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Alles, was ihn umgeben hat, habe er "hineingenommen in die Bilder“, sagte Bisky bei der Ausstellungseröffnung.

© Annette Kögel

Balagan auf Bötzow: Norbert Bisky zeigt seine Bilder aus Israel

Drei Monate hat der Berliner Künstler Norbert Bisky in Tel Aviv verbracht und sich dort inspirieren lassen. Seine Bilder aus dieser Zeit sind nun in der früheren Bötzow-Brauerei zu sehen.

Party, Lebensfreude und Ausgelassenheit. Das zeigt die neue Ausstellung mit Bildern von Norbert Bisky in der früheren Bötzow-Brauerei. Für die teils sehr großflächigen, farbintensiven Bilder hat der Künstler drei Monate lang sein Berliner Atelier mit dem Maler Erez Israeli getauscht und ist nach Tel Aviv gezogen. Otto-Bock-Chef Hans Georg Näder, der das Brauereigelände in Prenzlauer Berg nach einem Masterplan von David Chipperfield zu einem Zentrum für Medizintechnik, Kultur und Lifestyle ausbaut, hatte die Werke in Auftrag gegeben.

Als „kleiner Sammler aus der Provinz“ sei er der Überzeugung, dass man eigentlich nur große Kunst sammeln sollte, „große Formate von großen Künstlern“, sagte der Weltmarktführer in technischer Orthopädie. Das Unternehmen war 1919 von Näders Großvater in Kreuzberg gegründet worden und ist heute in Duderstadt ansässig. „In Berlin ein Baby auf die Welt zu bringen, ist umfassender als in Duderstadt“, sagte Näder und kündigte gleichwohl an: „In wenigen Wochen können wir mit dem Otto Bock Future Lab beginnen.“ Die Erfindungen seiner Mitarbeiter sollen durch die Szene in Prenzlauer Berg stimuliert werden: „Wir wollen uns verheiraten mit der jungen Start-up-Szene.“

Wowereit dankte für die Unterstützung

Schon jetzt entwickelt er das Gelände mit aufsehenerregenden Vernissagen zu einem wichtigen gesellschaftlichen Treffpunkt. Dem früheren Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit, der mit seinem Lebenspartner Jörn Kubicki gekommen war, dankte er für die Unterstützung des Projekts, in das um die 250 Millionen Euro fließen. Auch Ministerin Andrea Nahles und Thomas Oppermann waren gekommen, außerdem das Künstlerpaar Eva & Adele. Bisky sagte über die Zeit in Tel Aviv, er habe „alles, was mich umgeben hat, mit hineingenommen in die Bilder“. Er sei viel gelaufen, von der Wohnung zum Atelier, zum Strand, und er habe viel ferngesehen. Für den Künstler war die Arbeit gar nicht so leicht, denn die Atelierwände waren viel kleiner als die knapp fünf Meter hohen Brauereiwände. Meer und Wellen und gebräunte Menschen sind auf den Bildern zu sehen, außerdem Kachelmotive, die typisch sind für die Stadt. Zwischen den kleineren Bildern hängt eine einfache Wanduhr mit hebräischen Buchstaben. Tim Raue hat zur Ausstellung, wie es schon Tradition ist, in seinem Brauerei-Restaurant „La Soupe Populaire“ ein passendes Menü komponiert, scharfen Couscous und gegrillte Dorade auf Wassermelone.

„Balagan“ ist der Titel der Ausstellung. Das Wort kommt aus dem Persischen und kann einerseits Unordnung, Wirrwarr und Chaos bedeuten, andererseits Ausgelassenheit, Lebensfreude und Party. Nach 20-jährigem Leerstand kann man auf Bötzow seit 2010 wunderbar beobachten, wie unter Näders Regie aus Wirrwarr Lebensfreude und aus Chaos Kreativität wird. Bis zum 30. August, Prenzlauer Allee 242, Do–Sa 15–20 Uhr, So 14–18 Uhr

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