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Würfel vor dem Hauptbahnhof. Dieses gläserne Gebäude soll 2016 auf dem Washingtonplatz errichtet werden. Mehr lesen Sie unter diesem Tagesspiegel-Link.

© Simulation: CA-Immo/3XN

Bauvorhaben in Berlin: Der Hauptbahnhof bekommt einen riesigen Zauberwürfel

Vor fast zehn Jahren gewannen die Architekten 3XN mit einem Glaskubus den Wettbewerb für ein Bürogebäude am Hauptbahnhof. Im nächsten Jahr soll der Neubau mit Blick aufs Kanzleramt kommen.

42 mal 42 Meter breit und 42 hoch - der gläserne Würfel vor dem Hauptbahnhof fasziniert durch seine Proportionen seit der Vorstellung des Wettbewerbssiegers 3XN im Jahr 2006. Nun sagt der Sprecher der Aktiengesellschaft CA Immo Markus Diekow: "Wir möchten diesen Bau starten".

Die Zeit sei reif für die Vollendung des Washington-Platzes unmittelbar vor Meinhard von Gerkans Hauptbahnhof und in Sichtweite von Axel Schultes Kanzleramt. Zumal der östliche Rand des Platzes seit dem Bau von zwei Hotels und einem Bürohaus den städtebaulichen Rahmen für den gläsernen Solitär bilden. Und ein Hingucker wird der Zauberwürfel mit einiger Wahrscheinlichkeit, zumal die nun erstmals veröffentlichte Studie für einen überarbeiteten Entwurf die glatte Fassade elegant aufbricht.

Auch Büro-Angestellte wollen mal auf den Balkon

Dass die Architekten aus Kopenhagen 3XN überhaupt noch einmal den preisgekrönten Entwurf anfassen, ist dem Markt zu schulden: "Die Mieter wollen auch bei Bürohäusern Austritte", sagt Diekow. Eine Firma hat Interesse daran, das ganze 18.500 Quadratmeter große Gebäude zu mieten, zwei weitere würden jeweils ein knappes Drittel übernehmen.

Das rege Interesse veranlasst die Aktiengesellschaft CA Immo, die das ganze Umfeld des Hauptbahnhofs auch nördlich desselben an der Heidestraße entwickelt, im kommenden Jahr Bauantrag und Baugrube vorzubereiten. Wie schnell es dann weitergeht, hängt auch von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher und ihrem Baukollegium ab. Denn die redet bei allen stadtprägenden Neubauten mit - und dürfte auch an diesem Entwurf noch ihre Spuren hinterlassen.

Das 85-Millionen-Euro-Projekt ist nur eins von vielen am Start 2016

Das 85 Millionen Euro teure Projekt ist bei weitem nicht das einzige Bauvorhaben, das CA Immo und deren Partner im kommenden Jahr anpacken. Nördlich vom Hauptbahnhof, wo das Hochhaus von Total ein städtebauliches Ausrufezeichen setzt, startet 2016 auch die Errichtung des 15.000 Quadratmeter großen Bürohauses für die Unternehmensberater von KPMG. Die Architekten KSP Jürgen Engel haben den Dreigeschosser mit zurück gesetztem Staffelgeschoss gestaltet, die Etagen wie Bänder aufeinander gesetzt und statt Gebäudekanten eine schwungvolle Rundung entworfen. 55 Millionen Euro wird der Neubau kosten, die Baugenehmigung ist erteilt, im August rücken die Bagger im Schatten der Tour Total an.

Wohnungen entstehen auch an der Heidestraße und schließen nördlich an den Hamburger Bahnhof an. Bausenator Andreas Geisel (SPD) hatte erwogen, den städtebaulichen Vertrag mit der CA Immo wieder aufzukündigen, weil von den mehr als 1000 Wohnungen gerade mal 42 öffentlich gefördert und damit zu günstigen Mieten auf den Markt kommen - besann sich dann aber eines Besseren. CA Immo Berlin-Chef Guido Schütte sagt, überzeugt habe den Senator die Summe der Investitionen der Aktiengesellschaft in den Trassenbau Heidestraße, in den Stadtplatz im Quartier sowie in die Freiflächengestaltung am Kunstcampus. Zudem hätte die Kündigung des Vertrages die Entwicklung des Quartiers um Jahre zurückgeworfen.

Die Russen sind gekommen

Nun kommt es, wie fast überall in der Stadt, überwiegend zum Bau von - teils luxuriösen - Eigentumswohnungen. Die 50 Wohnungen im "Palais Europacity" haben sich die russischen Investoren der Firma "Vesper" gesichert. Der Bauantrag für das Palais, das unmittelbar an die Freifläche des Kunstcampus anschließt, soll im kommenden Jahr gestellt werden. Bereits gestellt hat CA Immo die Bauanträge für die rund 550 Wohnungen sowie für eine Kita in die drei nördlich anschließende Baufelder. Weitere 570 Wohnungen entstehen ganz im Norden des Entwicklungsgebietes, oberhalb des Stadtplatzes. Auch für diesen Teil des neuen Quartiers gibt es schon Baurecht, aus der Baugrube wachsen sollen die Häuser in zwei bis drei Jahren. Dasselbe gilt für zusätzliche 180 Wohnungen im Zentrum des Quartiers an der Heidestraße.

Ein Neubau erinnert an das BND-Haus

Und noch eine Grundsteinlegung für ein Bürohaus in dem Gebiet ist für das kommende Jahr geplant: Gegenüber von den Rieckhallen haben die Architekten Kleihues+Kleihues einen 10000 Quadratmeter großen Komplex für den Apotheker-Verband entworfen, der stilistisch an den BND-Neubau an der Chausseestraße erinnert. Nicht ganz so weit sind die Pläne für das Nachbargebäude "Rieck2". Das hat der Münchener Tech-Architekt Henn in Stahl und Glas entworfen, muss aber noch dem Baukollegium Rede und Antwort stehen.

Unter Bürohaus-Anbietern tobt ein Verdrängungswettbewerb

Während der Zuzug von Menschen in die Stadt unvermindert anhält, so dass Verkauf und Vermietung von Wohnungen in dem neuen Quartier kaum Schwierigkeiten bereiten dürfte, verhält es sich mit den Bürobauten anders: "In Berlin herrscht ein Verdrängungswettbewerb", sagt Schütte. KPMG, Apotheker-Verband - fast kein großer Mieter kommt von außerhalb neu nach Berlin. Fast alle ziehen nur innerhalb der Stadt um und tauschen alte Gebäude gegen ihre neue Adresse am Hauptbahnhof. Dabei führen sie ihre Mitarbeiter von mehreren Standorten im neuen Haus zusammen, was "Effizienzvorteile" bringe. Auch die Kosten für den Betrieb der neuen Büros seien günstiger als die älterer Häuser.

Eine neue Mieter-Generation tritt auf und will alles anders haben

Für den Zauberwürfel am Hauptbahnhof interessieren sich besonders auch "IT-Firmen", heißt es bei CA-Immo. Diese könnten ihre avantgardistischen Bürokonzepte ohnehin nur in Neubauten umsetzen. Weil Vernetzung und Kommunikation alles ist, werden Teeküchen zu Treffpunkten ausgebaut, müssen zwischen den Etagen Gemeinschaftszonen eingerichtet werden, die auch ohne Aufzug zu erreichen sind - kurzum, große repräsentative Foyers im Erdgeschoss und Einzelbüros an langen schmalen Fluren, wie sie die "old economy" prägten, haben ausgedient.

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