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Kommt wohl bald nach Berlin: Eine Giraffe im Zirkus Voyage.

© Sven Hoppe/dpa

Berlin-Charlottenburg: Gericht erlaubt umstrittenen Winterzirkus

Innensenator Geisel wollte dem Zirkus Voyage wegen seiner Wildtiere keine Fläche zur Verfügung stellen. Das Verwaltungsgericht pfeift ihn nun zurück.

Sascha Grodotzki freut sich. "Es scheint, als ob sich die Berliner mit uns solidarisiert haben. Wir haben bereits über 5000 Tickets verkauft", sagt der Tourneeleiter des Zirkus Voyage. So viele Karten haben man zu diesem Zeitpunkt noch nie verkauft - dabei ist noch nicht einmal klar, ob der Winterzirkus wieder stattfindet. Seit 24 Jahren gastiert der Zirkus in jedem Jahr für zwei bis drei Wochen über die Weihnachtstage auf dem Parkplatz vor dem Olympiastadion. Doch in diesem Jahr wollte dies die Innenverwaltung um Senator Andreas Geisel (SPD) wegen der Wildtierhaltung des Zirkus verhindern.

Damit scheint Geisel aber nun an den Gerichten zu scheitern. Dies geht aus einem einstweiligen Beschluss des Verwaltungsgerichts Berlin vom 14. November hervor, der dem Tagesspiegel vorliegt. Demnach darf der Zirkus auf der Parkplatzfläche, für die die Innenverwaltung zuständig ist, vom 14. Dezember bis zum 6. Januar nutzen.

Innenverwaltung prüft Urteil

Innensenator Geisel hatte vor vier Wochen im Abgeordnetenhaus bekannt gegeben, dass der Zirkus auf der landeseigenen Fläche keine Genehmigung mehr bekomme. "Der Senat bemüht sich um den Wildtierschutz", sagte Geisel damals. "Die Entscheidung richtet sich nicht gegen diesen Zirkus, sondern dagegen, dass dort Wildtiere gehalten werden", sagte Geisel und berief sich auf den Koalitionsvertrag. Dort heißt es: „Die Vergabe öffentlicher Flächen an Zirkusse findet nur statt, wenn die artgerechte Tierhaltung sichergestellt wird.“

In der Innenverwaltung prüfe man nun das Urteil, sagte ein Sprecher der Sportverwaltung. Weitere juristische Schritte sind möglich. "Wir sind aber weiterhin der Auffassung, dass Flusspferde in einem Zirkuskäfig nichts verloren haben. Der Berliner Zoo betreibt einen sehr großen Aufwand, um Flusspferde artgerecht zu halten. Das kann ein Zirkus nicht leisten", sagt der Sprecher.

Keine Verstöße gegen das Tierschutzgesetz

Der Innensenator hatte jedoch selbst einräumen müssen, dass es bislang keine Verstöße gegen das Tierschutzgesetz beim Zirkus Voyage gegeben hatte. Tatsächlich waren Kontrollen nach Vorwürfen gegen den Zirkus im Mai 2017 aber gescheitert. Ein Wachhund hatte erst einen Amtsarzt und später auch die Polizei gebissen.

FDP-Politiker, Holger Krestel, der sich für den Zirkus eingesetzt hatte, begrüßte die Anordnung des Verwaltungsgesetz. "Damit sind die Existenzängste des Betriebs und der Mitarbeiter vorerst vom Tisch. Für das nächste Jahr wäre Innensenator Geisel gut beraten, sich zuerst einmal selbst einen Eindruck über die Geschehnisse zu verschaffen anstatt vorschnell zu urteilen", sagte er dem Tagesspiegel.

Für Tourneeleiter Grodotzki geht der Zirkus nun in die heiße Phase. Neben den beiden Giraffen, vier Elefanten und zwei Flußpferden wurde für die Auftritte in Berlin auch ein Tierlehrer mit sieben Löwen angemietet. Er glaubt, dass das Urteil nicht nur für dieses Jahr gilt. "Meines Erachtens steht Gastauftritten in den kommenden Jahren nichts im Weg", sagt er.

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