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Simulation der Schinkelschen Bauakademie in Berlin-Mitte

© Kai-Uwe Heinrich

Bauakademie in Berlin-Mitte: Wiederaufbau der Bauakademie gibt Rätsel auf

Der Wettbewerb zur Bauakademie ist entschieden. Was genau das Ergebnis bedeutet, ist jedoch nicht ganz klar.

Oft kommt das Beste oder jedenfalls das Wichtigste bei öffentlichen Verkündigungen politischer Entscheidungen am Ende. So zum Beispiel bei der ungeduldig erwarteten Entscheidung des Wettbewerbs zum Wiederaufbau von Berlins sagenumwobener Bauakademie. „Jetzt haben wir mehr Verwirrung angerichtet“ als aufgeklärt, sagte Marco Wanderwitz, neuer parlamentarischer Staatssekretär bei Horst Seehofers (CSU) Superministerium für Bauen, Inneres sowie Heimat – und bilanzierte damit treffend die Vorstellung eines Wettbewerbs ohne Sieger.

"Um das Ergebnis gedrückt"

Denn es half wenig, dass Wanderwitz’ Vorgänger im Amt, Florian Pronold (SPD), noch schnell hinterherschickte: „Die Jury ist sehr zufrieden.“ Denn Anlass dafür mag es in den 13-stündigen Beratungen über 78 Entwürfe zur Gestaltung des Innenlebens der architektonischen Ikone durchaus gegeben haben. Nur lässt sich diese nicht erschließen für die Öffentlichkeit, deren Eindruck ein Kollege aus den hinteren Reihen am Montag auf den Punkt brachte: Da habe man sich wohl „um das Ergebnis gedrückt“.

Über die Gründe darf jetzt spekuliert werden: Will der Bund die Bauakademie vielleicht doch nicht wirklich bauen? Der Haushaltsausschuss hatte zwar 60 Millionen Euro bewilligt, aber das Geld reicht bei Weitem nicht aus und galt schon damals eher als Symbol einer ernsthaften Absichtserklärung, zumal es im Zuge eines Bündels von Haushaltsentscheidungen auf Drängen einzelner SPD-Abgeordneter bewilligt wurde – gleichsam zur Befriedung des Parteiproporzes. Und weil die Machtverhältnisse im Bauressort von links nach rechts wanderten, könnte die Jury mit ihrer Zurückhaltung dem neuen Bundesbauchef Horst Seehofer einfach Zeit zur Einarbeitung verschafft haben.

Kein Neustart geplant

Kippen wird das Projekt – Stand heute – eher nicht. Auch das sagte „der Neue“ Marco Wanderwitz: Es werde „keinen Neustart“ geben, man werde gemeinsam das „spannende Projekt weiter vorantreiben“. Und „wir befinden uns auf dem Weg zum Realisierungswettbewerb“.

Aber was genau hat denn nun dieser „Programmwettbewerb“ ergeben? „Wir wollen kein Archiv dort, auch nicht Büroräume oder Wohnungen für Studierende“, sagte Pronold. Und dass ein künftiger „Intendant“ der Bauakademie „nicht ein so großes Büros bekommt, wie Schinkel es mal hatte“. Damit „haben wir schon einen Fortschritt gemacht“, so der Staatssekretär a.D.

Und Berlins Baudirektorin Regula Lüscher, die sich für das Land auch Hoffnungen auf eine Beteiligung vielleicht auch in Form nutzbarer Flächen macht, sekundierte: „Entwerfen ist Verwerfen“. Auch ein 50 Meter hoher Wohnturm, der unter den Vorschlägen gewesen sei, werde nicht am Platz der Bauakademie entstehen, die „sicher kein Ort für Beiträge zur Wohnungsfrage ist“.

Unsicher, wer einziehen soll

Der Mensch will eben lieber an das Nichts glauben als nicht zu glauben, hatte Nietzsche mal gesagt – nicht zu glauben, aber keiner der insgesamt zehn gelobten Vorschläge wird also umgesetzt. Stattdessen könnten „Bruchstücke“ verwendet werden. Vorausgesetzt, der Bund und Berlin wären sich einig, wer denn überhaupt einzieht. TU und Goethe-Institut wurden genannt, aber das ging Pronold schon zu weit, weshalb der Sozialdemokrat die Katholische Kirche nannte, einen möglichst weit hergeholten Nutzer, wiewohl Pronold dem bayerischen Passau entstammt.

Ach ja, die Preisträger gab es ja auch, so viele, dass ihre Vorschläge eigentlich nicht wirklich ins Gewicht fallen: die Architekten AFF mit dem Berliner Galeristen Ulrich Müller (weil es Veranstaltungen in der Bauakademie geben wird), HG Merz, Limited Edition sowie Dreher, alle drei ebenfalls aus Berlin, und auch Studioeuropa mit Fopp Zaugg aus Zürich in der Schweiz.

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