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Ganz unten. Vor einem Jahr wurde durch einen Tunnel der Tresorraum der Volksbank in Steglitz geknackt. Mehr Fotos gibt es unter www.tagesspiegel.de/polizei.

© dpa

Bankraub in Berlin-Steglitz: Tunnelcoup jährt sich – Opfer demonstrieren

Der Fall war spektakulär und ist bis heute ungeklärt: Vor einem Jahr stiegen Einbrecher in eine Filiale der Volksbank in Berlin-Steglitz ein. Zuvor hatten sie einen Tunnel in den Tresorraum gebohrt. Viele Opfer warten seitdem auf Entschädigung.

Wut und Enttäuschung über ihre Bank – beides mischt sich bei den Betroffenen, die genau ein Jahr nach dem spektakulären Einbruch in den Tresorraum der Volksbank in Steglitz am heutigen Dienstag mittags vor der Filiale demonstrieren wollen. Die Interessengemeinschaft hatte sich nach dem Tunnel-Coup am 14. Januar 2013 gebildet. Die rund 50 Mitglieder fordern, wie berichtet, noch nicht zugeordnete Wertsachen, die von den Tätern zurückgelassen worden waren, zurück. Zudem verlangen sie von der Bank Gespräche über eine Entschädigung.

Der Mediationsanwalt Michael Plassmann vertritt einen Teil der Geschädigten. Er weiß, dass die Volksbank die Vorwürfe der Betroffenen zurückweist. Die Bank betont, dass die Kunden, die versichert waren, kürzlich entschädigt worden sind. Allerdings nur die 20 Prozent, die auch eine separate Versicherung abgeschlossen hatten. Die restlichen 80 Prozent (294 Kunden) gehen leer aus, weil sie keine Zusatzversicherung hatten. Diese kostete 30 Euro pro Jahr bei einem Gegenwert von 29 000 Euro im Fach. Je höherwertig der Inhalt, desto höher die Versicherungsgebühr.

Doch die Betroffenen wollen alle entschädigt werden. Plassmann sieht da Chancen, denn man könne die Verschuldungsfrage auch anders betrachten. So beruft sich die Bank darauf, dass „die baulichen und technischen Sicherungsmaßnahmen für die Schließfachanlage in Steglitz durch den Sachversicherer geprüft wurden“ und demnach in vollem Umfang den Anforderungen entsprochen hätten. Plassmann bezweifelt das. Schließlich hatten die Täter es geschafft, durch einen 45 Meter langen Tunnel in den Tresorraum zu gelangen und die Schließfächer zu öffnen. Zudem müsse die Frage gestellt werden, ob der alarmierte Sicherheitsdienst alle erforderlichen Maßnahmen ergriffen habe, die nach dem Alarm nötig gewesen wären. Laut Ermittlungen waren die Mitarbeiter wieder weggefahren – ohne in den Tresorraum zu gehen und nachzuschauen. Warum haben sie so gehandelt?

Auch muss laut Plassmann geklärt werden, ob jeder Kunde bei Abschluss des Vertrags darauf hingewiesen wurde, dass eine Zusatzversicherung nötig ist. Volksbank-Sprecherin Nancy Mönch beharrt darauf, dass jeder Kunde darauf hingewiesen worden sei.

Der Tunnelcoup war einer der spektakulärsten Kriminalfälle der Stadt. Von den Tätern fehlt trotz großer Öffentlichkeitsfahndung bis heute jede Spur. Sie räumten rund 300 Schließfächer im Tresorraum aus.

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