranien-, Prinzen-, Gitschiner Straße bis zum Kottbusser Tor – und nicht weiter.

Im Mauerpark dagegen will sich die Polizei durchsetzen: Die Walpurgisnacht vom 30. April auf den 1. Mai muss dort in diesem Jahr ohne Flaschen und Dosen gefeiert werden. „Im Vorjahr flogen überwiegend Flaschen“, begründete der Einsatzleiter, Klaus Keese das Verbot. „Das ist Gewaltabschöpfung.“ Keese erinnerte auch an das Vorjahr, als eine junge Frau von einer Flasche am Kopf getroffen worden war und die Demonstranten den Notarztwagen blockierten. „Wir dachten, die stirbt uns unter den Fingern weg“, sagte Keese gestern.

Das Bezirksamt hat eine Firma beauftragt, Container für Flaschen aufzustellen und an Ständen das Bier in Pappbecher umzufüllen. Das Flaschen- und Dosen-Verbot umfasst auch den Jahn-Sportpark und den Falkplatz. „Abgeschöpft“ werden die Flaschen durch Polizeikontrollen im Vorfeld, an den Zugängen werden Container aufgestellt. 700 Polizisten werden am Freitag im und am Mauerpark im Einsatz sein. Die Veranstalter des Festes erwarten 5000 Menschen zum Walpurgisfeuer. Sie haben das Flaschenverbot akzeptiert. Zudem ist eine Demo angemeldet mit 500 Teilnehmern. Im Vorjahr war – organisiert von militanten Autonomen – gegen Mitternacht ein Hagel aus Flaschen und Dosen auf die Polizei niedergegangen.

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