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Zum offiziellen Baubeginn der Flughafenkurve wird eine Stahl-Spundbohle in das Erdreich gerammt. 2025 sollen die ersten Züge über die Strecke fahren.

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Bauarbeiten für „Mahlower Kurve“ beginnen: So soll die Bahn in 20 Minuten zum Berliner Flughafen BER fahren

Die Bahn startet die Arbeiten am neuen Abzweig zum BER. Nicht nur dieses Ziel soll mit dem aufgenommenen Bauabschnitt schneller erreicht werden.

Mit enormem Druck rammt die Maschine den Stahlträger in den Boden. Ringsum vibriert der gesamte Untergrund, bis das mehrere Meter lange Bauteil fast vollständig im Sand steckt. Hunderte weitere dieser Spundbohlen werden in den kommenden Wochen in den Boden des Brandenburger Ortsteils Mahlow südlich von Berlin versenkt. Sie bilden den Auftakt für die Bauarbeiten der Deutschen Bahn (DB) zur Flughafenkurve, die am Dienstagmittag offiziell aufgenommen wurden.

Der Name ist in diesem Fall Programm: Über den Abzweig südlich von Mahlow – der die Dresdner Bahn mit dem Berliner Außenring verbinden soll – sollen künftig die Züge der DB aus dem Berliner Zentrum Richtung BER fahren – und das deutlich schneller als bislang. Vom Hauptbahnhof soll die Bahnfahrt dann nur noch 20 Minuten bis zum Flughafen in Schönefeld dauern. Die Züge sollen im Viertelstundentakt entlang der Linie verkehren.

Ein Projekt von dem sich der Staatskonzern viel verspricht. Von einem „Top-Angebot“ sprach Alexander Kaczmarek, Konzernbevollmächtigter der DB für Berlin. „Wir als Berliner freuen uns, wenn der Flughafen vom Hauptbahnhof aus in 20 Minuten erreichbar ist – wir hoffen, dass es dann auch irgendwann wieder Fluggäste geben sollte.“

Auch Enak Ferlemann, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium (CDU) unterstrich die Bedeutung des Projekts: „Wir bauen etwa tausend Meter Kurve und schaffen damit acht Minuten Fahrzeitverkürzung. Klüger kann man es gar nicht machen.“ Der Anlass gebiete es, auch in Pandemiezeiten einen offiziellen Akt durchzuführen, verteidigte er inmitten der weiten Sandfläche auf der künftigen Baustelle den Pressetermin.

„So eine schnelle Verbindung zum Flughafen wird es auf anderem Weg nicht geben.“ Die Bahn sei damit als Zubringer zum Airport anderen Verkehrsmitteln klar überlegen.

Mit dem Großprojekt soll die nach dem zweiten Weltkrieg unter sowjetischer Führung abgebaute Trasse der Regional- und Fernbahn in Richtung sächsische Landeshauptstadt wiedererrichtet werden.

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Nicht nur zum BER geht es dann schneller. Wenn die neue Trasse einmal steht, wird auch Dresden von Berlin aus künftig wieder in unter hundert Minuten per Zug erreichbar sein. Denn auf Berliner Grund können die Züge dann mit Tempo 160 nach Süden fahren. Auf dem Brandenburger Abschnitt erreichen die Bahnen bis zu 200 Stundenkilometer. Auch fällt dann der Umweg über die Anhalter Bahn weg.

Bahnverbindung nach Prag und Wien wird schneller

Auch international ist die neue Route dadurch von Bedeutung, erklärt Berlins Bahnchef Kaczmarek. „Wir werden eine gute Verbindung in Richtung Prag und Wien haben. Das ist auch international eine wichtige Strecke.“

Ein solches Projekt ist nicht günstig zu haben. Insgesamt hat die Neuauflage der Dresdner Bahn ein Volumen von 700 Millionen Euro. Die 920 Meter lange Kurve bei Mahlow allein kostet 62 Millionen Euro. Im Dezember 2025 soll es endlich soweit sein. Dann sollen die ersten Züge die neue Verbindung eröffnen.

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Hinter den Verantwortlichen wird dann auch ein zeitliches Großprojekt liegen mit einer Dauer von rund drei Jahrzehnten, wie sich Bahnmanager Kaczmarek nur ungerne erinnert. Das Vorhaben habe eine „epische Vorlaufzeit“. Tatsächlich reichen die Planungen für die Strecke zurück bis Mitte der Neunziger Jahre.

In Mahlow sollen Lärmschutzwände die Bewohner schützen

1995 starteten sie offiziell mit dem Planfeststellungsverfahren wurde 1997 begonnen. Erst 2015 erging der Bescheid für den ersten Bauabschnitt auf Berliner Grund, 2017 auch für den zweiten. Bei beiden sind die Arbeiten nun im Gange. „Wir haben eigentlich gedacht, dass wir in Brandenburg schneller voran kommen“, sagte Staatssekretär Ferlemann.

Dort allerdings gab es noch bis 2020 Probleme. Erst im März vergangenen Jahres hatte die Gemeinde Blankenfelde-Mahlow ihre Klage gegen das Projekt zurückgezogen. „Der Lärm ist für uns ein ambivalentes Thema“, sagte der Bürgermeister der Gemeinde Michael Schwuchow (SPD). Erst durch denn Bau, dann später durch den Bahnbetrieb.

Mittlerweile funktioniere die Zusammenarbeit mit der Bahn jedoch „ganz gut“. Helfen sollen gegen die laute Bahntrasse unter anderem bis zu fünf Meter hohe Lärmschutzwände entlang der gesamten Strecke der neuen Flughafenkurve.

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