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Die umstrittene Yorckbrücke in Kreuzberg, aufgenommen im November 2017.

© Kitty Kleist-Heinrich

Berlin-Schöneberg: Die Endlos-Posse um die berühmten Yorckbrücken

Streitpunkt ist Brücke Nummer 5 - eine von rund 30 ehemaligen Bahnbrücken, die die Yorckstraße überspannen. Steht sie nur rum oder erfüllt sie einen Zweck?

Eine Brücke, die nicht verbindet: An der Yorckstraße könnte bald ein solches Bauwerk stehen. Um diesen Schildbürgerstreich zu verhindern, fordert der Baustadtrat von Tempelhof-Schöneberg, Jörn Oltmann (Grüne), jetzt schnell eine Lösung für die geplante Fuß- und Radwegbrücke über die Yorckstraße zu finden.

Alle Gespräche waren bisher erfolglos – auch das jüngste vor wenigen Wochen. Dabei wäre ein Investor bereit, mehr als eine Million Euro in das Projekt zu stecken. Eine Einigung scheitert bisher an der Deutschen Bahn. Streitpunkt ist die Brücke Nummer 5, eine von rund 30 ehemaligen Bahnbrücken, die die Yorckstraße überspannen. Vier der Gleise der Nord-Süd-Verbindung der Bahn vom Hauptbahnhof zum Südkreuz werden derzeit saniert.

Nummer 5 würde westlich davon eine weitere kreuzungsfreie Verbindung zwischen dem Park am Gleisdreieck und dem Bahnhof Südkreuz herstellen. Radfahrer, die auf dem Fernradweg Berlin-Leipzig unterwegs sind, müssten dann nicht mehr die Bahnanlagen umständlich – und kaum ausgeschildert – über die Monumentenbrücke überqueren. Südlich der Yorckstraße hat der Bauherr der Wohn- und Gewerbebauten entlang der Bautzener Straße, Reinhold Semer, bereits den Anschluss an die Brücke herstellen lassen. Auf der Nordseite würde er den Weg über das Dach des ebenfalls von ihm gebauten Biomarkt-Gebäudes sowie die anschließende Rampe zur ebenen Erde finanzieren.

So sieht es an den Yorckbrücken im Dezember 2018 aus.
So sieht es an den Yorckbrücken im Dezember 2018 aus.

© Imago/Raimund Müller

Unklar ist aber weiter, wer den Ausbau der dazwischen liegenden Brücke finanzieren soll. Eigentümer ist die Deutsche Bahn. Obwohl Tempelhof-Schöneberg aus Fördermitteln bereits 423.000 Euro in die Grundsanierung der Brücke gesteckt hat, soll der weitere Ausbau nach Angaben der Bahn nochmals 860.000 Euro kosten. Die Brücke muss nochmals ausgehoben werden, um sie so verstärken zu können, dass sie ohne Stützpfeiler tragfähig ist. Bei einem Unfall könnten die jetzigen Stützen umkippen und die Brücke dann einstürzen.

Die Bahn hat angeboten, die Kosten zum größten Teil zu übernehmen. Aber nur, wenn sie dafür sechs andere der seit 1993 denkmalgeschützten Brücken abreißen darf. Dies lehnen Senat und Bezirk ab. Die Brücken seien ein bedeutendes Dokument für die Stadtgeschichte, hatte bereits damals der Landeskonservator argumentiert. Hinzu kommt ein weiterer Knackpunkt: Das Land will nach der Sanierung die Zuständigkeit für die Brücke 5 übernehmen. Nach Tagesspiegel-Informationen hat die Bahn aber den von der Senatsverkehrsverwaltung angebotenen Ablösebetrag als zu gering abgelehnt. Dabei wären nach Oltmanns Angaben die Folgekosten für die Bahn, wenn die Brücke in ihrem Bestand bliebe, wesentlich höher.

Die Yorckbrücken, hier 2007 fotografiert.
Die Yorckbrücken, hier 2007 fotografiert.

© Kai-Uwe Heinrich

Die Bahn wollte dies nicht bestätigen. Die Verhandlungen mit dem Land und dem Bezirk seien noch nicht abgeschlossen, teilte ein Sprecher mit. Und weiter sagte er: „Die hohe Priorität wird bei den Verhandlungen beachtet, um schnellstmöglich die Umsetzung abzusichern.“ Die Chance kommt Mitte März. Dann soll es die nächste Gesprächsrunde geben. „Wir brauchen die Lösung jetzt“, drängt Oltmann. Sonst fange Semer an zu bauen, so dass es auf beiden Seiten der Brücke Wege gebe – nur über die Brücke selbst nicht.

Eisenbahn-Idyll. Die Yorckbrücken, 2011.
Eisenbahn-Idyll. Die Yorckbrücken, 2011.

© Kai-Uwe Heinrich

Lesen Sie mehr zu den Yorckbrücken im Tagesspiegel

- Lesen Sie mehr im Schöneberg-Newsletter vor einem Jahr: "Bald Anschluss über diese Brücke": Was die Politik damals plante - hier der Tagesspiegel-Text.

- Heimliches Wahrzeichen in Bildern: die legendär-schaurigen Yorckbrücken. Eine Tagesspiegel-Fotostrecke.

- Eine berühmte Bahnstrecke: die Anhalter Bahnhof in Bildern. Hier unsere Tagesspiegel-Fotostrecke.

- Von Neubauten umstellt: Was nun, altes Haus? Das kleine, alte Haus am Rand von Schöneberg steht leer. Wie ein Relikt wirkt die einstige Kultkneipe "Zum Umsteiger". Die Zukunft ist offen. Hier der Tagesspiegel-Text.

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