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Der Roboter kann putzen, ist Konstrukteur Andreas Grochowiak überzeugt. Nur das Zulassungsverfahren hat lange gedauert.

© Klaus Kurpjuweit

Berlin-Spandau: Mission: Glasdach putzen

Die Bahn unternimmt einen zweiten Anlauf, um das stark verschmutzte Dach des Fern- und S-Bahnhofs in Spandau mithilfe eines Robotors zu reinigen.

Neuer Anlauf: In wenigen Tagen will die Bahn wieder versuchen, das stark verschmutzte Glasdach des Bahnhofs Spandau mit Roboterhilfe zu reinigen. Ein erster Versuch im vergangenen Sommer funktionierte zwar beim Vorführen, aber dann ging nichts mehr.

Der Zulassungsprozess für die Anlage sei schwieriger gewesen als erwartet, sagte ein Bahn-Sprecher. Da es sich um einen Prototyp ohne Vergleichsanlage handele, die man hätte hinzuziehen können, seien sämtliche Prozesse für Neuzulassungen zu durchlaufen gewesen. Und das kann bei der Bahn dauern. Das Zusammenwirken von neu zu installierender Technik auf einem dafür nicht konzipierten Dach sei eine besondere Herausforderung, begründete der Sprecher das lange Prozedere.

Jetzt seien aber die Voraussetzungen geschaffen, um die Osmose-Anlage zu installieren. Entwickelt hat das System die Firma Hycleaner, die sich auf den Bau von halb automatischen Reinigungsanlagen spezialisiert hat. Der Roboter ist aus marktüblichen Bauteilen zusammengesetzt, was die Konstruktion billig gemacht hat. Rund 75.000 Euro hat das Gerät nach Angaben der Bahn gekostet.

Seine überdimensionale Bürste hängt an einem langen Arm. Ein Mitarbeiter lenkt die Bürste per Seil am Gerät von oben nach unten über das gewölbte Dach. Scheibe für Scheibe wird so gereinigt. Ein weiterer Mitarbeiter zieht das Gerät per Hand von Position zu Position. Der Roboter ist auf viel Handarbeit angewiesen. Steckdosen und Wasseranschlüsse sind immerhin auf dem Dach bereits vorhanden.

Zunächst soll die Konstruktion über dem Bahnsteig der S-Bahn gereinigt werden. Dafür seien mehrere Durchgänge erforderlich, weil der Verschmutzungsgrad sehr hoch sei, sagte der Sprecher. Die Scheiben sind dick mit einer rötlich-braunen Metallstaubschicht bedeckt, die nach Angaben der Bahn zusammen mit Feuchtigkeit durch den Abrieb beim Bremsen und Fahren unter der Oberleitung entsteht. Vom Wind wird der Staub dann außen auf das Dach geblasen.

Ans Reinigen hatte man beim Bau des 1997/98 eröffneten Bahnhofs nicht gedacht. Erst 2005 ließ die Bahn eine hoch komplizierte Putzanlage auf dem Dach installieren. Doch sie funktionierte nicht. Jetzt soll’s der einfachere Nachfolger richten – 20 Jahre nach der Inbetriebnahme des Bahnhofs. Bewährt sich die neue Technik über dem S-Bahn-Steig , werden auch die anderen Flächen über den Gleisen des Fern- und Regionalverkehrs wieder einen Durchblick erhalten.

Der Spandauer Bundestagsabgeordnete Swen Schulz (SPD), der sich nach seinen Angaben seit Langem über das verschmutzte Dach ärgert, freut sich bereits darauf, vom Bahnsteig aus bald wieder den Himmel über Spandau sehen zu können.

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