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Stand 2018: So soll die neue Einkaufsmeile aussehen. Links die markante Fußgängerbrücke, vorn die Kreuzung Budde- Ecke Gorkistraße.

© promo

Update

Berlin-Reinickendorf: Tegel bekommt neues Zentrum - für 250 Millionen Euro

An der Gorkistraße in Berlin-Tegel entstehen 50.000 Quadratmeter Einzelhandel. Damit verbinden sich Hoffnungen für den gesamten Ortskern.

Es ist ein ehrgeiziges Projekt, für das am Freitag nächster Woche in der Gorkistraße in Tegel der Grundstein gelegt werden soll: Investor Harald Huth und Karstadt-Chef Stephan Fanderl wollen im nächsten Jahr im Norden Berlins eine völlig neue Fußgängerzone eröffnen, die sich gegen ein etabliertes Einkaufscenter, die Borsighallen, behaupten soll.

50.000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche sind auf dem Areal geplant, das von der Berliner Straße im Westen, der Bernstorffstraße im Norden, der Buddestraße im Osten und der Grußdorfstraße im Süden begrenzt werden wird. Mittendrin die Gorkistraße, die dann wieder im Zentrum der autofreien Einkaufszone liegt. An dieser Straße ist künftig auch der Haupteingang des neuen Karstadt-Hauses, des ersten Neubaus des Konzerns in Deutschland seit 30 Jahren. Das gesamte Bauvorhaben hat ein Volumen von 250 Millionen Euro.

Wohnungsbau spielt keine Rolle

Die Grundsteinlegung, bei der auch der Architekt des Ensembles, der Schweizer Max Dudler, und Bezirksbürgermeister Frank Balzer (CDU) sprechen werden, findet im nun offenen, ehemaligen Keller der alten Markthalle statt. Die Betonkonstruktion des gesamten, entkernten Baus – sie stammt aus den Siebziger Jahren – hat sich als so stabil erwiesen, dass sie in den Neubau integriert werden kann. In diesem Bereich wird auch die Karstadt-Filiale mit fast 8900 Quadratmetern Verkaufsfläche auf drei Etagen angesiedelt sein. Die vorgehängte Glasfassade des Kaufhauses wird bereits in den kommenden Wochen montiert.

Deutlich langsamer entwickelt sich das Bauvorhaben auf der anderen Seite der Gorkistraße, Richtung Grußdorfstraße. Hier muss der Boden bis zu sieben Meter tief abgetragen werden, um Platz für die Technik und Parkplätze zu schaffen. Überraschend, dass es so nah am Tegeler See keine Probleme mit dem Grundwasser gegeben hat: Die Baugrube ist völlig trocken. In diesem Bereich sind für Autos 600 Stellplätze vorgesehen, 200 für Fahrräder.

Sieben Meter Tiefe Baugrube

Entgegen der ersten Planung werden Wohnungen im gesamten Vorhaben keine Rolle spielen. Die Einzelhandelsfläche wurde wegen der sich abzeichnenden Nachfrage um 20.000 Quadratmeter vergrößert. 10.000 Quadratmeter sind als Bürofläche vorgesehen. In einem von Investor Huth aus Gründen der Abrundung des gesamten Projektes erworbenen Wohn- und Geschäftshaus in der Berliner Straße 98 bleiben die 1100 Quadratmeter Wohnfläche erhalten.

Beide Seiten der Gorkistraße werden künftig wieder durch eine dann zweigeschossige Fußgängerbrücke miteinander verbunden, die vor allem in der kalten Jahreszeit von Bedeutung sein wird. Für die Fußgänger ist während der noch zwei Jahre dauernden Bauphase ein ungehinderter Durchgang von der Gorki- zur Grußdorfstraße besonders wichtig.

Der entsteht bereits jetzt auf einer Länge von 250 Metern, von der Berliner Straße an, als aus Sicherheitsgründen überdachte Passage. Sie wird allerdings vermutlich nur zwischen neun und 20 Uhr offen zugänglich sein, da sie in der Dunkelheit kaum zu überwachen ist.

Tegeler Ortskern könnte an Anziehungskraft zurückgewinnen

Da auch die wegen der regionalen Lebensmittelangebote besonders wichtige Markthalle am alten Platz und im historisierenden Stil wieder entstehen soll, stehen die Chancen nicht schlecht, dass der Ortskern von Tegel ab 2019 wieder seine alte Anziehungskraft als Fußgängerzone zurückgewinnen könnte.

Abenddämmerung in Tegel, Gorkistraße. Das Foto entstand 2016 an den Gleisen der S-Bahn. Hier noch die alte Brücke über der Fußgängerzone.
Abenddämmerung in Tegel, Gorkistraße. Das Foto entstand 2016 an den Gleisen der S-Bahn. Hier noch die alte Brücke über der Fußgängerzone.

© Imago/Jürgen Ritter

Die erste Verlagerung von Käuferströmen hatte es bereits nach der Maueröffnung gegeben, weil Tegel schnell seine Alleinstellung als Handelszentrum im Norden verlor. Mit der Schließung von Hertie ging weitere Attraktivität verloren, der größte Schock für den etablierten Handel und auch die Anbieter in der Markthalle war aber die Eröffnung der Borsighallen im März 1999. Gegen den allmählichen und unübersehbaren Niedergang des Quartiers in den letzten Jahren half nur ein kompletter Neuanfang. Der könnte mit dem Tegel-Center gelingen.

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In einer früheren Fassung des Textes war von einer Eröffnung 2020 die Rede, geplant ist die Eröffnung aber bereits 2019. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

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