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Berlin-Kreuzberg: Döner mit Soße? Ja, mit Schoko-Soße!

Zwei Berliner Brüder verkaufen „Obst-Döner“. Der schmeckt sogar. Die Idee stammt aus Istanbul.

Das Dönerschild irritiert selbst alte Berliner. Es hängt direkt an der Fassade in der Adalbertstraße 88 und ist in Kreuzberg kaum zu übersehen, was natürlich auch an der grellen Farbe liegen mag, es ist nämlich schön pink. Aber das ist nicht der Grund, warum so viele junge Mütter und Typen in die Bude hineingehen, es sind viel mehr die Worte: Denn auf dem Schild steht nicht etwa nur „Döner“ – sondern „Obst-Döner“.

Aha. Und was, bitte schön, soll das nun wieder sein? Kebab mit Zwiebeln und frischen Erdbeeren? Mango im knusprigen Fladenbrot? Türkische Pizza mit Vanillesoße? Döner mit „Obst komplett“?

Gerade steht der Chef im Laden und muss vermutlich ein bisschen angewidert über diese kulinarischen Varianten nachdenken. Ulvi Topcuoglu heißt der Inhaber, ein 24-Jähriger, der eigentlich am Lietzensee in Charlottenburg wohnt und im März den Mut hatte, diesen speziellen Dönerladen aufzumachen, gemeinsam mit seinem kleinen Bruder Murat. 23 Jahre alt ist auch der erst.

Und hier ist der Laden von außen.
Und hier ist der Laden von außen.

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„Wonder Waffel“ heißt ihr Laden und das Dönerschild ist ein kleiner Gag mit großer Resonanz, denn sie spielen mit den Kebabklischees, obwohl ihr Imbiss viel eher ein angesagtes Café ist.

In ihrem Laden haben sie diese typische große Vitrine mit vielen Schälchen darin, in der statt Gemüse frisches Obst ausliegt – Bananen, Mangos, Ananas, Erdbeeren. Und statt üblicher Extras wie Schafskäse bieten die Macher Süßigkeiten, Schokoriegel und Kokosraspeln an, die sie auf Wunsch in den „Döner“ streuen. Und die Sauce? Klar, die gibt es auch, nur halt nicht als Kräuter- oder Knoblauchsoße, sondern in der Schokoladen- und Vanillevariante. Und mit viel Fantasie sehen die zugeklappten Waffeln mit der Soße ja auch aus wie ein Döner. Sogar der Preis ist ähnlich: Drei Euro kostet das Stück.

„Wir hatten die Idee vor einem Jahr“, sagt Ulvi Topcuoglu und erzählt die Geschichte, wie sie ihre Waffeln beim Karneval der Kulturen in Kreuzberg angeboten haben. Sie hatten frisches Obst dabei, das Waffeleisen, die Saucen und das Dönerschild („Berlins erster Obst-Döner“) und irgendwie wurde die Schlange am Stand immer länger. „Die Leute haben gesagt: ,Hey, geile Idee! Macht doch so einen Dönerladen auf’“, sagt Ulvi Topcuoglu. Und dann hat er seinen kleinen Bruder angeschaut und gesagt: „Äh, vielleicht haben ja all die Leute Recht?!“

Der Döner wurde in den 70er Jahren in Berlin vielleicht nicht erfunden, aber doch populär, auch wenn es mittlerweile einen Türken gibt in Reutlingen, der vor ein paar Tagen gesagt hat: „Wir haben den Döner 1969 nach Deutschland gebracht.“ In Berlin zumindest soll es die erste Bude am Bahnhof Zoo gegeben haben, dort, wo heute McDonald’s ist. Andere sagen, der erste Kebab wurde 1971 bei Hasir am Kottbusser Damm aus einem Imbiss gereicht, aber dieser Streit ist eine andere Geschichte.

Der deutsche Döner jedenfalls hat sich in all den Jahren weiterentwickelt, wenn auch nicht radikal. 1300 Buden soll es allein in Berlin geben, wobei so manch Betreiber einen Hang zur Spezialisierung hat – wer mal abends in der Schlange vor „Mustafa’s Gemüse-Kebab“ am U-Bahnhof Mehringdamm stand, wundert sich über all die Touristen, die dort tapfer 20 Minuten anstehen für Döner samt Schafskäse und Zitrone. Die Kreuzberger Bude hat es in so manchen Stadtführer geschafft und mit witziger Werbung auch die Aufmerksamkeiten des Babybreiherstellers Claus Hipp auf sich gezogen. Der Konzernchef schrieb den Gemüseverkäufern: „Wenn Ihre Döner so gut sind wie Ihre Werbung, dann komme ich bei meinem nächsten Berlinbesuch gerne vorbei.“

Der Obstdöner ist nun ganz neu. Und auch wieder nicht. Denn die Inspiration dafür kommt aus Istanbul. „Da gibt es so etwas Ähnliches“, erzählt Ulvi Topcuoglu. „Nur halt viel süßer, mit kandierten Früchten, typisch türkisch. Wir wollten eine Variante für den deutschen Gaumen, also frischer.“ Passt ja auch ganz gut zum heißen Sommer, denn Döner in der Hitze: Das geht gar nicht.

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