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Urbanes Surfen gibt es bereits in einigen Städten auf der Welt.

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Berlin-Lichtenberg: Erste Indoor-Surfhalle soll in Berlin eröffnen

Surfen in der Halle liegt weltweit im Trend. Bald soll es das auch in Lichtenberg geben – im Wellenwerk.

Die Anfängerwelle in Malibu, Kalifornien, ach, die ist doch immer ziemlich überfüllt. Im Meer vor Maui, Hawaii, wirbelt es einen schon mal herum wie in der Waschmaschine, und rumms, runter gegen das Riff. Auf Fuerteventura lockte das Windsurfen am Sotaventostrand, den Wellenritt überließ unsereins den Profis in Corralejo - das war magisch. Und am Strand von Las Canteras, Gran Canaria, waren die Wellenberge doch zu heftig, da ging nur anschieben lassen vom Weißwasser der gebrochenen Welle. Aber jetzt wird der Ozean nach Berlin geholt, abdriftsicher und rifffrei, mit Badebetriebstemperatur inklusive Restaurant und Bar, nachhaltigem Surfshop, Biergarten und Surfboardwerkstatt: Im Frühjahr 2019 soll das „Wellenwerk“ eröffnen, eine Indoor-Surfhalle, auf dem Gelände der Berliner Wasserbetriebe in der Landsberger Allee.

In die Gruppe diverser Wellenreiter, die schon was ähnliches in Berlin errichten wollten, drinnen wie draußen, deren Pläne aber wie Gischt im Sturm verweht wurden, reihe sich das Wellenwerk-Team nicht ein, sagen die zwei Frauen und fünf Männer aus Berlin im Alter von 25 bis 35 Jahren. Experten mit VWL- oder Jura- Hintergrund sind darunter, andere haben Erfahrungen im International Business und in der Gastronomie. Es werde was, denn diesmal gibt es die Baugenehmigung, diesmal stehe die Finanzierung, diesmal sind die Bauvorbereitungen gelaufen.

Weicher Fall ohne Riff und Steine

Jetzt kommen die großen Gewerke, der Holzgeschossanbau an die 1000 Quadratmeter große Halle aus DDR-Zeiten. Dorthin, wo nebenan schon der Skydivingtower „Windobona“ steht. Und dann dauere es nur wenige Wochen, bis das Wellensystem Citywave installiert sein werde. Und das funktioniert so: Wasser in einem geschlossenen System wird auf eine gewisse Fließgeschwindigkeit beschleunigt, und eine hydraulische Rampe wird auf ganzer Breite als Widerstand je nach Könnerstufe in die Höhe gefahren.

Wer fällt, falle weich, da unter einem weder Riff noch Sand und Stein sind. Helm oder Knieschoner werden nicht gebraucht, da die Wände und das Board weich sind. Sogar die Finne, die das Brett in der Spur hält, besteht aus Weichplastik. Aber auch mit eigenen Surfbrettern, Long- oder Shortboards, auf SUP-Stehpaddlern oder mit Bodyboards können Wassersportfreunde in die Welle. Und zwar nicht mühsam gegen die brechende Welle anpaddeln und dann doch wieder zurückgespült werden. Sondern einfach auf den Beckenrand setzen, die Füße schon auf dem Brett, einfach sachte aufrichten, die Hände anfangs sicherheitshalber an einer Haltestange.

Das urbane Surfen erspart den Wellenreitern weite Reisen

Da entfällt zwar der magische Moment, möglichst früh auf dem Wasser, noch bevor der Wind einsetzt, auf dem Brett zu sitzen, das erst zarte, dann stärker werdende Aufbäumen unter sich zu fühlen, dann kurz vor der brechenden Welle anzupaddeln – und sie tatsächlich so zu erwischen und so aufzustehen, dass die Kraft der Natur einen mitnimmt. Das urbane Surfen erspart den 20.000 aktiven Wellenreitern die Reise zu den sowieso viel zu kleinen und viel zu kurzen Wellen an der Ostsee oder eine lange Tour bis Sylt oder noch weiter nach Klitmöller in Dänemark, wo es die in Europa an Berlin nahegelegensten „richtigen“ Wellen gibt. Fortgeschrittene können in Lichtenberg gar auf einer 1,50 Meter hohen Welle eine, naja, eine große Welle machen.

Zum ganzheitlichen Konzept der Wellenwerker gehört es, auch Gastronomie zu bieten, dafür sorgt – und der Name dürfe schon mal genannt werden – Robert Havemann mit einer Neuauflage von „RosaLisbert“ (Berliner Meisterköche) und ein Ableger der Velvet Bar, Bar des Jahres 2019. Und wie steht es um die Ökologie? Die Anlage läuft mit Ökostrom, und die Fahrerei mit dem Dieselbus zum Surfspot fällt ja auch weg. Zudem wurde ein innovatives Wärmerückgewinnungssystem entwickelt, um einen Großteil der zur Erzeugung der Welle aufgewandten Energie bestmöglich zu retten. Das System sei sparsam, sagen die Betreiber, im Shop gebe es fast nur recycelte, biologische und nachhaltige Produkte, dazu Artikel von Herstellern, die sich für Plastik(müll)reduzierung und Meeressäuberungsaktionen einsetzen.

So soll die alte DDR-Halle auf dem früheren Gelände der Berliner Wasserbetriebe an der Landsberger Allee ab Frühjahr 2019 aussehen.
So soll die alte DDR-Halle auf dem früheren Gelände der Berliner Wasserbetriebe an der Landsberger Allee ab Frühjahr 2019 aussehen.

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Ach, und dann ist da noch was. Olympia. Surfen wird in Tokio 2020 olympisch, da wird schon auf einer Citywave-Anlage fürs Meer trainiert. So wird sich das Wellenwerk gern dem DOSB als Olympiastützpunkt anbieten. Und Paralympia? Da wolle man mit Behindertensportverbänden eng zusammenarbeiten. Außer in Berlin kann man ohne Meer nur am Eisbach in München, im dortigen Flieg- und Surfzentrum von Jochen Schweitzer ins Wasser, dann in Wien und in Zürich nur im Sommer draußen. Zudem gibt es Wellen in Shoppingcentern in Luzern und in Tel Aviv. Citywave-Anlagen wie in Berlin stehen sonst noch in Moskau und nahe Seattle. Zwei Konkurrenten gebe es wohl derzeit in der Planungsphase, für Potsdam und einen stationären Wavegarden in einem Berliner See, die Umsetzung sei eher nicht nah.

Und wenn die Lichtenberger Welle mal nicht bricht? Dann wäre da die Surfbrettschmiede, und eine Motorradmanufaktur.

Wellenwerk, ab Frühjahr 2019, Landsberger Allee 270, 10367 Berlin, Telefon: 030 20456226 , wellenwerk-berlin.de

Tagesspiegel-Aktion: Eine Surfstunde gewinnen

Tanzen mit dem Wasser, so fühlt sich Surfen an, da draußen in der Natur. Auch drinnen hat es was. Anlässlich der baldigen Eröffnung des Wellenwerks bieten wir zehn Leserinnen und Lesern die Chance, Surfen eine Stunde lang im Wellenwerk auszuprobieren.

Schicken Sie bitte eine Mail mit dem Betreff „Wellenwerk“ und senden Sie uns Surferbilder von sich oder von der Person, der Sie das Erlebnis schenken wollen.

Oder schreiben Sie uns, was Sie am Surfen fasziniert, oder warum Sie oder der zu Beschenkende es unbedingt kennenlernen sollte. Das ganze schicken Sie bitte an: stadtleben@tagesspiegel.de, bis 17.12.2018.

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