zum Hauptinhalt
Die Glienicker Brücke verbindet Berlin und Potsdam.

© Thilo Rückeis

Berlin und Brandenburg: Karrierefrau trifft auf Landburschen

In Berlin spricht man liebevoll vom "Speckgürtel". Stephan Wiehler stellt die neue Serie zur wachsenden Hauptstadtregion vor.

Sie könnten so ein schönes Paar sein, und eigentlich wissen beide, dass sie zusammengehören und ohne einander nicht sein können. Aber von einer festen Bindung wollen sie nichts mehr wissen, die Karrierefrau von der Spree und der bodenständige Naturbursche vom Land. Seit die Eheschließung vor gut 20 Jahren gescheitert ist, leben Berlin und Brandenburg nebeneinander her, man begegnet sich werktags im Büro, oder am Wochenende bei schönem Wetter draußen – aber zusammenziehen und eine gemeinsame Steuererklärung abgeben, das doch lieber nicht.

Die Emanzipation des Flächenlandes

Soweit die politische Realität. Neuerdings will sich Brandenburg sogar emanzipieren von der dominanten Metropole. Eine Marketingkampagne soll die eigene Identität stärken und mehr stolze Brandenburger produzieren. Es gelte, dem Eindruck entgegenzuwirken, „Potsdam sei ein Stadtteil von Berlin. Berlin wiederum sei die Hauptstadt von Brandenburg. Und beides zusammen sei ,Berlin mit angeschlossener Landschaftspflege‘.“ Das hört sich an, als führte das Leben in der Hauptstadtregion bei unseren Nachbarn geradewegs in die Psychokrise.

Grenzen sind von gestern

Glücklicherweise hat die Sicht auf den Speckgürtel als Problemzone fürs Heimatgefühl mit der Lebenswirklichkeit in Berlin und seinem Umland nicht viel zu tun. Denn die Menschen in der Region sind schon weiter: Sie müssen die Herausforderung der wachsenden Stadt zwangsläufig annehmen, um ihre Chancen bestmöglich nutzen zu können. Sie ziehen ins Umland, weil es dort billiger ist zu wohnen und grüner sowieso – und mehr und mehr werden zur Arbeit pendeln, hoffentlich nicht nur in die große Metropole. Politische Grenzen können da schnell zum lästigen Hindernis werden.

Der Tagesspiegel portraitiert den Speckgürtel

Berlin wächst über sich hinaus und mit dem Umland zusammen. Viele Gemeinden in der Hauptstadtregion profitieren davon, wie der Tagesspiegel ab Sonntag in einer neuen Serie zeigen wird. Sie werben um neue Einwohner, mit Baugrundstücken, Lebensqualität und kurzen Wegen nach Berlin. Wer bietet mehr? Rund um die Hauptstadt wachsen Chancen, von denen auch abgelegene Gegenden Brandenburgs profitieren könnten – wenn ein gemeinsamer Plan daraus würde und die Karrierefrau Berlin und der Naturbursche Brandenburg sich etwas näher kämen.

Zur Startseite