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Die überschwemmte Gärtnerei

© THW/Michael Frentzel

Berlin-Charlottenburg: Abwasser flutete Bio-Gärtnerei

Auf dem Gärtnerhof am Fürstenbrunner Weg überschwemmte Abwasser aus einem Kanal im Juli die Beete – dadurch ging der Status als Bio-Betrieb verloren.

Als es am 12. Juli mitten in der sommerlichen Dürrezeit regnete, waren viele Gärtner und Gartenbesitzer erleichtert – doch im Charlottenburger Bio-Gärtnerhof des Integrationsträgers Mosaik Service währte die Freude nur kurz. Abwasser aus einem Kanal der Berliner Wasserbetriebe überschwemmte die Beete des Landwirtschaftsbetriebs am Fürstenbrunner Weg. Laut Mosaik-Geschäftsführer Frank Jeromin stand das Wasser zudem „40 Zentimeter bis einen Meter hoch in unserem Haus“.

Und leider handelte es sich nicht nur um Regenwasser. Die Gärtner sahen Dreck aus der Kanalisation herumschwimmen. Jeromin drückt es drastisch aus: „Die Kacke war am Dampfen.“ Den Schaden schätzt er auf 250 000 Euro. Die ganze Ernte aus Bio-Obst sowie Gemüse und Kräutern aus ökologischem Anbau falle aus, nachdem die Lebensmittelaufsicht des Bezirks die Vernichtung angeordnet habe.

Auch der Status als Bio-Betrieb sei verloren gegangen. „Frühestens in drei Jahren“ könne man sich wieder darum bewerben, sagt Jeromin. Zurzeit dürfe man nicht einmal Blumen verkaufen. Die Gärtnerei hat 66 Mitarbeiter, darunter 57 Menschen mit Behinderungen.

Die Ursache waren wohl Sanierungsarbeiten

Am Mittwoch machte Mosaik die Sache publik, weil die Wasserbetriebe ihren „Verkehrssicherungspflichten“ nicht nachkämen. Ein Anwalt hat soeben eine gerichtliche Eilverfügung beantragt. Die Wasserbetriebe sollen „Entwässerungskanäle und Abwasserdruckleitungen, die unter dem Grundstück laufen, so lange nicht nutzen, bis ein erneutes Fluten des Geländes ausgeschlossen werden kann“.

Sprecher Stephan Natz von den Wasserbetrieben nennt Sanierungsarbeiten an zwei Regenüberlaufkanälen als Ursache des Vorfalls. Diese Kanäle sollen Abwasser notfalls in die Spree leiten, wenn die Mischkanalisation am Fürstenbrunner Weg an ihre Grenzen gelangt. Durch die Arbeiten habe einer der Überlaufkanäle „nicht in voller Kapazität“ zur Verfügung gestanden, sagt Natz.

Man habe sofort das Technische Hilfswerk alarmiert, das mit Pumpen angerückt sei. Nur einen Tag später hätten die Wasserbetriebe ihre Versicherung informiert sowie einen Gutachter beauftragt. Die Kanalsanierung sei inzwischen beendet und eine erneute Überschwemmung damit unwahrscheinlich. Ausschließen könne man solche Vorkommnisse in ganz Berlin aber nie.

Über Mosaiks öffentliche Beschwerde wundert sich Natz. Mit dem Anwalt sei eine Stellungnahme bis zur kommenden Woche vereinbart worden. Jeromin widerspricht: Die Frist sei schon abgelaufen. Vertreter beider Seiten werden sich wohl bald vor Gericht sehen.

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