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Foto: Jörg Carstensen

© dpa

Baufällige Brücken in Berlin: Auch die Mühlendammbrücke wird zur Großbaustelle

Neben der Elsenbrücke soll die Spreequerung am Mühlendamm abgerissen und neu gebaut werden. Und in Marzahn könnte das nächste Nadelöhr für den Verkehr folgen.

Die Nachricht war fast untergegangen im Schrecken um die Elsenbrücke: Auch die Mühlendammbrücke wurde für nicht sanierungsfähig befunden und muss neu gebaut werden. Damit droht eine weitere Spreequerung zur vieljährigen Großbaustelle zu werden - massive Staus inklusive.

Als ostwärtige Verlängerung der chronisch verstopften Leipziger Straße trägt die achtspurige Mühlendammbrücke pro Tag mehr als 72.000 Fahrzeuge. Damit ist sie eine der meistbefahrenen Stadtstraßen überhaupt. Sie ist Ende der 1960er-Jahre in der DDR zur selben Zeit und nach demselben Verfahren wie die Elsenbrücke errichtet worden. Der Unterschied, zumindest momentan: Bei Untersuchungen erwies sie sich zwar als marode, aber nicht als einsturzgefährdet angesichts der über die Jahre stark gewachsenen Verkehrslast.

Besondere Lage am historischen Stadtzentrum

Ein Sprecher von Verkehrssenatorin Regine Günther (für Grüne) teilte auf Anfrage mit, dass wegen der besonderen Lage der Brücke am historischen Zentrum der Stadt zurzeit gemeinsam mit der Stadtentwicklungsverwaltung und der Baukammer ein Realisierungs- und Gestaltungswettbewerb vorbereitet werde. Anfang 2019 solle das Wettbewerbsverfahren beginnen, das als Bedingung "eine Realisierung unter Aufrechterhaltung des Verkehrs" enthalte.

Wie das funktionieren soll, werde der Wettbewerb zeigen. Für den Baubeginn ist das Jahr 2022 avisiert, die Dauer noch unbekannt. Als erste Kostenschätzung für den Ersatzneubau werden 44 Millionen Euro genannt. Zum Vergleich: Der Ersatz der Elsenbrücke soll - inklusive temporärer Behelfsbrücke - zehn Jahre dauern und rund 50 Millionen Euro kosten.

Die neue Mühlendammbrücke wird so dimensioniert, dass sie auch die Straßenbahn trägt, deren Weiterbau vom Alexanderplatz zum Potsdamer Platz seit der Wende diskutiert wird. Parallel soll der gesamte Bereich um den Molkenmarkt umgestaltet werden, damit die Schneise hinter dem Roten Rathaus ihren autobahnähnlichen Charakter verliert. Die beiden Projekte sind laut Verkehrsverwaltung aber voneinander unabhängig; die Einschränkungen beim Brückenbau dürften das Projekt Molkenmarkt kaum tangieren, heißt es.

Etwas weniger dramatisch als an der Elsenbrücke

Die Situation am Mühlendamm in Mitte ist also - vorbehaltlich der Bauplanung - etwas weniger dramatisch als an der Elsenbrücke, deren Verkehrsbelastung nach der Eröffnung des Flughafens BER und der Freigabe des 500 Millionen Euro teuren Stadtautobahnstücks zwischen Neukölln und Treptower Park noch einmal drastisch zunehmen dürfte. Nur müssen sich die ohnehin überlasteten Ingenieure in der Senatsverwaltung nun um noch ein Berliner Großprojekt mehr kümmern. Im Moment werde gerade das Planungsteam für die Elsenbrücke zusammengestellt.

Ein krisenfesterer Job ist ohnehin kaum vorstellbar: Dutzende Berliner Brücken sind so marode, dass sie in den nächsten Jahren ersetzt werden müssen. Prominentester Fall ist die Rudolf-Wissell-Brücke der Stadtautobahn, aber gerade in den östlichen Stadtteilen häufen sich die Probleme: Köpenicker stehen seit Jahren um die Salvador-Allende-Brücke im Stau, die ebenfalls komplett neu gebaut werden muss und bereits halbseitig gesperrt ist. Vergleichsweise schnell geht der begonnene Abriss und Neubau der stark befahrenen Rhinstraßenbrücke am S-Bahnhof Friedrichsfelde Ost, der im Frühjahr begann und bis 2020 geschafft sein soll.

In Marzahn kommt das nächste Ungemach

Doch am anderen Ende von Marzahn bahnt sich bereits das nächste Ungemach an: Die bisher noch halbseitig befahrbare Brücke der Märkischen Allee (B158) über die Wuhletalstraße soll im Dezember komplett gesperrt werden. Damit wird die kurze Anbindung des Nordostens an den Berliner Ring gekappt. Zur Umfahrung sollen die Brückenrampen genutzt werden können, sodass die Querung zur ebenerdigen Straßenkreuzung samt Ampelregelung wird. Bezirkspolitiker fürchten massiven Ausweichverkehr durch die umliegenden Wohngebiete, zumal der Neubau erst 2020 beginnen soll und keine Behelfsbrücke vorgesehen ist: Die auch noch zu planen, würde die Kapazitäten in der Senatsverwaltung übersteigen.

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