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Der Bodenbelag soll robust sein. Im Bild: Architekt Gerhard Schlotter (l.) und Pfarrer Martin Germer.

© Cay Dobberke

Berlin-Charlottenburg: Gedächtniskirche: Alles so bunt hier

Auf dem Breitscheidplatz wird der Boden um die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche restauriert. Er wirkt wieder bunter – so wie einst vom Architekten Eiermann erdacht.

Schmucklose graue Bodenplatten und Pflastersteine bestimmen seit drei Jahrzehnten das Bild rund um die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche auf dem Charlottenburger Breitscheidplatz. Nun aber gibt es dort farbenfrohere Mosaike: Am Dienstag eröffneten Pfarrer Martin Germer und Architekt Gerhard Schlotter den ersten restaurierten Teil des sogenannten Podiums, auf dem die denkmalgeschützten Kirchenbauten stehen. Bisher wurden 16 415 ziegelrote und dunkelgraue Terrakottasteine in unterschiedlichen Größen und 1657 hellgraue Betonscheiben auf 385 Quadratmetern verlegt.

Die Gestaltung entspricht damit wieder dem Originalboden auf dem Plateau aus dem Jahre 1962. Diesen hatte der Architekt Egon Eiermann zusammen mit den neueren Kirchenbauten gestaltet. Doch schon zehn Jahre später war der Belag großenteils abgetreten und verwittert. Bei einer folgenden Sanierung blieb nur direkt vor dem Kircheneingang auf ein paar Quadratmetern das alte Muster sichtbar.

1,3 Millionen Kirchenbesucher pro Jahr

Bis zum Herbst soll auch der Rest des Podiums saniert werden. Dabei geht es noch um fast 2000 Quadratmeter. Robustere Materialien sollen verhindern, dass sich alles wieder so schnell abnutzt – schließlich besuchen inzwischen pro Jahr rund 1,3 Millionen Menschen die Gedächtniskirche, die als eines der Berliner Wahrzeichen vor allem viele Touristen anzieht. Neu im Boden sind auch kleine Gullys und andere zusätzliche Wasserabläufe.

Die Sanierung war seit 2015 geplant und im Juli 2017 gestartet worden. „Das bunte Durcheinander der kleinen und großen Scheiben draußen stimmt auf das noch lebhaftere Bodenmosaik im Kircheninneren ein“, sagt Pfarrer Germer. „Wir sind froh, dass wir diesen für Eiermann typischen Wechselbezug endlich wieder herstellen können.“

Der Pfarrer sucht noch dringend „Podiumpaten“

Allerdings habe der Preisanstieg im Baugewerbe „uns leider voll erwischt“, beklagt er. Ursprünglich waren die Kosten auf 1,4 Millionen Euro geschätzt worden, mittlerweile wird mit 2,4 Millionen Euro gerechnet. Zur Finanzierung fehlen noch mehrere hunderttausend Euro – trotz vieler privater Spenden sowie Zuschüssen des Landesdenkmalamts, der Berliner Lottostiftung, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und des Bundes. Deshalb hofft Germer auf weitere Spender, die hier „Podiumpaten“ heißen.

Im August wird das Schutz- und Baugerüst vom ebenfalls sanierungsbedürftigen Glockenturm entfernt, damit der Boden an dieser Stelle erneuert werden kann. Dies bedeutet aber keineswegs, dass der Turm, an dem die Betonwaben bröckeln, wieder in Ordnung wäre. Wann seine Reparatur beginnen kann, ist noch unklar.

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