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Willkommen bei Klaus: Klaus Wowereit und Tagesspiegel-Herausgeber Giovanni di Lorenzo im Gespräch.

© Henry Herrmann

"Bei Klaus zuhaus": Wowereit interviewt Giovanni di Lorenzo

Der ehemalige Regierende setzt seine Gesprächsreihe "Bei Klaus zuhaus" fort. Diesmal mit dem Chefredakteur der Zeit.

Wenn Giovanni di Lorenzo das Büro des verstorbenen Zeit-Herausgebers Helmut Schmidt betritt, geht ihm das immer noch nahe. Weil Besucher der in Hamburg erscheinenden Wochenzeitung es gern sehen wollen, haben sie es genauso gelassen, wie es war, inklusive der angebrochenen Stange Menthol-Zigaretten. Er komme sich dort jetzt vor wie ein Voyeur. Das gestand der Chefredakteur der Zeit und Tagesspiegel-Herausgeber Giovanni di Lorenzo an einer der ernsten Stellen eines in weiten Teilen kurzweiligen Gesprächs mit Klaus Wowereit im Capital Club am Gendarmenmarkt.

"Ich ziehe vor jedem den Hut, der in Ordnung ist und trotzdem in die Politik geht"

Im Rahmen des Salons „Bei Klaus zuhaus“, hatte er mit dem ehemaligen Regierenden Bürgermeister die Rollen getauscht und beantwortete Fragen, die Wowereit als Interviewer stellte. Der hatte sich, wie ihm vom Profi bescheinigt wurde, außerordentlich gut vorbereitet. Als Privatmann entspannt und schlank, neben sich einen Plüschbären aus seiner großen Sammlung, lockte er mit klugen und geschickten Fragen erstaunliche Geständnisse hervor. Er sei voller Empathie für Politiker, sagte der Zeit-Chef: „Was die durchmachen müssen, geht auf keine Kuhhaut.“ In der Bemerkung, die dem Interviewer Wowereit gefallen haben muss, versteckte sich freilich eine tiefe Sorge um die Demokratie, denn dahinter stand auch die Frage, wen der Beruf des  Politikers eigentlich noch anziehen soll. Und die Schlussfolgerung: „Ich ziehe vor jedem den Hut, der in Ordnung ist und trotzdem in die Politik geht.“

Die Hoffnung auf charismatische Politiker will Giovanni di Lorenzo nicht aufgeben. Einen Wahlkampf zwischen Sigmar Gabriel und Friedrich Merz stelle er sich spannender vor als einen zwischen Annegret Kramp-Karrenbauer und Olaf Scholz. Dieses Thema vertieften die beiden nicht.

Die unvermeidliche Trump-Frage durfte aber natürlich nicht fehlen. Nein, dazu falle ihm nichts mehr ein, außer dass auch in der Empörung etwas Ermüdendes liege. Zumal die Italiener mit Berlusconi sowieso die Vorreiter gewesen seien. Zwei politische Probleme, die er selber gerne lösen würde? Dass sich normale Menschen auch weiterhin das Leben in den Großstädten leisten können und echte Chancengleichheit in den Schulen. 

Di Lorenzo lebte in Berlin mit Campino in Bioleks Haus

Natürlich ging es in dem Zwiegespräch auch um die Zeit zu Beginn des Jahrtausends, als Giovanni di Lorenzo noch als Chefredakteur des Tagesspiegels in Berlin lebte, in einem Haus, das Alfred Biolek gehörte. Der legte vor allem Wert auf eine gute Mischung seiner Mieter. Auch der Sänger der Toten Hosen, Campino, lebte damals dort unter etlichen prominenten Autoren. Die Erinnerung an die Risotto-Tafeln des Kölner Fernsehmoderators waren bei beiden Protagonisten auf dem Ledersofa offensichtlich noch höchst lebendig.

Eine Torte aus Spaghetti

Neben dem Sammeln von Antiquitäten ist Kochen auch ein großes Hobby von Giovanni di Lorenzo. Er mache alles selber, vom Einkauf bis zum Abwasch. Darauf legte der italienisch-deutsche Journalist mit zwei Pässen großen Wert. Welche Staatsangehörigkeit er wählen würde, wenn er wählen müsste? Die italienische gleiche der Leidenschaft zu einer Geliebten, die deutsche einer guten Ehe. Sein italienischer Vater und auch die Großmutter leben noch. Und doch würde er sich für die deutsche entscheiden. Obwohl er so viel Wert auf den Schutz seines Privatlebens legt, erzählte Giovanni di Lorenzo von einem Dokumentarfilm über wichtige Orte seines Lebens, den er  für Radio Bremen gemacht hat, wo er seit 30 Jahren die Talkshow 3nach9 moderiert. So ziemlich alle Prominenten waren schon in seiner Talk-Show nur zwei Wunsch-Kandidaten haben seinem Werben bis heute widerstanden: Adriano Celentano und Helene Fischer. 

Es ging dann noch um die massiven Veränderungen bei der Zeit in den letzten 15 Jahren und darum, dass ihm in der Redaktion schon mal vorgeworfen wird, er betreibe „Verständlichkeitsterror“: „Bei uns wird viel diskutiert und auch gestritten“. Zur Belohnung für so viel Offenheit gab’s am Schluss als Geschenk für den Pasta-Liebhaber eine Riesentorte in Gestalt einer Schüssel voller Spaghetti mit Tomatensauce. Die wurde nach guter italienischer Art von allen gemeinsam verzehrt.

Klaus Wowereit, Giovanni di Lorenzo und die Spaghetti-Torte.
Klaus Wowereit, Giovanni di Lorenzo und die Spaghetti-Torte.

© Henry Herrmann

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