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Eine Busfahrt, die ist lustig - oder auch nicht.

© Kai-Uwe Heinrich

Berlin-Glosse: Von der Schwierigkeit einer Busfahrt

Unser Autor versucht, mit dem M29 durch Kreuzberg zu kommen. Das erfordert Geduld und interkulturelle Kompetenzen - eine Glosse.

Fast 30 Grad Celsius, die Sonne brennt auf Kreuzberg, und der Bus kommt nicht. An der Haltestelle in der Oranienstraße wird die Laune schlechter. Acht, neun Minuten später als der Fahrplan vorsieht – der M29 ist nicht in Sicht. „Hätte längst da sein müssen, oder was!?“ Der Junge spuckt auf den Bordstein, murmelt: „Isch werd’ noch verrückt.“ Das geht hier allen so. Zehn, elf Minuten – kein Bus, nirgends. Wobei: In der Gegenrichtung brausen fast leere M29 im Drei-Minuten-Takt die Oranienstraße entlang. „Was’n Scheiß“, stöhnt der Junge. „Warum fahren die alle da drüben?“ Zwölf, dreizehn Minuten – kein,... oh doch: ein Bus ist zu sehen. „Endlich!“ Der M29 fährt vor – alle Plätze besetzt, oben und unten stauen sich Männer, Frauen, Kinder in den Gängen.

Doch nicht deshalb braucht der Bus so lange, sondern weil der Fahrer an jeder Haltestelle entnervt erklären muss: „Jehen’se bitte aus de Tür, die schließt sonst nich’!“ Was kein Tourist versteht, weshalb sich an jeder Haltestelle irgendwer finden muss, der den jungen und alten Menschen aus Übersee die Lichtschrankenautomatik der Berliner Linienbusse erklärt. „Mach’ isch nich’!“, stöhnt der Junge. Macht er dann doch. „Go away!“, sagt er im Türbereich einem weißhaarigen Amerikaner. Der sofort entsetzt den Bus verlässt. „No, come wieder!“, ruft der Junge und zieht den Reiserentner rein.

Die Fahrt dauert noch ewig.

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