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Luftbild der ehemaligen Abhörstation auf dem Teufelsberg im Berliner Grunewald.

© PICTURE ALLIANCE / DPA

Berlin-Charlottenburg: Der Teufelsberg soll wachsen

Aktionsbündnis schlägt neue Aufschüttungen am Teufelsberg vor. Für die Abhörstation fordern die Bezirksverordneten der City West Denkmalschutz.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Teufelsberg im Grunewald aus Häusertrümmern aufgeschüttet – und jetzt will eine Bürgerinitiative noch ein paar Schippen drauflegen. Das „Aktionsbündnis Teufelsberg“ schlägt vor, Aushub aus Baustellen mindestens zwölf Meter hoch aufzuschichten. So könne das Plateau, auf dem die Ex-Abhörstation der Amerikaner und Briten steht, zur Bergspitze werden. Das entspreche ursprünglichen Plänen aus den 1950er Jahren für einen „Höhepunkt der Grunewaldschaft“. Tatsächlich erreichte der Berg nur eine Höhe von 120 Metern, weil die Amerikaner das Plateau 1962 für den Bau ihrer Anlage beschlagnahmten. Vorgestellt wurde die Aufstockungsidee in einer Anhörung des Charlottenburg-Wilmersdorfer BVV-Stadtentwicklungsausschusses.

Museum oder Café?

Für das Aktionsbündnis sprach der Architekt Eckart Kuntzsch. Er fordert auch eine Renaturierung, für die alle Ruinen mit Ausnahme des größten Kuppelturms abgerissen werden sollten. Der Turm steht auf einem zwölf Meter hohen Sockelgebäude und würde so auch nach weiteren Aufschüttungen herausragen. Als mögliche Nutzungen nannte Kuntzsch ein Museum und ein Café. Zumindest mit diesem Teil der Vorschläge steht das Aktionsbündnis nicht allein: Auch viele Landes- und Bezirkspolitiker wünschen sich seit Jahren ein Ausflugslokal und eine Erinnerungsstätte für den Kalten Krieg. In der „Field Station Berlin“ hatten westliche Geheimdienstler den militärischen Funkverkehr in damaligen Ostblockstaaten belauscht. Außer dem Aktionsbündnis existiert auch eine „Initiative Kultur-DENK-MAL Berliner Teufelsberg“.

Die darin organisierten Bürger setzen sich dafür ein, die Gebäude größtenteils zu erhalten und zu sanieren. Die Spionagestation sei „der Knotenpunkt der Abhöraktivitäten in Deutschland gewesen“, sagte der Künstler Richard Rabensaat, der auch Führungen veranstaltet. Für Fortschritte müsste das Land Berlin das Gelände aber von einer Investorengemeinschaft zurückkaufen, die es seit 1996 besitzt und mit Bauprojekten gescheitert war. Ein Rückerwerb würde einen zweistelligen Millionenbetrag kosten. So viel Geld will niemand in der Berliner Politik ausgeben. Damit ist kein Ende des Stillstands abzusehen, die Gebäude verfallen weiter. Im vorigen Mai sperrte die Bauaufsicht sicherheitshalber das Haupthaus mit der großen Kuppel.

Bauantrag, obwohl Neubauten verboten sind

Die Investorengemeinschaft hat soeben einen Bauantrag gestellt, obwohl Neubauten in dem heutigen Landschaftsschutzgebiet verboten sind. Es handele es sich wohl um einen Versuch, den derzeitigen Zustand „zu legalisieren“, sagte Bezirksbaustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne). Das Umweltamt prüfe den Antrag. Dem Bezirk fehle jedoch die Übersicht, was auf dem Berg alles geschieht. Das Spektrum reiche von Kunstaktionen und den Führungen bis zu Filmdreharbeiten und kommerziellen Events. Der Ausschuss stimmte auf Antrag der SPD erneut dafür, die Abhörststation zum Baudenkmal zu erklären. Es ist der schon zweite Anlauf nach einem BVV-Beschluss vor sechs Jahren. Aus dem Landesdenkmalamt heißt es: „Die Denkmaleigenschaft für die einstige Abhörstation auf dem Teufelsberg ist bekannt und anerkannt.“ Nur sei „die Abstimmung aller beteiligten Ebenen noch nicht abgeschlossen“.

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